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Aus für Oldtimer-VeranstaltungRheinbach Classics gibt's nicht mehr – Verein löst sich auf

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Petticoat und Straßenkreuzer gehörten zum Bild der Rheinbach Classics.

Petticoat und Straßenkreuzer gehörten zum Bild der Rheinbach Classics.

Der Trägerverein für die bekannte Oldtimerveranstaltung löst sich auf: Die Kosten sind zu hoch, und es gibt zu wenig Helfer.

Der Motor für die Rheinbach Classics ist aus. Die Mitgliederversammlung hat am Dienstagabend quasi den Schlüssel abgezogen: Der Verein, der 20 Jahre lang eine der bekanntesten Oldtimerveranstaltungen der Region ausgerichtet hat, wird aufgelöst. 19 der knapp 30 Mitglieder waren anwesend, am Ende fiel der Entschluss zwar schwersten Herzens, doch ohne Alternative.

„Nach der Corona-Pause, sind einige Sponsoren abgesprungen, ehrenamtliche Helfer weggebrochen und die Sicherheitsauflagen immer höher geworden, so dass eine seriöse Finanzierung der dreitägigen Veranstaltung nicht mehr möglich ist“, erklärte der Vorsitzende Lars Prior. Der Ehrenvorsitzende Heinz Haubrichs war informiert.

Abertausende Menschen zog die Veranstaltung in die Stadt.

Abertausende Menschen zog die Veranstaltung in die Stadt.

Die Dreitagesveranstaltung, die in Spitzenzeiten mit bis zu 800 Fahrzeugen 25.000 Besucher und mehr anzog, kostete den Verein jedes Mal rund 300.000 Euro. So viel Geld ist freilich nicht ständig in der Kasse.

Rheinbach Classics: Das Problem mit den Sponsoren

Die Kosten waren nur mit Sponsoren zu stemmen. Doch die kehrten der Veranstaltung zunehmend den Rücken und argumentierten mit dem Image von Verbrennungsmotoren, wollten lieber Elektromobilität fördern. „Aber was gibt es Nachhaltigeres als ein Auto, das 100 Jahre lang fährt?“, argumentierte Vorstandsmitglied Thomas Spitz. Vergeblich. Spitz: „Uns allen tut das wirklich weh. Wie viele andere Mitglieder war ich von Anfang an dabei und habe dieses Baby mit großgezogen.“

Das Bühnenprogramm war stets Teil der touristisch zugkräftigen Veranstaltung.

Das Bühnenprogramm war stets Teil der touristisch zugkräftigen Veranstaltung.

Im vorigen Jahr war der Motor der Veranstaltung schon nicht rundgelaufen. Mit gedrosseltem Gas gab es eine Autoschau ohne Corso und statt eines Petticoatwettbewerbs bloß eine Musikbühne.

„Bei der abgespeckten Version hieß es schon, das ist ja nicht die Rheinbach Classics. Das Rumgenörgel machte dann auch keinen Spaß mehr“, sagte Spitz der Rundschau. Er nahm ausdrücklich die Stadt Rheinbach in Schutz: „Sie kann nichts für die hohen Auflagen. Sie hat uns nach all ihren Möglichkeiten geholfen. Der Betriebshof hat zuletzt sogar, ohne eine Rechnung zu stellen, beim Auf- und Abbau geholfen.“

Jubiläumskuchen nach zehn Jahren mit Heinz Haubrichs und Jens Hoffmeister.

Jubiläumskuchen nach zehn Jahren mit Heinz Haubrichs (r.) und Jens Hoffmeister (l.).

Im Vorfeld der nächsten Rheinbach Classics, die regelmäßig am ersten Wochenende in den Sommerferien stattfand, hatte der Vorstand zuerst nach den Finanzen geschaut. Denn schon bei der vorigen Veranstaltung hatten Ausfälle beim Sponsoring das Vereinsvermögen zusammenschmelzen lassen. „Wir haften ja alle privat für Fehlentscheidungen, und wie soll ich meiner Frau erklären, dass ich ein paar 100.000 Euro für eine Veranstaltung hinlegen müsste?“, sagte Spitz.

Die Finanzen seien geregelt, alle Rechnungen bezahlt. „Wenn jetzt noch jemand eine Forderung hätte, könnte er die ein Jahr lang einreichen. So lange wird der Verein in Auflösung dem Gesetz nach noch existieren.“ Dann beginnt das Ausmisten. „Wir haben schonmal geschaut, ob wir Dietmar Pertz für das Stadtarchiv etwas hinterlassen. Wahrscheinlich Plaketten, die CDs mit der ersten Bühnenmusik und den ein oder anderen Zeitungsartikel“, sagt Spitz.

Heinz Haubrichs (l.) an der Spitze mit Altbürgermeister Stefan Raetz und Lars Prior (r.).

Heinz Haubrichs (l.) an der Spitze mit Altbürgermeister Stefan Raetz und Lars Prior (r.).

Er kann sich nun wieder ganz seinem Oldtimer widmen, einem silbernen Opel Ascona C von 1984, den viele Classics-Besucher kennen. Oldtimer gibt es dann vielleicht noch zu sehen, wenn Crusin' Cologne mit amerikanischen Fahrzeugen aus Köln mal zu Besuch sein wird.

Aus für Rheinbach Classics: Das sagt die Stadt

Mit großem Bedauern hat die Stadt Rheinbach die Entscheidung zur Auflösung des Vereins Rheinbach Classics und das endgültige Ende der gleichnamigen Veranstaltung zur Kenntnis genommen.

Bürgermeister Ludger Banken erklärte auf Anfrage: „Die Rheinbach Classics waren über viele Jahre ein bedeutendes Aushängeschild unserer Stadt – ein Fest der Nostalgie, der Musik, der Begegnung und der Begeisterung für klassische Automobile: ‚Musik, Motoren, Petticoats‘ eben. Tausende Besucherinnen und Besucher, weit über die Stadtgrenzen hinaus, darunter auch viele aus dem Ausland, haben sich Jahr für Jahr auf dieses einzigartige Ereignis gefreut.

Unser Dank gilt dem gesamten Verein, den Ehrenamtlichen, den Sponsoren und allen Beteiligten, die mit großem Engagement, Herzblut und Ausdauer dieses besondere Festival über zwei Jahrzehnte hinweg möglich gemacht haben. Auch die Bürgerinnen und Bürger haben die Einschränkungen bereitwillig hingenommen, denn zu den Rheinbach Classics war Rheinbach im Ausnahmezustand.

Dass eine solche traditionsreiche Veranstaltung nun vor den Herausforderungen der Zeit kapitulieren muss, erfüllt uns mit großer Wehmut. Die Rheinbach Classics werden einen bleibenden Platz in der Geschichte unserer Stadt haben – und in den Erinnerungen all der unzähligen Gäste, die sie miterleben durften.“