Rückzugsort und Platz zum TrauernGedenkstätte für Sternenkinder auf Bonner Nordfriedhof

An dieser Stelle auf dem Nordfriedhof soll die Gedenkstätte für die Sternenkinder realisiert werden. Die Initiatoren sind dabei, Geld für das Projekt zu sammeln.
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Bonn – „Wenn ein Kind stirbt, stirbt auch ein Teil von einem selbst. Es ist sehr schwer, damit klar zu kommen“, erzählt Sascha Bliersbach. Besonders schwer seien die Todestage der Kinder zu ertragen, die sogenannten Sternengeburtstage. Der 33-jährige Bonner weiß, wovon er spricht, denn er hat selbst zwei Kinder verloren. Seitdem engagiert er sich für verwaiste Eltern und hat mit einigen Mitstreitern im vergangenen Jahr die Aktion Sternenstaub gegründet.
Seit einigen Monaten setzt sich Bliersbach nun mit mehreren Unterstützern dafür ein, dass auf dem Nordfriedhof ein Gedenkplatz für Sternenkinder entsteht. Das städtische Amt für Stadtgrün unterstützt ihn dabei und hat schon eine Fläche für den Gedenkplatz zur Verfügung gestellt. Der Platz soll in ein neu angelegtes Gräberfeld integriert werden. Um das Projekt zu realisieren, werden aber noch Sponsoren gesucht. „Die Errichtung der Gedenkstätte kostet rund 9500 Euro. Knapp ein Drittel des Betrags haben wir schon zusammen“, sagt Bliersbach
Ohne Rückzugsort und Platz zum Trauern
„Meine Tochter Rebecca war im Jahr 2000 eine frühe Fehlgeburt, und meine Tochter Chayenne verstarb 2011 nach nur zwei Tagen an einer Neugeborenensepsis“, berichtet der Familienvater, der noch vier weitere Kinder hat. Bei der Sepsis handele es sich um eine spezielle Art von Blutvergiftung, die nur bei neugeborenen Säuglingen auftrete. Nach frühen Fehlgeburten würden die Eltern häufig nicht darüber informiert, dass es eine Bestattungsmöglichkeit gebe.
„Das ist sehr traurig, weil ihnen damit ein Rückzugsort und ein Platz zum Trauern fehlt.“ Das gelte auch in den Fällen, in denen die Gräber der Kindes nach dem Ablauf der Ruhezeit aufgelöst wurden. „Manche Eltern bringen es außerdem nicht über das Herz, an das Grab ihres toten Kindes zu gehen“, erzählt Bliersbach. Alle diese Eltern bräuchten einen Platz, an dem sie nachdenken und ihrem Kind nah sein könnten. Auch deshalb sei die Realisierung der Gedenkstätte, für die Steinmetz Hans Möhle schon einen Entwurf angefertigt hat, so wichtig.
Eine Anlaufstelle für betroffene Eltern aus der gesamten Region
„Die Stätte könnte sich zu einer Anlaufstelle für betroffene Eltern aus der gesamten Region entwickeln.“ Möhles Entwurf sieht eine 1,60 Meter hohe Stele aus Kalkstein mit einer polierten Kugel und einem Band aus Edelstahl vor. Für das Projekt gibt es laut Bliersbach Zuspruch von Eltern aus ganz Deutschland. Von Seiten der Bonner Politik werde das Vorhaben vom Ex-OB-Kandidaten Peter Ruhenstroth-Bauer und dem Bundestagsabgeordneten Ulrich Kelber (beide SPD) unterstützt. „Die Friedhofsgärtner-Genossenschaft Bonn und die Innung der Steinmetze Bonn/Rhein-Sieg und Oberbergischer Kreis haben uns schon Spenden zugesagt.
Damit sind rund ein Drittel der Kosten schon gedeckt“, erklärt der Initiator. Möhle, der auch das Grab seiner Tochter Chayenne mit einem Stein und Einfassung versehen habe, wolle an dem Projekt nichts verdienen und werde alle Arbeiten zum Selbstkostenpreis erledigen. „Da das Thema verwaiste Eltern und Sternenkinder in unserer Gesellschaft immer noch ein Tabu ist, möchten wir darüber informieren und aufklären, bieten aber auch Unterstützung für Betroffene an“, betont Bliersbach.
So wurde auf der von ihm mit angeregten Internetseite www.aktionsternenstaub.de auch eine Gedenkliste erstellt, in der jeder sein Kind eintragen lassen kann. „Die Familien erhalten dann als Zeichen von uns das Sternenstaub-Zertifikat. Andere Menschen können sehen, das dieses Thema viel häufiger vorkommt, als so mancher denkt. So kann ein Tabu gebrochen werden.“