Missglückte KletterversucheRettung von der Tomburg-Ruine

Die längste Leiter der Rheinbacher Feuerwehr reichte nicht aus, um zu dem Kletterer zu gelangen. Ein Spezialist der Feuerwehr Hennef-Söven gurtete ihn an und brachte ihn nach gut zwei Stunden sicher zu Boden.
Copyright: Oliver Brock/Feuerwehr Hennef-Söven
Rheinbach – Eine Kletterpartie an der Tomburg ist für einen Rheinbacher Jugendlichen gerade noch glimpflich ausgegangen. Er war in 13 Metern Höhe auf einem Vorsprung des altes Bergfrieds vom Regen überrascht worden und konnte über die nassen und moosbewachsenen Steine nicht mehr zurück. Am Ende musste er von einer Spezialeinheit der Feuerwehr aus seiner misslichen Lage befreit werden.
Gegen 19.10 Uhr am Dienstag war die Freiwillige Feuerwehr Rheinbach von Jugendlichen alarmiert worden, die ihren Freund auf den Burgberg begleitet hatten. Er hatte als einziger ein 13 Meter hohes Plateau unterhalb der Ruinenkrone erklommen, als plötzlich der Schauer niederging, der einen Abstieg über das glitschige Gemäuer unmöglich machte.
Kletterversuche als Mutprobe
Die Feuerwehr versuchte mit einer Dreifachleiter zu dem jungen Mann zu gelangen, doch die war ein Stück zu kurz, wie Stadtbrandinspektor Laurenz Kreuser gestern zu dem 151. Einsatz des Jahres berichtete, der in der Statistik der Blauröcke als „Einfache technische Hilfeleistung – Person droht abzustürzen“ geführt wird. Etwa ein Meter habe gefehlt.
Ein Feuerwehrmann, Sebastian Zikeli, wagte sich dennoch zu dem vom Regen durchnässten Jugendlichen vor und versorgte ihn mit einer wärmenden Decke. Die eigenhändige Rettung war den in Absturzsicherung ausgebildeten Rheinbacher Feuerwehrleuten aber zu gefährlich. „So einen Einsatz hatten wir hier noch nie“, sagte Kreuser.
Die Rheinbacher Wehrleitung entschied, ein Bergrettungsteam der Feuerwehr Hennef-Söven anzufordern, die sich mit 21 Mann von der anderen Rheinseite auf den gut 40 Kilometer weiten Weg nach Rheinbach machte. Auf dem Wanderparkplatz unterhalb der Tomburg richtete die Löschgruppe, die sich vor 17 Jahren auf Vorschlag eines Kameraden, der das hauptberuflich bei der Berufsfeuerwehr Köln machte, auf die Höhenrettung spezialisiert hat, einen Bereitschaftsplatz ein und stellte Material bereit, während Einheitsführer Matthias Moore und Alexander Graf die Lage und das ihnen unbekannte Terrain erkundeten.
Graf entschied, dass der Jugendliche nicht über die Leiter gerettet werden sollte. „Auch wenn die nur ein bisschen zu kurz war, in dieser Höhe war das einfach zu gefährlich“, sagte er der Rundschau. Der Feuerwehrmann legte dem jungen Mann einen Dreiecks-Rettungsgurt um und seilte sich mit ihm ab. Bis auf eine leichte Unterkühlung ging es ihm gut, Rettungssanitäter kümmerten sich um den Patienten.
Kletterversuche an den schroffen Resten des Gemäuers haben schon etliche Besucher der Ruine unternommen, bislang wurde aber noch nie eine solch großangelegte Rettungsaktion notwendig. Jörg Schnebele, Vorsitzender der Tomburg-Ritter, die sich neben der mittelalterlichen Lebensweise auch dem Schutz der Burg und ihres Umfelds verschrieben haben, kennt Berichte von älteren Dorfbewohnern, wonach es bis in die 1970er Jahre als Mutprobe galt, auf der Ruine bis ganz nach oben zu klettern. Dann aber seien die Fugen verschlossen worden, so dass das nicht mehr möglich war.
Die Tomburg auf 316 Metern über Normal Null (NN), um das Jahr 1000 Residenz des Pfalzgrafen Ezzo und seine Ehefrau Mathilde, eine Schwester Kaiser Ottos III., ist eines der beliebtesten Ausflugsziele für Spaziergänger aus Meckenheim und Rheinbach. Sie liegt in einem Naturschutzgebiet.