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Krankenhaus „Zur heiligen Familie“ in BornheimIm Oktober gehen die Lichter aus

Lesezeit 4 Minuten

Das Krankenhaus „Zur Heiligen Familie“.

Bornheim-Merten – Wahrscheinlich gehen schon im Oktober im Krankenhaus „Zur Heiligen Familie“ die Lichter aus. Dann nämlich rechnet Karl Gessmann, Geschäftsführer der Trägergesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), mit der Fertigstellung der neuen Akutgeriatrie im Marienhospital in Brühl. Auch das neue Altenheim in Merten soll nach jetzigem Stand der Baufortschritte im Oktober bezogen werden können. „Und so gut wie alle unsere Krankenhausmitarbeiter konnten in eine der beiden Einrichtungen übernommen werden“, so Gessmann.

Konkret stellte der Geschäftsführer auf Rundschau-Anfrage auch dar, dass mit dem Auszug des Krankenhauses aus dem denkmalgeschützten Gebäude der Franziskanerinnen zu Olpe keinesfalls eine Nutzungsänderung oder gar ein Verkauf des Gebäudes geplant ist. „Wir wollen das Gebäude zweckgebunden, also sozial beziehungsweise karitativ, weiter nutzen“, sagte Gessmann.

Wie diese neue Nutzung aussehen könnte, davon habe man seitens der GFO noch keine Vorstellungen. Vorrangiges Ziel seien zunächst die Verlegung der Akutgeriatrie nach Brühl und die Fertigstellung des Seniorenheimes, erklärte Gessmann. Anfragen zu einer möglichen künftigen Nutzung des Gebäudes habe es hingegen sehr wohl schon bei ihm gegeben. So sei eine Flüchtlingsunterkunft ebenso im Gespräch wie eine Jugend- oder Seniorenhilfe. „Das wird zurzeit alles in Abstimmung mit der Stadt und der Kirchengemeinde geprüft“, erklärte er.

Zukunftsweisende Entscheidung

Die Geschichte des Krankenhauses zur heiligen Familie begann 1885, als Freifräulein Josephine von Boeselager ihren Besitz in Merten den Olper Franziskanerinnen vermachte, damit diese dort die Pflege der Armen und Kranken übernehmen konnten.

Zunächst entstand eine Waisenanstalt und im Dorf eine Kinderbewahranstalt, der spätere Kindergarten. 1891 eröffnete die Ordensfrauen zudem eine Privatschule für „höherer Töchter“.

Nach 1949 entstand eine Lungenklinik, in der hauptsächlich Kinder, die an Diphtherie erkrankt waren, sowie Thyphus- und Tuberkulose-Erkrankte behandelt wurden.

2001 wurde die Akutgeriatrie aufgebaut, die 2004 offiziell durch das Land NRW anerkannt und im Bettenbedarfsplan verankert wurde. So konnte 2003 eine drohende Schließung vermieden werden. (mkl)

Gessmann betonte zudem, dass die Verlagerung der Akutgeriatrie nach Brühl eine für ihn zukunftsweisende Entscheidung gewesen sei. Denn viele Krankenhäuser in und um die Zentren Bonn und Köln hätten Anträge auf den Ausbau einer geriatrischen Abteilungen gestellt. „So wie Brühl verfügen sie alle außer Merten über angeschlossene Fachabteilungen wie etwa eine Röntgenabteilung mit CTG“, erklärte er. In Merten müsse man die Patienten mit einem Krankenwagen zu den Untersuchungen fahren.

„Über kurz oder lang wäre das Krankenhaus in Merten deswegen ohnehin ausgelaufen“, so Gessmann. Ohnehin kämen die meisten Patienten nicht aus Merten, sondern aus der näheren und weiteren Umgebung.

Regen Anteil an der weiteren Entwicklung des Standorts der Franziskanerinnen zu Olpe in Merten zeigt der CDU-Ortsverband Merten. Den Christdemokraten wäre es viel lieber, das Krankenhaus bliebe als solches erhalten. Bei einer Unterschriftenaktion im November und Dezember vergangenen Jahres zeigten sich mehr als 1500 Bürger des Ortes derselben Meinung. „Wir wollen, dass unser Krankenhaus erhalten bleibt“, sagten CDU-Kreistagsabgeordnete Hildegard Helmes, CDU-Fraktionschefin Petra Heller und Mertens CDU-Ortsverbandsvorsitzender Lutz Wehrend jetzt in einem Pressegespräch. Persönlich würden sie der Generaloberin, Schwester Magdalena Krol, gerne die gesammelten Unterschriften überreichen und von ihr hören, warum genau das Krankenhaus in Merten aufgegeben werden soll. Doch die Generaloberin habe weder auf die Anrufe noch auf die Briefe und E-Mails der Mertener CDU reagiert.

Moralisch in der Pflicht

Und die Aussagen des Geschäftsführers, dass sich das Krankenhaus nicht mehr rechne, wollen sie nicht hinnehmen. Vor allen Dingen moralisch sehen sie die GFO in der Pflicht, das Krankenhaus weiterzuführen. Helmes erinnerte an die zweckgebundene Schenkung des Freifräuleins Josephine von Boeselager, die 1884 das Haus plus acht Morgen Land der katholischen Pfarrgemeinde Merten überschrieben hatte mit der Weisung, es an die Franziskanerinnen zu Olpe zu überschreiben. Auflage war, dort Kranke des Ortes und der Umgebung zu pflegen und eine Kinderverwahranstalt zu eröffnen.

Unerklärlich ist der CDU, dass die GFO inzwischen Grundstücke aus der Schenkung für den privaten Wohnungsbau verkauft hat. Das entspreche nicht dem Stiftungszweck. Gessmann dazu: „Wir haben die Grundstücke verkaufen dürfen, um mit dem Geld einen Teil des Altenheimbaus zu finanzieren.“