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Kunst!RasenPopfarm in Beuel lädt zum Schülerkonzert

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Seit fünf Jahren singt Lacona Wickert auf der Popfarm.

Bonn – Popmusik und Politik waren schon immer ein besonderes Gespann. Nicht nur, was markige Protestsongs angeht, sondern auch in der Finanzierung. Millionen Euro wandern in die Klassik, die Subkulturen schauen nicht selten in die Röhre. Die Popfarm ist so ein Fall. Komplett privat finanzieren mussten und müssen Sängerin Anke Beuth und Bassist Michael Kernbach den Aufbau ihrer Musikakademie auf dem Gelände der Beueler Tapetenfabrik. Ihr Programm kommt an: Am kommenden Sonntag, 7. Juli, spielen rund 250 ihrer Schüler auf Bonns größter Open-Air-Bühne, dem Kunst!Rasen an der Rheinaue zum jährlichen Sommerfest (siehe Kasten).

„Wirkung der Stimme verbessern“

Lacona Wickert steht dann auf der Bühne. Fast seit Beginn der Popfarm-Gründung vor gut fünf Jahren trainiert die 16-Jährige mit Anke Beuth an ihrer Stimme, „daran ihre Wirkung zu verbessern“, wie sie es nennt. Die Henneferin, die das Adelheidisgymnasium in Pützchen besucht, bekommt zwar Einzelunterricht, spielt aber am Sonntag in der Band „Michelle“. Die talentierten Sänger und Instrumentalisten in eine geeignete Form zu bringen, gehört zu den ureigenen Aufgaben der Popfarm. „Banding“ heißt das bei Michael Kernbach. Mit Guildo Horn und den orthopädischen Strümpfen stand er bis 1999 auf der Bühne. Er sagt, dass Erfolg zu „50 Prozent aus Kreativität besteht und zu 50 Prozent aus Betriebswirtschaftslehre“. Zumal nur wenige am Ende auf den großen Bühnen stehen.

Die Szene sei ja immens groß in der Region. Das Internet habe den Musikmarkt nicht gerade einfacher gestaltet. Praktisch jeder könne ein Video ins Netz stellen, aus dem Massenangebot herauszustechen sei entsprechend schwierig. Die Vermarktungsmöglichkeiten von Pop-Produkten, so sieht es Kernbach, nehme ab, obwohl die Nachfrage gleich bleibe. Selbstmarketing, eigene Songs schreiben und komponieren, Musik am PC bearbeiten, Heavy-Sound auf dem Schlagzeug erzeugen: All das versuchen die derzeit 16 Dozenten in Workshops gar nicht unbedingt mit dem Endziel zu vermitteln, ganz groß rauszukommen. Die Bodenständigkeit vermittelt der gebürtige Trierer Michael Kernbach, Echo- und Goldene-Stimmgabel-Preisträger, als eine grundsätzliche Haltung, um die Landung bei Null oder im dicken Minus zu verhindern.

Erfahrene Musiker wie die Band „Tardés“, die teilweise seit 40 Jahren ihre Instrumente bedienen, können die Proberäume in der alten Tapetenfabrik rund um die Uhr nutzen, wenn es nötig ist. Der „Raum im Raum“ ist entsprechend schallisoliert. „Nur die Fenster, liebe Musiker, ab 22 Uhr bitte geschlossen halten“, steht an der Tür. Dahinter trainieren die fünf für ein Betriebsfest ein eineinhalbstündiges Programm ein, Coverstücke von Prince und Cure bis ZZ Top.

Die Zusammensetzung der Band haben die Popfarm-Dozenten geprägt: Yvonne Schultheis, die über ihre Kinder an die Akademie geraten ist und es selbst noch einmal wissen wollte, haben sie als Sängerin eingeführt. Rainer Stirnat, Keyboarder, hat mit „Tardés“ im Alter von 49 Jahre das erste Mal auf der Bühne gestanden. „Das Band-Gefühl und eine solche Entwicklung auf meine alten Tage noch erleben zu dürfen, ist schon ein besonderer Verdienst“, sagt er. 

www.popfarm.de