LegoWie man eine ganze Stadt selber baut

Aus Lego-Bausteinen hat Joachim Klang eine ganze Stadt gebaut, die ab und zu entstaubt werden muss.
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Königswinter – Die Stadt lebt: Zahllose kleine Geschichten spielen sich ab in der kleinen Metropole, die Joachim („derjoe“) Klang zusammen mit Oliver Albrecht und Lutz Uhlmann aus Legosteinen erschaffen hat. Ein Brautpaar steht mit Gefolge und Kardinal vor der Kathedrale, während eine lange Limousine wartet. Auf einer Umgehungsstraße ist die städtische Feuerwehr dabei, einen Motorbrand zu löschen. Im Bahnhof sehen Fahrgäste eine dampfende Lokomotive abfahren. Über dem Fluss wirbelt eine Cessna im Tiefflug Wellen auf, und im Hafen stehen sich zwei einsame Figürchen gegenüber. „Das sind Ryu und Ken aus Streetfighter“, erläutert Klang. „Streetfighter“ ist ein bekanntes Computerspiel, bei dem sich die beiden Charaktere genau vor einer solchen Kulisse bekämpfen.
Die Figuren bestehen aus den kleinsten Bausteinen, die Lego zu bieten hat. Übereinander gesteckt ergeben sie Haare, Gesicht und Kleidung. Der Betrachter braucht schon etwas Fantasie, um die Charaktere und die dazu gehörenden Geschichten zu erkennen – aber genau das macht den Reiz der Sache aus, wie Klang mit einem dem Thema Lego-Stadt gewidmeten Buch bestätigt.
Mit Co-Autor Albrecht beschreibt der passionierte Legobauer Schritt für Schritt, wie einzelne Objekte entstehen – vom kleinen Auto bis hin zu größeren Häusern. Dabei ist es Klang wichtig, nicht einfach nur eine komplette Anleitung für eine Stadt abzuliefern, sondern vielmehr die Lust an der eigenen Kreativität zu wecken: „Wir sagen den Kindern: Bau Dir ein Auto, aber wir sagen nicht, was für ein Auto.“
Der Autor weiß, wovon er spricht. Auch bei seiner Stadt hat alles mit dem Bau von kleinen Autos angefangen. Nach und nach kam die Kulisse hinzu, die inzwischen mit Hilfe der Freunde auf mehrere Quadratmeter angewachsen ist. Anstoß für dieses Projekt gab der in Königswinter ansässige Heel-Verlag. In dem Buch „50 Jahre Lego Stein“ war Klang, der sich in der Lego-Szene durch ein beeindruckendes Modell des Empire State Building einen Namen gemacht hatte, bereits vertreten. Ein neues Buch sollte her, mit der Vorgabe, wie man „mit einer großen Kiste ohne Anleitung schnell etwas bauen kann“, so der Autor.
„Der Antrieb war, das zu bauen, was Lego nicht macht“, erläutert Klang. So benutzen die Konstrukteure verschiedene Techniken wie das so genannte „snotten“, bei dem die Bausteine nicht nur wie vorgesehen übereinander stecken, sondern verschiedene Richtungen einschlagen können. Im Modell sind die Bäume auf diese Weise entstanden. Alles ist erlaubt, was die Lego-Bauelemente vorgeben. Trotzdem gibt es natürlich Tabus: „Wir schneiden nichts, wir kleben nichts und wir verwenden nur original Bausteine.“ Selbst Aufkleber müssen von original Lego-Stickerbögen sein.
Klang selbst vermisst in der Szene eine Motivation für Kreativität. Im Internet gibt es etliche Seiten mit raffinierten Bauwerken. Oft sind die Erbauer nach Erfahrung Klangs aber eher knauserig mit Informationen: „Wenn man die fragt: Wie hast Du das gebaut, sagen die: Das musst Du schon selbst herausfinden.“ Genau diese Haltung will der Autor durchbrechen und seine eigenen Erfahrungen weitergeben, damit andere sie für eigene Kreationen verwenden können. „Ich habe kein Problem damit, wenn jemand meine Modelle nachbaut – ich fühle mich sogar geehrt“, so der Konstrukteur, der seinen Lebensunterhalt übrigens mit dem Verkauf von Legosteinen und anderen Sammelobjekten verdient. „Nach der Arbeit entspanne ich mich, indem ich ein oder zwei neue Modelle baue“, so Klang.
Auf der Frankfurter Buchmesse erlebte der Autor, wie das Buch bei Lego-Freunden ankam: „Die haben mich behandelt wie einen Star. Da kamen Kinder, die selbst bauen und sogar Autogramme haben wollten.“ Die Ideen gehen Klang noch lange nicht aus. Das nächste Buch sei schon für April kommenden Jahres geplant: In „Joe's Garage“ wird der Konstrukteur zahlreiche selbst gebaute Fahrzeuge, unter anderem aus verschiedenen Filmen, mit Anleitungen vorstellen. Zunächst muss er sich aber ranhalten für ein weiteres Großprojekt: Mit dem Verein „Modellbaufans Rheinland“ (MBFR) will er bei der „Lego Fanwelt 2012“ in der Kölnmesse Halle 2.1/2.2 von Freitag, 22. November, bis Sonntag, 24. November, das Projekt „Kölner Altstadt“ vorstellen. Der Dom ist bereits fertig. Was noch fehlt ist das Museum Ludwig, das Klang bis zum Messe-Termin fertig bekommen muss.
Joachim Klang, Oliver Albrecht,
Das große Lego Buch. Bau dir eine Stadt, Heel-Verlag, 400 Seiten, 19,99 Euro. ISBN: 978-3-86852-542-7.