Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Rettung in RheinbachHeiliger aus Mauer herausgeschnitten

3 min
Der 74 Jahre alte Peter-Josef Münz steht mit ausgestreckten Armen in der Mauerlücke, wo sich das Relief befand.

Nach anderthalb Stunden ist das Relief aus der Mauer herausgeschnitten. Retter  Peter-Josef Münz demonstriert die Größe der Lücke.

Ein Privatmann hat ein Kunstwerk in Rheinbach vor dem Abriss gerettet. Es geht um ein Zeugnis deutscher Baukeramik.

Der Heilige Franz von Assisi ist weitgehend intakt. Kritisch verfolgt der Rheinbacher Peter-Josef Münz, wie das mannshohe Relief am Rotdorn aus einer Mauer herausgelöst und von einem Kran geborgen wurde. Der einstige Kunstlehrer, inzwischen 74 Jahre alt, hat als junger Mann an dieser Keramik des Architekten Claus Kerwer mitgewirkt, die nun durch den Abbruch eines Hauses in Gefahr geriet.

Münz hatte das bei einem Spaziergang zufällig mitbekommen, und gleich alle Hebel für eine Rettung in Gang gesetzt. Doch bei der Stadt fand er außer Wohlwollen kaum Hilfe. Der Rheinbach führte darum Gespräche mit dem Leiter des Erzbischöflichen St. Joseph-Gymnasiums und ist zuversichtlich, dass so ein neuer Aufstellort für das Kunstwerk gefunden werden kann. Der Heilige Franz von Assisi ist sicher in seinem Zwischenlager an der Industriestraße angekommen, um genau zu sein, ist er vom Haus von Otto Gerharz senior zu Otto Gerharz junior (Otto-Keramik) transportiert worden.

Zwei Doppelschnitte an jeder Seite hatten das Mauerstück mit dem Kunstwerk aus der Gartenmauer getrennt, die mit dem Haus abgebrochen werden soll. Ein Arbeiter stellte Haltegurte zur Verfügung, ein anderer Fenstertransportböcke, Egon Nettersheim zeigte Gefühl am Kran und die Faßbender-Stiftung half großzügig. Martin Brandenburger bugsierte das Kunstwerk letztlich „für kleines Geld“ zum Zwischenlager.

An einer Gartenmauer ist aus Keramik der Heilige Franz von Assisi dargestellt mit Tauben, Igel und anderen Tieren.

Vor dem Abbau: Jahrzehntelang prägte das Relief eine Mauer im Garten des Hauses von Otto Gerharz senior.

„Etwa 1,5 Tonnen wiegt die Fracht“, schätzte Münz. Drei Wochen hatte er nicht geschlafen und gegrübelt, wie er das Rheinbacher Kulturgut retten soll, zumal Bauunternehmer für die Bergung „mindestens 12 000 Euro“ veranschlagten. Tauben, Igel und andere Tiere gehören zum Relief. Auch sie sind gesichert. Allerdings war schon bei der Übergabe „der Daumen ab“. „Den Nagellack dazu habe ich im tiefen Gras gefunden“, sagt Münz und ist froh: „Ich habe selbst mal lasiert. Das muss ja passen.“

Der Künstler Claus Kerwer

Der Künstler Claus Kerwer ist in Rheinbach nicht vergessen. Ein Weg im Stadtpark trägt den Namen des Architekten und Künstlers, der nicht unerheblich Einfluss auf die Geschichte der Baukeramik in Deutschland nahm. Kerwer, Jahrgang 1910, stammte aus dem Saarland. In Merzig war er geboren, aber schon als Anderthalbjähriger nach Rheinbach gekommen.

Zunächst wohnte die Familie in der „Kriegerstraße 13“ (heute Haus 52), später aber im Gebäude der Kreissparkasse an der Bahnhofstraße, wo der Vater als „Gegenbuchzeichner“ angestellt war. Kerwer besuchte das Gymnasium und lernte Schreiner. Nach Kriegsende gründete er in Bonn ein Architekturbüro. In den 50er Jahren entwarf er Glasfenster für sakrale wie weltliche Gebäude. In der Keramikfabrik seines Schwagers Rudolf Schardt (Ruscha) lenkte er die Baukeramikabteilung. So gestaltete er auch das Mahnmal, das in Rheinbach an die Opfer des Zweiten Weltkriegs erinnert.

Noch einige der Arbeiten von Claus Kerwer sind in der Stadt sichtbar. Am Mittwoch, 23. November, jährt sich sein Todestag zum 31. Mal.