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ReitschuleSonnenberger Hof in Königswinter spezialisiert sich auf Beerenanbau und Islandpferde

Lesezeit 4 Minuten
Grüne Pflanzen auf „Stellagen“ unter einem Tunnel mit weißer Plane.

Geschützt vor Frost, Hagel und Hitze werden auf dem Sonnenberger Hof unter Folientunnel Erd- und Brombeeren angebaut.

Der Anbau von Brombeeren und Erdbeeren und eine Reitschule mit Islandpferden – das sind die zwei Standbeine des Sonnenberger Hofes in Königswinter.

Was haben Erdbeeren mit Islandpferden zu tun? Normalerweise wohl eher nichts. Im Falle von Markus und Irene Schmitt aber eine ganze Menge. Die Reitschule und der Pensionsbetrieb für Islandpferde auf der einen Seite und die Spezialisierung auf den Anbau vor allem von Brombeeren und Erdbeeren auf der anderen Seiten bilden die beiden Standbeine für ihr Familienunternehmen, das sie auf dem historischen Sonnenberger Hof bei Stieldorferhohn führen.

Die Landwirtschaft hat dort eine lange Tradition. Der Hof wurde laut dem virtuellen Heimatmuseum schon 1350 erstmals erwähnt und war später Jahrhunderte Lehnshof des Klosters Heisterbach. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg kaufte Markus Schmitts Urgroßvater Ferdinand Schmitt das historische Anwesen, das seither in Familienbesitz ist.

Islandpferde wurde eher zufällig ein Thema für den Sonnenberger Hof

Dass aber die Islandpferde ein Schwerpunkt des Unternehmens wurden, ist eher dem Zufall zu verdanken. 2001 stand quasi ein Freund mit seinen Pferden vor der Tür, die er aus einem Stall hatte nehmen müssen. Und da die Familie am Sonnenberger Hof gerade einen Schuppen baute, bot Seniorchef Heiner Schmitt an: „Stell' sie doch bei uns unter, bis du was Besseres findest.“

„Das hat sich herumgesprochen“, sagt Irene Schmitt, die wie ihr Mann Markus studierte Agrarwissenschaftlerin ist. So entstanden am Hof nahe des Teufelsarschbachtals im Lauf der Zeit Stallungen, in denen heute 80 Islandpferde von ihren Haltern eingestellt sind. Für die Reitschule mit ihren rund 20 Pferden stehen auf dem Hof zwei Reitplätze sowie eine Ovalbahn zur Verfügung.

Ein Mann und eine Frau mit einer roten Bärenfigur.

In vierter Generation betreiben Irene und Markus Schmitt den Sonnenberger Hof bei Königswinter-Stieldorferhohn.

Islandpferde seien perfekt für den Reitunterricht, betont die 42-Jährige. Sie seien nicht so groß, robust und würden nicht nervös. Irene Schmitt, die mehrere Weiter- und Ausbildungen absolvierte, schult auch ihre Trainerinnen umfassend. „Sie müssen sowohl mit den Pferden als auch mit den Schülern umgehen können.“ In den Oster-, Sommer- und Herbstferien bietet der Sonnenberger Hof jeweils mehrere vier- oder fünftägige Reitwochen an.

Gleich neben und rund um die Reitanlagen prägen jedoch die großen Folientunnel das Bild des landwirtschaftlichen Gutes, in denen Markus Schmitt Brombeeren und Erdbeeren anbaut. Im Freiland kommen noch Äpfel und Birnen hinzu.

Schön seien die Tunnel nicht, räumt der 44-Jährige ein. Er werde auch immer mal wieder auf die hohen, mit weißen Planen überdeckten Röhren angesprochen. „Aber wenn wir erklären, warum wir das machen, haben alle Verständnis.“

Die begehbaren Folientunnel sind unter anderem dem Klimawandel geschuldet. Darauf müsse man reagieren, betont der Obstbauer. Die Folien schützten die Erdbeeren und die Brombeeren vor Frost, Hagel und Sturm. Und nicht zuletzt vor der Sonneneinstrahlung. „Brombeeren verbrennen innerhalb kürzester Zeit“, sagt der Landwirt und erinnert an die letzten Hitzesommer.

Die Anbaumethode ermöglicht zudem nicht nur den Einsatz von Nützlingen, die Schädlinge auf natürliche Weise bekämpfen, auch die Wasserzufuhr könne gezielt gesteuert und dosiert werden. Und schließlich sind da die Arbeitsbedingungen für die Erntehelfer. Sie seien ebenfalls vor der Witterung geschützt, und der Anbau der Erdbeeren in sogenannten „Tischkulturen“ (Stellage-System) mache eine Ernte im Stehen möglich.

Personalkosten machen dem landwirtschaftlichen Betrieb Sorgen

Landwirtschaftsunternehmen stünden in Konkurrenz um die Saisonarbeitskräfte, und diese seien untereinander wiederum gut vernetzt. „Wenn die Arbeitsbedingungen nicht so gut sind, spricht sich das schnell rum“, sagt der Landwirt, der attraktive Arbeitsbedingungen bieten will und eine Erhöhung des Mindestlohns ausdrücklich begrüßt, schließlich sei die gesamte Ernte Handarbeit.

Allerdings hätten die Mitbewerber beispielsweise in Spanien oder Portugal immer noch sehr viel niedrigere Personalkosten. Markus Schmitt fürchtet sich nach eigenem Bekunden durchaus vor den wirtschaftlichen Auswirkungen auf seinen Betrieb und die Wettbewerbsfähigkeit seiner Erzeugnisse. Der Landwirt spricht gar von einer Bedrohung für die Existenz des Hofes.

Zwei junge Mädchen reiten auf Islandpferden.

„Das hat sich herumgesprochen“: Die Reitschule und der Pensionsbetrieb für Islandpferde sind ein Standbein des Betriebes.

Die Personalkosten, die bei ihm beim Preis einer Schale Beeren rund 50 Prozent ausmachten, seien eine echte Herausforderung. Irene und Markus Schmitt vermarkten ihr Obst lokal – in der Saison beliefern sie vier Supermärkte im Siebengebirge täglich mit frischer Ware – und regional über den Großhändler Frutania in Grafschaft, den sie auch täglich vom Sonnenberger Hof aus anfahren.

Die Reitschule und die Pferdepension haben die Unternehmer auch aufgebaut, weil zwei Familien von der Landwirtschaft leben müssen, sagt Irene Schmitt. Sie und ihr Mann haben den Betrieb zwar 2021 von seinen Eltern Heiner und Uschi Schmitt übernommen. „Aber meine Eltern sind beide noch dabei und werden in jede Entscheidung eingebunden“, sagt Markus Schmitt. „Wir sind sehr froh darüber. Ohne sie ginge es nicht.“