Stopps am Bahnhof Kottenforst„Wir brauchen neue, belastbare Gründe“

Der Haltepunkt Bahnhof Kottenforst wird seit 2018 wochentags nicht mehr angefahren.
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Meckenheim – Nur „neue, belastbare Tatsachen“ würden einen weiteren Vorstoß nach einem Bedarfshalt der Voreifelbahn am Bahnhof Kottenforst rechtfertigen. Das hat Oliver Krauß, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Kreistagsfraktion und Mitglied im Verkehrsausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags, Lüftelberger Anliegern mitgeteilt, die sich für einen solchen Halt stark machen (wir berichteten). Krauß äußerte großes Verständnis für den neuerlichen Anlauf, wenigstens ein Minimalziel – ein Stopp alle vier Fahrten – zu erreichen. Das klare Bekenntnis zum ÖPNV reiche dafür nicht aus.
Mitte 2018 war der permanente Stopp der Voreifelbahn S 23 am Halt „Bahnhof Kottenforst“ eingestellt worden; Anwohner wie Gösta Hoffmann fordern jetzt erneut den Bedarfshalt. Um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen, hat die Dorfgemeinschaft ein Banner an den Gleisen aufgehängt, mit der Aufschrift „Bahnhof ohne Zug? Bedarfshalt jetzt“.
Krauß erinnert daran, dass im Zweckverband Nahverkehr Rheinland (NVR) 2015 eine probeweise Einführung des Bedarfshalts „Kottenforst“ im Fahrplanjahr 2016 während der Hauptverkehrszeiten beschlossen worden war. Die Auswertung des Tests ergab, dass während des gesamten Zeitraums im Kottenforst lediglich 327 Fahrgäste ein- und 259 ausgestiegen waren – zu wenige für einen Halt.
Ein überparteilicher Einsatz, so Krauß, habe es möglich gemacht, dass der Probezeitraum trotzdem verlängert wurde, und zwar bis Ende 2017. Eine dauerhafte Bedienung sollte aber nur dann erfolgen, wenn Daten belegen, dass an dem Haltepunkt mindestens jede vierte Fahrt von ein- oder aussteigenden Fahrgästen nachgefragt wird. Der NVR regte in dieser Zeit auch eine verstärkte Werbung für den Haltepunkt an. Die Resonanz war minimal. Schließlich wurde für elf Monate 2017 die Auswertung von der DB Regio vorgelegt: Bei 4325 gemessenen Fahrten hätten 1081 Personen im Kottenforst ein- oder aussteigen müssen. Tatsächlich waren es 645 – ungefähr bei jeder siebten Fahrt ein Passagier. „Damit wurde die Vorgaben leider weit verfehlt“, so Krauß. Die Bedienung des Haltepunktes an Werktagen wurde zurückgenommen, die an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen wurde beibehalten.
Landtagsabgeordnete zeigt großes Verständnis
Krauß: „Trotz der sehr ernüchternden Nachfrage hatte ich noch eine weitere Initiative gestartet, um ein absolutes Minimalangebot an Werktagen anbieten zu können. Mein Vorschlag war, entsprechend dem seinerzeit gültigen Fahrplan zumindest an Schultagen einen Halt morgens um 7.46 Uhr in Richtung Bonn und einen Halt nachmittags um 16.13 Uhr ab Bonn anzubieten, ohne die wohl verlängerte Fahrzeit im Fahrplan darzustellen. Das wurde abgelehnt.“
Der Alfterer Landtagsabgeordnete zeigt „großes Verständnis für einen neuerlichen Anlauf“, aber seinerzeit hätten die Bürger das Angebot nachweislich nicht genutzt. Soll die neue Initiative erfolgreich sein, „müsste sich das Nutzerverhalten der Anwohner ändern“.
Unterstützung für die Bürger kommt aktuell auch von Rolf Beu, Landtagsabgeordneter der Grünen aus Bonn: „Richtig wird sein, dass auch zukünftig dort während der Woche vermutlich nur wenige Fahrgäste ein- und aussteigen werden. Aber warum sollen Pendler gezwungen werden, das Auto zu benutzen, wenn in ihrem Ort ein funktionsfähiger Haltepunkt mit modernen Bahnsteigen vorhanden ist?“
Bedarfshalt als Lösungsmöglichkeit
Als Lösung, so Beu, würde sich ein Bedarfshalt anbieten, wie es ihn auch andernorts im NVR-Raum gebe, zum Beispiel an der Euskirchener Zuckerfabrik. Nur wenn ein Fahrgast sich meldet, hält der Zug an der Station. „Dies würde auch zu keiner spürbaren Reisezeitverlängerung für die übrigen Fahrgäste führen. Außerdem soll beschlussmäßig die Voreifelstrecke schnellstmöglich elektrifiziert werden. Mit solchen Triebzügen könnte die Fahrtzeit der S 23, durch ihre im Vergleich zu den heute eingesetzten Dieselzügen besseren Beschleunigungswerte, um mehrere Minuten verkürzt werden. Dies käme vielen Fahrgästen auch durch bessere Umsteigebeziehungen an den beiden Endpunkten der Bahnlinie zugute“, betont der Bonner.
Auch die Meckenheimer Grünen unterstützen vorbehaltlos die Forderung der Initiative der Bewohner vor Ort am Bahnhof Kottenforst die S 23 wieder als Alternative zum Auto zu etablieren. „Mobilität mit Hilfe öffentlicher Verkehrsmittel zu gewährleisten, ist eine ur-grüne Forderung, deshalb hat dieses Projekt unsere volle Unterstützung. Einen ,Geisterbahnhof’ wollen wir auf unserem Stadtgebiet nicht!“ bemerkt Susanne Chur-Lahl. (EB/jr)