Rheinhotel Loreley schließtJuniorchef sieht Entwicklungen in Königswinter als Grund

Seit Jahrzehnten trägt das 1893 erbaute Hotel in der Rheinallee, den Namen der Sagengestalt Loreley. Nach mehr als 100 Jahren Hotelbetrieb ist bald Schluss: Ende März schließt das Rheinhotel.
Copyright: Martin Magunia
Königswinter – Es ist das Ende einer Ära: Nach rund 45 Jahren hat sich die Familie Maderer nun dazu entschlossen, das Rheinhotel Loreley zu verkaufen.
Eines steht laut Juniorchef Cedric Maderer dabei fest: Der Hotelbetrieb wird in Zukunft eingestellt. Dem Vernehmen nach sieht der Käufer in den oberen Stockwerken Wohnungen vor, im Erdgeschoss ist laut Bebauungsplan eine Wohnnutzung nicht zulässig, hier könnte es weiterhin einen Gastronomie-Betrieb geben.
Die Gründe für den Verkauf des prunkvollen Hotels seien vielfältig, wie Maderer, dessen Großeltern die Loreley 1972 pachteten und 1974 schließlich erwarben (siehe Kasten), im Gespräch mit der Rundschau betont. Allen voran führt er aber „Querelen mit der Stadt“ an, die dem Hotelbetrieb viele Steine in den Weg gelegt hätte.
Historie
Das heutige Hotel Loreley wurde im Jahr 1893 unter dem Namen „Goldener Drache“ erbaut. Kurz vor der Fertigstellung stürzte die Nordseite des Hauses ein. Das Hotel wurde am 9. Mai 1895 schließlich unter dem Namen „Monopol – Metropol“ eröffnet und im Laufe der Jahre zum Quartier für die hohen Herrschaften aus Preußen, die von Düsseldorf oder Bonn mit dem Schiff nach Königswinter anreisten. Kaiser Wilhelm II. feierte hier 1899 seinen 40. Geburtstag.
Nach dem Ersten Weltkrieg erwarb der der Deutsche Beamtenwirtschaftsbund das Hotel Monopol, renovierte es und gab ihm dem Namen „Loreley“. Im Zweiten Weltkrieg diente es als Kinderhort und Lazarett, danach wechselten die Pächter und Eigentümer häufig, bis es 1971 ganz geschlossen wurde. 1972 pachtete die Mamatila/Maderer KG das Hotel und renovierte es von Grund auf. Am 30. September 1974 erwarb Karola Maderer das Hotel. Nach einem Brand im Jahr 1982, der den Dachstuhl und die oberen beiden Stockwerke vernichtete, begann Manfred Maderer mit dem Wiederaufbau. 1995 zerstörte das Jahrhunderthochwasser Teile des Gebäudes.
Neben der barocken Bauweise begeistert das Hotel Kunstliebhaber unter anderem auch mit einer Nachbildung eines Gemäldes von Anthonys van Dyck, das vermutlich zwischen 1880 und 1890 entstand. (mdh)
„Die Stadt stirbt als Touristenstadt. Wir haben uns immer mehr zum Geschäfts- und Businesshotel entwickelt“, bilanziert der Hotelier. Die Bettensteuer, die Parkregelung an der Rheinallee, die neue Regelung des Radweges entlang des Rheins und weitere Auflagen hinsichtlich Konzessionen und Brandschutz hätten dem Familienbetrieb spürbar zu schaffen gemacht. Insgesamt werde die Rheinallee sowie die Altstadt zu sehr vernachlässigt, moniert Maderer: „Der Ort verliert immer mehr an Anziehungskraft.“
Daneben seien aber auch andere „gastronomie- und hotelspezifische Gründe“ für die Entscheidung verantwortlich gewesen, unter anderem der Hotelboom in Bonn. „Dadurch herrscht bald eine Überkapazität“, so der Juniorchef. Als „interne Beweggründe“ nennt Maderer zudem die Regelung des Erbes, die sich – weil seine Mutter zwei Geschwister habe – möglicherweise schwierig gestaltet hätte.

Seit Jahrzehnten trägt das 1893 erbaute Hotel in der Rheinallee, den Namen der Sagengestalt Loreley. Nach mehr als 100 Jahren Hotelbetrieb ist bald Schluss: Ende März schließt das Rheinhotel.
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Obwohl die Zeichen Mitte vergangenen Jahres noch ganz anders aussahen, wie Cedric Maderer heute rückblickend feststellt, hätten all diese Faktoren in der Summe dann den Ausschlag für den Verkauf gegeben, als die Familie das Angebot erreicht hat. „Das Angebot kam sehr kurzfristig, die Entwicklung war eigentlich nie darauf ausgelegt, dass wir verkaufen.“ Insbesondere das vergangene Jahr sei für den Hotelbetrieb „wahnsinnig gut“ gewesen. Der Sommer mit seinen Rekordtemperaturen, so der Hotelier, habe sein Übriges dazu beigetragen. „Das hat die Entscheidung zusätzlich erschwert“, so der Juniorchef.
Und dennoch steht es nun fest: das Rheinhotel macht dicht. Maderer erläutert zum Verkauf: „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Ich bin hier groß geworden, das ist mein Zuhause und die Hotellerie meine Leidenschaft. Emotional blutet das Herz immer noch. Aber am Ende war es eine Entscheidung des Kopfes.“ Viele Tränen seien in den letzten Wochen geflossen. Nun macht die Familie Maderer erst einmal aber weiter: Bis Ende März ist das Rheinhotel Loreley noch in Betrieb. „Bis dahin sind wir noch jeden Tag im Einsatz, da gibt es auf jeden Fall noch genug zu tun“, so Juniorchef Maderer. Mittlerweile seien bereits viele Menschen auf die Familie zugekommen und hätten ihren Zuspruch kundgetan.
Obwohl der Ärger über die von Maderer geschilderten Entwicklungen, die letztlich zum Verkauf geführt hätten, langsam der Wehmut weiche, sieht zumindest Cedric Maderer seine berufliche Zukunft vorerst nicht mehr in der Drachenfelsstadt. „Der Hotellerie werde ich wahrscheinlich erhalten bleiben, dem Ort werde ich aber erst einmal den Rücken kehren.“