Museum in KönigswinterHaus Schlesien wird für 1,6 Millionen Euro modernisiert

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Das Herzstück des neuen Dokumentation- und Informationszentrums ist der rund 300 Quadratmeter große Raum für die Dauerausstellung.

Das Herzstück des neuen Dokumentation- und Informationszentrums ist der rund 300 Quadratmeter große Raum für die Dauerausstellung.

Königswinter – Als die Bauarbeiter eine Wand durchbrachen, um einen großzügigen Durchgang zum reizvollen Park von Haus Schlesien zu schaffen, da stießen sie auf Steinbrocken, Ziegel und Mörtel und was man sonst noch so verbaut hat in früheren Zeiten. „Das Gemäuer hält ständig Überraschungen parat“, sagt Nicola Remig in dem Raum, der das Namslauer Stübel beherbergte (es wird in verkleinerter Version nebenan weiterbestehen) und in dem künftig der Kassenbereich und der Museumsshop des Dokumentations- und Informationszentrums von Haus Schlesien unterkommen.

Noch allerdings wartete dieser Tage bei einer Besichtigung der nackte Betonboden auf die Verkleidung durch schlesischen Granit und ragte eine abgeklemmte Wasserleitung samt Hahn in die Höhe. Eine Etage darüber baumelten Leitungen an der Wand, hingen Planen herunter, stapelten sich Rigipsplatten auf dem Boden und war die Decke noch ohne Verkleidung.

Hintergründe

Das Haus Schlesien versteht sich als Erinnerungs- und Lernort. Neben dem Dokumentations- und Informationszentrum, dessen Ausstellungsräume gerade modernisiert werden, gehört auch eine Gastronomie (mit Restaurant und Räumen zum Feiern und Tagen sowie Biergarten), ein Hotel und eine Bibliothek zur Einrichtung. Das Museum hatte zuletzt rund 10 000 Besucher im Jahr.

„Unabhängig, weltanschaulich neutral und serviceorientiert richtet sich Haus Schlesien mit seiner Arbeit an Heimatvertriebene, Schlesier und ihre Nachkommen, an Besucher aus Polen und den europäischen Nachbarländern sowie an Gäste aus der Region“, heißt es im Leitbild. „Es steht Kultur- und Geschichtsinteressierten, wissenschaftlich und privat Forschenden, Schülern und Studenten, Erholungssuchenden, Familien oder Einzelbesuchern sowie Firmen und Vereinen offen.“

Träger ist der 1973 gegründete gemeinnützige Verein Haus Schlesien, der den einstigen Fronhof 1978 für 300 000 D-Mark von der Stadt Königswinter übernahm und im Laufe der Jahre viel Geld in Erhalt und Modernisierung investierte. (csc)

www.hausschlesien.de

Dass hier, im rund 100 Quadratmeter großen Raum im ersten Obergeschoss, in dem einmal die volkskundliche Abteilung von Haus Schlesien untergebracht war, der aber künftig für Sonderausstellungen zur Verfügung steht, schon im April eine erste Präsentation gezeigt werden soll, fällt dem Laien da noch schwer zu glauben. Doch Nicola Remig, die Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums, ist zuversichtlich. „Sie glauben ja gar nicht, wie flott die hier arbeiten“, sagt sie über die zu der Zeit aktiven Arbeiter aus fünf Gewerken.

Seit Oktober geschlossen

Seit Oktober vorigen Jahres ist das Museum von Haus Schlesien geschlossen, weil es für rund 1,6 Millionen Euro umgebaut und komplett modernisiert wird. Finanziert wird das Großprojekt durch Mittel der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien, Monika Grütters. Rund 600 000 Euro sind als Baukosten inklusive Brandschutzmaßnahmen vorgesehen, mit etwa einer Million Euro wird laut Remig für die künftige Gestaltung der Ausstellung kalkuliert. Wie die im Detail aussehen soll, ist noch offen. Die Ausstellungsgestaltung wird in diesen Wochen ausgeschrieben. Ihre Eröffnung ist erst für Ende 2021, Anfang 2022 vorgesehen. Einen Teil des Museumsbestandes wurde bis dahin eingelagert, einige größere Objekte wurden als Dauerleihgaben aber auch andere Museen gegeben, etwa das Breslauer Stadtmuseum. „Wir wollen die Gesamtschließung so kurz wie möglich halten“, sagt Nicola Remig bei einem Baustellenbesuch. Mit der Präsentation der Bunzlauer Sammlung aus Siegburg im Frühjahr, die Haus Schlesien als Schenkung übernommen habe, wolle die Einrichtung wieder stärker in die öffentliche Wahrnehmung zurück.

Arbeiten im neuen Raum für die Sonderausstellungen.

Arbeiten im neuen Raum für die Sonderausstellungen.

Groß und licht präsentiert sich in den Tagen des Umbaus das eigentliche Herzstück des neuen Zentrums, der rund 300 Quadratmeter umfassende Raum für die Dauerausstellung. Der ist zurzeit weitgehend leer. Bis auf das große Diorama, das Szenen der Schlesischen Kriege zeigt und das zum Schutz gut eingepackt ist, und den wertvollen Breslauer Barockschrank, der geschützt hinter dicken Planen an einer Wand steht und als „übergeordnetes Leitobjekt“ die Intention und Ziele der neuen Dauerausstellung veranschaulichen soll, wie es im Konzept heißt.

Im künftigen Kassenbereich und Museumsshop: Nicola Remig, Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums.

Im künftigen Kassenbereich und Museumsshop: Nicola Remig, Leiterin des Dokumentations- und Informationszentrums.

„Er erzählt eine besondere Geschichte“, sagt Nicola Remig über den aufwändig gestalteten Barockschrank. Das Konzept sieht die Einteilung der Dauerausstellung in sieben Module vor, die unter Überschriften stehen wie „Schlesien zwischen den Mächten und Kulturen“ oder „Schlesien im Spannungsfeld zwischen Deutschland und Polen“. Den Mittelpunkt bilden Exponate und Objekte aus der umfangreichen Sammlung des Hauses, darüber hinaus soll über moderne, interaktive Medien gezielt auch das heutige, medienaffine Publikum angesprochen werden. Das sei vor allem für die Arbeit mit Studierenden und regionalen Schulen wichtig.

Blick in den Innenhof von Haus Schlesien, in das der gleichnamige Trägerverein im Laufe von Jahrzehnten viel Geld investiert hat.

Blick in den Innenhof von Haus Schlesien, in das der gleichnamige Trägerverein im Laufe von Jahrzehnten viel Geld investiert hat.

„Bisher“, sagt Nicola Remig in dem großen Saal mit dem freiliegenden Dachstuhl, „hatten wir hier hinten die Dauerausstellung und vorne die Sonderausstellungen. Das war verwirrend.“ Der neue Raum für die Sonderausstellungen sei flexibel nutzbar, je nachdem ob er für die Präsentation beispielsweise von Skulpturen oder Gemälden, für Themen- oder Gastausstellungen genutzt werden soll.

Eine „besondere Herausforderung“ werde es für den Ausstellungsgestalter, eine Verbindung zwischen den Kassen im Erdgeschoss und der Treppe beziehungsweise dem Aufzug zur Ausstellungsebene zu schaffen, glaubt Remig. Schließlich wolle man auch Wanderer und Radfahrer, die die Gastronomie mit dem Biergarten im Innenhof besuchen, nach oben in die Ausstellungen locken. Ein Punkt, der dabei helfen könnte: Zahlten Besucher bisher drei Euro Eintritt, ist der Besuch der Ausstellungen künftig kostenlos.

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