Roisdorfer TraditionslokalGute Aussichten für den „Heimatblick“

Das Ausflugslokal auf dem Vorgebirgskamm soll wieder zur guten Adresse für Ausflügler werden.
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Bornheim-Roisdorf – „Das waren zwei harte Jahre“, sagt Heike Kempf, „ein Trauma“. Sie und ihr Mann Alfred haben jetzt aber wieder Grund zur Freude: Ihr Traditionslokal „Heimatblick“ in Roisdorf hat einen neuen Käufer gefunden, der auch die Gastronomie und Hotellerie weiterführen will. Wer das ist, möchte Heike Kempf nicht sagen: „Wir sind zur Verschwiegenheit verpflichtet.“
Die Eheleute hoffen auf eine erfreulichere Geschäftsbeziehung als die mit der Firma TXL, die Gebäude und Anwesen 2009 gekauft und zur „TXL Business Academy“ umfunktioniert hatte. Der Devisenhandel wurde insolvent, gegen den Chef wurde wegen Betruges ermittelt. Die Eheleute Kempf blieben weitgehend auf ihrem Schaden sitzen.
Teil des Hauses ist schon entkernt
Einen Teil der Kaufsumme hatte TXL entrichtet, bestätigt Heike Kempf, hatte das Haus auch schon teilentkernt, die Arbeiten aber nicht zu Ende gebracht. „Sie hatten alles herausgerissen, aber nicht wieder saniert. Uns blieb nach der Pleite noch eine Ruine“, sagt Kempf.
Auf Schadensersatz hat das Ehepaar nach eigenem Bekunden mehr oder weniger verzichtet. Heike und Alfred Kempf, der zurzeit in einer Kölner Brauerei beschäftigt ist, wollen sich jetzt eine neue Existenz aufbauen. Die Übergabe des „Heimatblicks“ ist für Ende September vorgesehen. „Die Summe, die uns TXL gezahlt hatte, war wenigstens eine kleine Entschädigung“, sagt Heike Kempf. So wie gut 200 weitere Geschädigte auch, die für TXL im „Heimatblick“ und im Herrenhaus Buchholz gearbeitet hatten, hatte sie Strafanzeige gegen den Firmenchef gestellt, „aber man hört und sieht davon ja nichts mehr“. Dabei soll sich der Firmenchef, der in Roisdorf wohnte, immer noch in der Region aufhalten und sei auch noch jüngst in Duisdorf gesehen worden.
Das Thema TXL-Pleite beschäftigt auch die Kölner Kanzlei des Insolvenzverwalters Dr. Andreas Ringstmeier immer noch. „In der Zwischenzeit sind Gelder geflossen“, bestätigt Ringstmeiers Sprecher Pietro Nuvoloni. Gelder, die von TXL in der Schweiz „zwischengeparkt“ worden waren. Und noch immer prüfe die Bundesagentur für Arbeit, ob die Mitarbeiter von TXL „in einem richtigen Beschäftigungsverhältnis gestanden haben, oder nicht“, informiert Nuvoloni. Zum Hintergrund: Über das Geschäftsmodell der „TXL Business Acadademy“ hatten nicht nur Insolvenzverwalter Ringstmeier, sondern auch Finanzexperten der Verbraucherzentrale NRW gestaunt. Geld als Darlehen mitbringen, dafür einen Job bekommen, um dann weitere Darlehensgeber zu werben, das erinnere doch stark an ein Schneeballsystem oder Glücksspiel, sagten beide unisono.
Für eingebrachte Darlehen von 5000 bis 25 000 Euro seien den Mitarbeitern der Academy hohe Zinsen bis hin zu zehn Prozent in Aussicht gestellt worden.
Das hatte auch Oberstaatsanwalt Fred Apostel bestätigt. Die Mitarbeiter bekamen im Gegenzug „eine Beschäftigung im Rahmen von 400-Euro-Jobs“ mit der Bezeichnung Devisenhandel. Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft von 2010 wurden die Leute mit einem Teil dieser Darlehen selbst bezahlt, der Rest sei weitergeleitet worden, zum Teil ins Ausland. Laut Verbraucherzentrale hatte sich die Firma vertraglich von den Mitarbeitern zusichern lassen, dass sie selbst durch die Rückzahlung der Darlehen nicht insolvent werden durfte. Dort sei Devisenhandel betrieben worden, der Kursschwankungen ausnutzte und mit Fremdkapital arbeitete – hoch attraktiv für die Firma, hoch riskant für die Geldgeber.
Sehr langwierig könne die Prüfung der Arbeitsagentur währen, ob dies denn nun richtige Beschäftigungsverhältnisse gewesen seien und die Menschen demnach Ansprüche auf Unterstützung haben. „Das dauert“, sagt Pietro Nuvoloni, denn gegen erlassene Bescheide seien Widerrufe möglich. Die Insolvenz einer weiteren Firma des TXL-Chefs sei unterdessen mangels Masse vom Gericht abgelehnt worden. Ob und weswegen genau zurzeit noch gegen den Firmenchef ermittelt wird, das konnte Oberstaatsanwalt Fred Apostel gestern nicht sagen. Die Akte sei versandt, der Sachbearbeiter in Urlaub.
Hoher Stellenwert für den Tourismus
Dass am „Heimatblick“, der auf dem Vorgebirgskamm auf 150 Metern Höhe bei gutem Wetter einen Fernblick par excellence über die Kölner Bucht bis hin zum Siebengebirge freigibt, wieder Gäste bewirtet werden sollen, das kommt auch der Stadt Bornheim entgegen. „Wir haben immer erklärt, das Projekt im Rahmen des rechtlich Möglichen zu unterstützen“, erklärt Bornheims Erster Beigeordneter Manfred Schier. Ganz abgesehen von dem touristischen Wert.