Südtangente und Rheinquerung„Wir machen die Bonner Hausaufgaben“

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Bonn – „Wir wollen beides.“ Mit diesen drei Worten bringt Roman Limbach, Vorsitzender der CDU Königswinter, die Haltung der Christdemokraten im Rhein-Sieg-Kreis auf den Punkt.

Sowohl die umstrittene Südtangente zwischen Bonn-Hardtberg und Sankt Augustin-Birlinghoven als auch die weitaus weniger umstrittene neue Rheinquerung zwischen Godorf und Niederkassel seien nötig, um die Verkehrsprobleme der Region Bonn/Rhein-Sieg in den Griff zu bekommen.

Das sagten Roman Limbach und Oliver Krauß, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion, am Montag vor der Presse in Königswinter, bevor sie an einer Veranstaltung der Rhein-Sieg-CDU zum gerade vorgelegten Entwurf des Bundesverkehrswegeplans („Freie Fahrt in der Region?“) teilnahmen.

Rheinbrücke keine Alternative zur Südtangente

Nachdem sich die Planungsausschüsse der Stadt Bonn und des Rhein-Sieg-Kreises in einer gemeinsamen Sitzung zwar auf die neue Rheinbrücke verständigen konnten, nicht jedoch auf die Südtangente (die Rundschau berichtete), legten Limbach und Krauß Wert darauf, dass sie den Venusbergtunnel und den Ennertaufstieg nach wie vor für unverzichtbar halten.

Kritik

„Eine neue Schnellstraße mitten durch eine attraktive Stadt wie Bonn ist heutzutage nicht mehr vertretbar“, meinte der Verein Lebenswerte Siebengebirgsregion mit Blick auf die aktuelle Diskussion über die Südtangente. „Den Bürgern werden Märchen über Tunnels und Tröge aufgetischt. In Wirklichkeit betont der Bundesverkehrswegeplan 2030 zu jedem einzelnen Projekt mit einem in rot gedruckten 'Wichtigen Hinweis', dass die Trassenführung noch nicht bestimmt ist,“ so Susanne Gura vom Verein Lebenswerte Siebengebirgsregion. Außerdem gebe das Bundesverkehrsministerium mit seinen Daten zu, dass durch die Südtangente der Kölner Ring entlastet und Transitverkehr durch die Stadt geleitet würde. Die erwarteten Entlastungen im Siebengebirge und an der Reuterstraße seien laut Verkehrsexperten nicht spürbar. (csc)

Die neue Rheinbrücke sei keine Alternative zur Südtangente, und ein Ausbau der A 565 in Bonn von heute vier auf sechs Spüren auch nicht. Die größte Entlastungswirkung beispielsweise für die Reuterstraße in Bonn habe die Südtangente, betonten die beiden Christdemokraten aus dem Rhein-Sieg-Kreis. Krauß: „Wir machen im Grunde die Bonner Hausaufgaben.“

Limbach warf den Gegnern der Südtangente (siehe auch Infotext) vor, mit veralteten Plänen „Horrorszenarien“ an die Wand zu malen. So werde nach den aktuellen Plänen das Bonner Stadtgebiet – bis auf das Katzenlochbachtal, das eine Brücke bekäme – komplett untertunnelt.

Erst unmittelbar vor der Südbrücke (A 562) käme die Straße wieder ans Tageslicht. „Die Sorgen von Friesdorfern und Dottendorfern sind nicht gerechtfertigt. Den Venusbergtunnel kann man nicht schlechtreden.“

Auf der rechten Rheinseite beginne nach den neuen Plänen unmittelbar hinter dem Kreuz Ramersdorf ein Tunnel unter dem Ennert, der deutlich länger sei als in früheren Plänen. Später laufe die Straße zum Teil im Trog.

Nachbesserungsbedarf sieht der Südtangentenbefürworter noch in Höhe von Rauschendorf und Birlinghoven. „Da müssen wir noch kämpfen“, sagte Limbach und erinnerte an die Auseinandersetzung um die ICE-Neubaustrecke im Siebengebirge, die unter anderem wegen des Lärmschutzes am Ende tiefer als ursprünglich geplant verwirklicht wurde. Limbach: „Heute beschwert sich kein Mensch mehr.“ Das Siebengebirge werde jedenfalls durch die Straße nicht zerschnitten, wie die Kritiker immer darstellten.

Roman Limbach verwies auf das im Bundesverkehrswegeplan mit 6,6 angegebene Nutzen-Kosten-Verhältnis (NKV), das der Straßenverbindung zwischen dem Bonner Hardtberg und der A 3 bei Birlinghoven attestiert werde. „Damit hat sie volkswirtschaftlich einen hohen Nutzen.“ Der Christdemokrat hält zudem eine Höherstufung des Straßenprojekts in den vordringlichen Bedarf, wie von einigen Befürwortern gefordert, gar nicht unbedingt für nötig.

„Das Land muss die nächsten Jahre für die Planung der Straße nutzen.“ Dann könne die Region für den Bundesverkehrswegeplan 2030 mit einer fertigen Planung in die Diskussion gehen. Limbach: „Auch die Rheinquerung muss erst noch geplant werden.“

„Superglücklich“ über den Entwurf des Bundesverkehrswegeplans ist unterdessen Dr. Norbert Reinkober, der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Rhein-Sieg. Der Grund: Insgesamt 15 Bahnprojekte, die unter dem Begriff „Knoten Köln“ zusammengefasst sind und ein Volumen von mehr als vier Milliarden Euro haben, finden sich in dem Papier.

„Das sind viele kleine und mittlere Maßnahmen, um mehr Menschen und mehr Güter auf die Schiene zu bringen.“ Denn heute stünden wegen des ausgelasteten Netzes Züge genauso im Stau wie Autos. In der Veranstaltung der CDU sprach Norbert Reinkober von einem „Riesenmeilenstein“, der für die nächsten Jahre die Chance auf einen Ausbau der Infrastruktur bringe.

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