„Kontor & Kaffeehaus“ in der AltstadtStreit um Außengastronomie in Königswinter

Hier noch ohne Poller: Die Außengastronomie vom „Kontor & Kaffeehaus“ an der Bungertstraße verursacht Ärger in der Altstadt. Inzwischen ist die Zufahrt von der Rheinallee aus möglich, von der Hauptstraße aus (Bild) nicht mehr. Ob das so bleibt, steht dahin.
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Königswinter – Bekommt das "Kontor & Kaffeehaus" in der Altstadt doch keine Außengastronomie? Vorige Woche hatte der Hauptausschuss den Betreibern die Erlaubnis erteilt, testweise bis Oktober einige Tische neben das Lokal auf der Bungertstraße aufzustellen, um die Existenz des kleinen Betriebs in der Corona-Krise zu sichern.
Jetzt macht die Stadt möglicherweise einen Rückzieher: Die Verwaltung soll die Verkehrssituation in der Bungertstraße in den nächsten Tagen beobachten und die Genehmigung für die Außengastronomie gegebenenfalls wieder rückgängig machen. Das beschloss der Königswinterer Stadtrat in seiner Sitzung am Mittwochabend nach langer Debatte mehrheitlich.
Die SPD-Fraktion hatte das Thema erneut auf die Tagesordnung gehoben, nachdem mehrere Anwohner mit einer Klage gedroht hatten. Der Grund: Um die Zufahrt von der Hauptstraße aus in die Bungertstraße zu blockieren, war ein Poller versetzt worden, der ursprünglich die Zufahrt von der Rheinallee verhindert hatte. Dadurch verirrten sich viele Autofahrer von der Rheinallee kommend in die Bungertstraße, ärgerte sich Anwohnerin Berit Brandau im Stadtrat: "Der Verkehr verschiebt sich in die enge Gasse." Da es dort keine Wendemöglichkeit gebe, müssten die Pkw mühsam zurücksetzen. Vor allem in den Sommermonaten, in denen viele ortsfremde Tagestouristen nach Königswinter kommen, befürchtet Brandau einen Verkehrsstau.
Poller gefährdet Existenzen
"Sehr gravierend" findet auch Katja von Buddenbrock die Versetzung des Pollers. Sie betreibt nach eigenen Angaben eine Praxis für Physiotherapie in der Bungertstraße und stellt ihren Patienten, die teils schlecht zu Fuß sind, Parkplätze vor dem Haus zur Verfügung. Da diese nun nicht mehr mit dem Auto zu erreichen seien, sieht sie ihre Existenz gefährdet.
Die Politik zeigte sich gespalten: Eine Genehmigung der Außengastronomie hätte "unzumutbare Folgen" für die Anlieger, erklärte SPD-Ratsmitglied Joachim Hirzel. Auch Bürgermeister Peter Wirtz (CDU) plädierte dafür, die Genehmigung aufzuheben. Burkhard Rinkens (CDU) und Alexander Stucke (KöWi) meinten dagegen, es sei noch zu früh, um eine Entscheidung zu treffen. Man sollte stattdessen prüfen, ob sich die Autofahrer in den nächsten Wochen an die neue Verkehrssituation gewöhnen.
Wahl "zwischen Pest und Cholera"
Die Entscheidung sei eine Wahl "zwischen Pest und Cholera", betonte Ratsmitglied Roman Limbach (CDU). Die Außengastronomie zu verbieten, würde dem "Kaffeehaus & Kontor" schaden, eine Entscheidung pro Außengastronomie dagegen zulasten der Anwohner gehen und möglicherweise eine Klage nach sich ziehen.
Der Rat folgte dem Vorschlag der CDU-Fraktion, die Entscheidung in die Hände der Verwaltung zu legen. Die Stadt will den Verkehr an der Bungertstraße nach Angaben des Technischen Dezernenten Theo Krämer voraussichtlich bis zum Wochenende beobachten. Danach soll entschieden werden, ob die Genehmigung rückgängig gemacht und der Poller wieder umgesetzt wird.
Das "Kaffeehaus & Kontor" hatte beantragt, einige Tische an der Bungartstraße aufstellen zu dürfen: Das Lokal sei zu klein, um es unter Einhaltung der Corona-Abstandsregeln wirtschaftlich betreiben zu können. Der Antrag war zunächst Anfang Juni im Verkehrsausschuss und danach im Hauptausschuss diskutiert worden, bevor er im Stadtrat das dritte Mal auf den Tisch kam.
Kritik und Irritationen
Die Genehmigung der Außengastronomie in der Bungertstraße hat beim Gewerbeverein Altstadt zu Irritationen geführt. Auf der einen Seite lasse die Stadt im Norden der Fußgängerzone im Erdgeschoss Wohnungen statt Gewerbe zu, um die Fußgängerzone zu stabilisieren, zugleich erweitere sie mit der Außengastronomie den Gewerberaum quasi Richtung Süden, kritisiert Vorsitzende Martina von Stuyvenberg-Rauh. Zudem sei die Außengastronomie an der Bungertstraße schon vor 11 Uhr möglich, in der Fußgängerzone dagegen nicht. Man erwarte einheitliche Regelungen für alle.Königswinters Technischer Dezernent Theo Krämer bestätigte zwar, dass wegen des Lieferverkehrs in der Fußgängerzone die 11-Uhr-Regelung gelte. Wie das an der Bungertstraße geregelt werden solle, sei aber bisher noch nicht entschieden. (csc/mo)