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Theater zum SilvesterklassikerTheaterfreunde lüften das Geheimnis von Miss Sophie

Lesezeit 4 Minuten
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Hoffnung auf das Erbe macht sich auch Ludmilla Stroganoff (Sabine Fey), die Butler James (Harald K. Lohmer) umgarnt, was ihre Assistentin Gundula von Knorpsheim (Monika Schäfer) entsetzt.

Rheinbach – Alle Jahre wieder gehört es am Silvesterabend zur Pflicht, das „Dinner for One“ zum x-ten Male im Fernsehen anzuschauen und unverdrossen an denselben Stellen wie früher zu lachen. Ein wahrer Evergreen also. Wer aber wissen will, wie es dazu kam, dass Butler James am 90. Geburtstags seiner Miss Sophie gemeinsam mit ihren vier engsten, aber leider längst verstorbenen Freunden Mister Pommeroy, Admiral von Schneider, Sir Toby und Mister Winterbottom „the same procedure as every year“ über sich ergehen lassen muss, ist bei den „Theaterfreunden Dreigestirn Wormersdorf“ an der richtigen Adresse.

In ihrer neuen Komödie „Miss Sophies Erbe“ zeigen sie in Willis legendärer Scheune, dass Miss Sophie alles andere als ein Engel war und die vier seligen Herren nicht zufällig an ihrem Geburtstagstisch versammelt waren. Just einen Monat nach ihrem 90. Geburtstag sei die exzentrische Lady leider dahingeschieden, und da beginnt Andreas Wennings makabre Fortsetzung des Silvester-Klassikers.

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Das Ensemble freute sich, dass es endlich wieder vor Publikum auf der Bühne stehen konnte.

Zur Testamentseröffnung durch Notar Dr. Harry Ross (Günter Grohs) trudelt nach und nach eine illustre Gästeschar auf dem „Ansitz Kübelstein“ von Admiral Schneider ein, in dem nun Butler James (Harald K. Lohmer, der auch Regie führt) sich als Faktotum um die Gäste und die Küche kümmert.

Buttler James ist heißbegehrt

Als erste vor Ort ist die ehemals berühmte, inzwischen total erfolglose und chronisch klamme Operetten-Diva Ludmilla Stroganoff, die sich aber immer noch für eine unsterbliche Legende hält. Eine Paraderolle für Sabine Fey, die alles und jeden mit bissigen Kommentaren zur Schnecke macht. Begleitet wird die Diva von der geplagten, ebenfalls schlagfertigen Assistentin Gundula von Knorpsheim (Monika Schäfer), die ihre Chefin zu nehmen und zu necken weiß. So nennt sie die mittlerweile siebte Abschiedstournee der „männermordenden Sirene“ angesichts des altersschwachen Publikums eine „Mumiendisco“, die Diva schimpft sie dafür: „Knorpel, Typ Trockenpflaume“. Die Diva hat ein Auge auf Butler James geworfen. Und auch der extravagante „Style-Consulter und Fashion-Impressator“ Siegfried Roy Toby (Christoph Fey) mit Schoßhündchen und auffälliger rosa Sonnenbrille erliegt unversehens dem Charme des Butlers.  

Dritter im Bunde ist der griesgrämige Dandy Richard Pommeroy (Volker Lingk), der auf die anderen Gäste in selbstgewisser Überheblichkeit herabblickt – auch auf den mittlerweile 86-jährigen „Herbi“ Winterbottom, der zwar in seinem Rollstuhl außerhalb der Scheune so manches Missgeschick erleiden muss, jedoch nie auf der Bühne auftaucht. Dafür aber seine um mehrere Jahrzehnte jüngere Pflegerin Gilla (Alexandra Lingk), seit 14 Tagen treu sorgende Ehefrau der über alles geliebten „Weichbirne“, wie sie „Tellertaxi“ Paul und „Krawatten-Silo“ Harry klarmacht. Zwar hat auch die auf Stöckelschuhen wandelnde Herz-Kreislauf-Gefahr die Pfundzeichen kiloweise in den Augen, versichert aber: „Uns verbindet eine tiefe und innige Liebe. Er hat mich erobert mit seinem Lächeln und der Sanftmut seiner Augen!“

Dunkle Geheimnisse als Zutat

Da die Testamentseröffnung erst für den nächsten Tag angesetzt ist, erlebt das Quartett  ein ganz spezielles Diner, das nicht gerade aus der Sterne-Küche stammt. Als spezielle Zutat gibt es die dunklen Geheimnisse der entsetzten Erben. Er stellt sich nämlich heraus, dass alle vier Halbgeschwister sind. Miss Sophie war in jungen Jahren alles andere als ein Vorbild an Tugendhaftigkeit. Ihr unvergesslicher Abgang bei „Diner for one“ in den Armen von Butler James („I do my very best!“) wird mit einem Mal viel einleuchtender. Nach Admiral von Schneider und Mister Pommeroy hatte die völlig falsch eingeschätzte Lady nämlich auch Mister Winterbottom geheiratet und war sogar mit Sir Toby eine Scheinehe eingegangen. Doch außer James ist keiner ihrer Männer alt geworden, alle ihre Ehegatten sind kurz nach der Hochzeit auf ungeklärte Art und Weise verstorben, deckt James nach und nach auf, bevor die Komödie mit viel schwarzem Humor und bitterbösen Dialogen unaufhaltsam auf die Testamentseröffnung zustrebt.

Welche Überraschungen noch auf die Protagonisten warten, erfahren Zuschauer bei noch ausstehenden Vorstellungen mit tagesaktuellem Corona-Test (vor Ort mit Eintrittskarte bei frühzeitigem Erscheinen kostenlos). Für Sonntag, 30. Oktober, 18 Uhr, gibt es noch Restkarten bei allen Schauspielern und unter info@grohs.com oder unter Ruf (0 22 26) 9 08 60.