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Frontinusstein in RheinbachEin Fund, der die Geschichte neu schreiben könnte

4 min
Frontinusstein

Klein aber fein: Der Frontinusstein 

Rheinbach – Mit einer neuen Attraktion will der Freundeskreis Römerkanal den Neustart des Römerkanal-Infozentrums nach den coronabedingten Schließung noch interessanter machen: Eine Kopie des Frontinussteins ziert ab sofort den Eingangsbereich im Naturparkzentrum Himmeroder Hof und erinnert an den römischen Feldherrn und Politiker Sixtus Julius Frontinus, der im ersten Jahrhundert nach Christus die Grundlagen für die heutige Wasserwirtschaft gelegt hat und möglicherweise sogar für den Bau des hiesigen Römerkanals verantwortlich zeichnete.

Ein Weihestein mit mysteriöser Inschrift

Beim Frontinusstein handelt es sich um einen kleinen Weihestein, dessen Inschrift nach den Worten von Museums-Kurator Professor Dr. Klaus Grewe lange Zeit für Kopfzerbrechen bei den Historikern gesorgt habe. Der Stein stamme aus Xanten, dort sei das Original auch im LVR-Römermuseum ausgestellt. Klar sei immer die Namensnennung gewesen, denn der Stein war Sextus Julius Frontinus (er lebte von 35 bis 103 nach Christus) gewidmet.

Frontinusstein groß

Der Frontinusstein

Dieser war 74/75 nach Christus als Statthalter der Provinz Britannien im Amt und hat sich dort auch als bedeutender Feldherr einen Namen gemacht. Zehn Jahre später war er Prokonsul der Provinz Asia. Am Stadttor von Hierapolis, dem heutigen Pamukkale in der Türkei, finde sich noch heute eine Inschrift mit seinem Namen. „Für uns bedeutender ist allerdings ein Ehrenamt, in das er zum Abschluss seiner beruflichen Laufbahn berufen wurde: Im Jahre 97 nach Christus ernannte ihn Kaiser Nerva zum Curator Aquarum, zum Oberaufseher der stadtrömischen Aquädukte“, so Grewe. Das allein genüge schon, um dem Stein im Römerkanal-Infozentrum einen ganz besonderen Platz zuzuweisen.

Frontinus als entscheidender Wegbereiter der Provinz „Germania inferior“

„Aber es kommt noch besser“, schwärmte Grewe in seinem Vortrag zur Biografie des Frontinus. Denn durch einen neuen archäologischen Fund lasse sich eine fehlende Zeile auf diesem Inschriftenstein ergänzen. Danach werde offenbar, dass Frontinus unter Kaiser Domitian wohl in den Jahren von 81 bis 83/84 nach Christus, als „legatus Augusti pro praetore“ Kommandant des niedergermanischen Heeres und damit auch Statthalter des dazugehörenden Heeresbezirks gewesen sei. Und der hatte in der damaligen Colonia Claudia Ara Agrippinensium, dem heutigen Köln, seinen Amtssitz. Frontinus sei damit ein entscheidender Wegbereiter der kurz danach eingerichteten Provinz „Germania inferior“ (Niedergermanien) gewesen.

Grewe ging sogar noch weiter: „Was dieser Stein neben seiner Bedeutung für die Wasserwirtschaft Roms mit unserer Eifelwasserleitung zu tun hat, wird die Diskussionen der nächsten Zeit wahrscheinlich maßgeblich beeinflussen. Es fällt nämlich auf, dass unsere bisherige Datierung des Römerkanals in die Jahre zwischen 80 und 90 nach Christus führte. Und das sollte uns im Hinblick auf die Amtszeit von Frontinus in Köln doch einige Überlegungen wert sein.“

Lobgesänge auf Frontinus und seine Rolle

Für die Erforschung der Geschichte der Wasserversorgung stelle Sextus Julius Frontinus ohnehin eine der ergiebigsten Quellen zur Verfügung, denn sein Werk „De aquaeductu urbis Romae“ sei für die technikgeschichtliche Forschung eine wahre Fundgrube und wegen seiner Erhaltung ein Glücksfall. Seine detaillierten Beschreibungen des Zustands der römischen Wasserleitungen und zur Rohrleitungstechnik allgemein, geben einen tiefen Einblick in den Stand der Technik um 100 nach Christus.

Uneingeschränkte Bewunderung für Frontinus äußerte auch Professor Dr. Hans Mehlhorn, Präsident der Frontinus-Gesellschaft, in seinem Grußwort. „Frontinus war ein toller Mann, ein herausragender Mensch und ein Multitalent, der nicht nur von Wasser etwas verstand.“ In seiner Eigenschaft als Kurator der Aquädukte habe er alles gesammelt, was er zum Thema Wasserversorgung zur damaligen Zeit in Erfahrung bringen konnte. Daraus sei das erste Lehrbuch der Wasserversorgung entstanden, das zum Teil auch heute noch Geltung habe.

Ähnlich sah es Dr. Claudia Castell-Exner vom Deutschen Verein des Gas- und Wasserfaches. Die 85 Seiten starke deutsche Übersetzung des Werkes „De aquaeductu urbis Romae“ berge auch noch heute relevante Aspekte, denn Frontinus sei nicht planlos, sondern mit Methode vorgegangen und habe im Grunde genommen die wissenschaftliche Grundlage für die heutige Wasserwirtschaft gelegt. Leider sei der Wert des Wassers und einer leistungsfähigen Wasserversorgung in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich erodiert und bekomme immer geringere Anerkennung. Deshalb gelte es nun, das Bewusstsein der Bevölkerung wieder zu schärfen, dass es nicht selbst verständlich sei, 24 Stunden am Tag an jedem Tag der Woche den Wasserhahn aufdrehen und fließendes Wasser in hervorragender Qualität nutzen zu können.

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„Das ist ein Wert, an dem viele Versorgungsunternehmen Tag und Nacht arbeiten“, erinnerte sie. Es sei zu überlegen, wie es gelingen könne, eine robuste Wasserversorgung aufzubauen angesichts der Herausforderungen, die der Klimawandel mit sich bringe mit den gegensätzlichen Folgen von großer Trockenheit und Starkregen.

Lorenz Euskirchen, Vorsitzender des Freundeskreises Römerkanal, hoffte jedenfalls, dass der Frontinusstein als neue Attraktion dazu beitragen könne, wieder die Besucherzahlen zu erreichen, die das Römerkanal-Infozentrum vor der Corona-Pandemie gehabt habe. (jst)