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Naturschutz RheinbachPilzwanderung für ungeübte Sammler

4 min

Interessantes zur Pilzsuche, die sehr erfolgreich war, erfuhren die Teilnehmer von Christian Heinichen (vorne 2. v. l.)

Rheinbach – Sie sind ein verwöhntes kleines Stück Natur, bevorzugen etwas feuchte Standorte, die allerdings nicht zu kalt sein dürfen und sie leben häufig in Symbiose mit bestimmen Baumarten. Vor allem bei schwül-warmer Witterung im Spätsommer und Herbst kommen die Pilzkörper gerne aus dem Boden.

Zwar war der Sommer in diesem Jahr recht trocken und einen Nachtfrost hat es auch schon gegeben, doch wurden die Laien bei der von Pilzkenner Christian Heinichen angebotenen pilz- und vegetationskundlichen Wanderung durch den Ersdorfer Wald fündig.

Die Teilnehmer hatten Spaß daran, durchs Gehölz zu streifen und entwickelten sich aufgrund der Vielzahl der Pilzarten sogar zu wahren Jägern und Sammlern. In die Körbchen wanderten somit nicht nur die üblichen Steinpilze, sondern auch weniger bekannte Sorten, wie die gut essbaren Perlpilze, die durch ihre tiefe Violettfärbung giftig aussehenden, aber durchaus schmackhaften Hexenröhrlinge, die Herbstlorcheln („kein klassischer Speisepilz“) sowie Nebelkappen, Milchlinge, Schopftintlinge, Frauentäublinge und Hallimasch, Parasolpilze, putzig aussehende und wie ihr Name riechende Knoblauch-Schwindlinge und und und....

500 verschiedene Pilzarten

Zu einer für Langschläfer als ausgesprochen früh empfundenen Morgenstunde trafen sich rund 40 am Thema Pilz Interessierte mit dem Rheinbacher Baumschulgärtner Heinichen am Himmeroder Wall. In Fahrgemeinschaften brach man zu der Exkursion des Vereins Naturschutz Rheinbach-Voreifel (ehemals Vogelfreunde) in den strukturreichen Wald um Todenfeld auf, in dem bis zu 500 verschiedenen Pilzarten vorkommen, darunter bis zu sechs verschiedene Champignonarten.

Unermüdlich und mit nie versiegendem Enthusiasmus erklärte Heinichen Wissenswertes rund um die Fundstücke. „Wie schön, die Pilze kommen heute mal zu mir“, freute sich der Hobby-Mykologe, der schon als Steppke mit seinen Eltern auf Pilztour durch den Wald streifte und dem eine nicht versiegende Reihe großer und kleiner Exemplare zur Bestimmung gereicht und gezeigt wurde.

Besonders bestaunt wurde ein ausgesprochen großer und etwa ein Kilo schwerer Steinpilz sowie die ungewöhnlich geformte „krause Glucke“, die von einer kleinen dreijährigen Sammlerin am Fuße einer Kiefer entdeckt wurde. Manchmal sei es eben von Vorteil, nahe am Boden zu sein, lobte Heinichen und hielt den appetitlich duftenden Pilz in die Höhe, der durch seine ockergelbe Färbung und Form an einen Badeschwamm erinnert. Die krause Glucke würde von vielen zunächst nicht als Pilz erkannt, schmecke aber gut, auch paniert, beteuerte Heinichen seiner eher kritischen Zuhörerschaft, zu der auch Marlies Zeiger gehörte.

Die Todenfelderin geht in puncto Pilze kein Risiko ein und sammelt nur das, von dem sie ganz sicher ist, dass es genießbar ist. Und da die Pilze wichtig für den Wald seien, wolle sie keinen einfach auf Verdacht ausreißen, sondern sich lieber vor Ort von einem Pilzkenner die Essbarkeit bestätigen lassen.

Eine Wissenschaft für sich

Pilze zu erkennen ist eine Wissenschaft für sich, ein sehr gutes Erkennungsbuch mit mehr als den üblichen Sorten ist darum unbedingt zu empfehlen. Trotzdem ersetzen Literatur und Fotos nicht die praktische Erfahrung. Viele der essbaren Pilze haben giftige Doppelgänger, einige Pilze sehen zwar abschreckend aus, sind aber essbar, „andere riechen gut und scheinen appetitlich, sind aber giftig“, warnte der Experte und fügte hinzu, dass es im Wald um Rheinbach nur etwa zehn wirklich giftige Exemplare gebe. Zudem hängen Struktur und auch die Farbe der Pilze zum Beispiel von ihrem Alter ab und können sich durch Lichtverhältnisse und Niederschlag ändern.

Der giftige Fliegenpilz etwa ist nach einem Regen oft nicht mehr direkt als solcher erkennbar und kann, wenn er seine weißen Punkte durch das Wasser verloren hat, mit dem essbaren roten Täubling verwechselt werden. Also: Vorsicht ist beim Sammeln angesagt, „das Thema Pilze sollte man ernst nehmen, um nicht im Krankenhaus zu landen.“

Wenn man allerdings weiß, dass eine Sorte essbar ist, kann ein Lamellentest Auskunft über die Verträglichkeit geben: Mit einem Messer ein Stückchen aus der Unterseite herausschneiden und auf die Zunge legen. Schmeckt das Stück bitter, ist der Pilz nicht genießbar. Auch bei der Frage Herausdrehen oder -schneiden wusste der Fachmann Rat: Im Prinzip sei beides möglich, doch sei bei der Bestimmung der Fuß des Pilzes hilfreich – und außerdem im Fall des Steinpilzes sehr lecker.

Übrigens: Laut dem Bundesartenschutzgesetz dürfen Pilze nur in geringen Mengen und für den heimischen Gebrauch gesammelt werden.

www.dgfm-ev.de