Schwimmbad-Betreiber in Rhein-Sieg„Keiner geht mit Schutzmaske ins Freibad“

Während der Zwangspause säubern Benedikt Hövel und Denis Klein den Boden des Beckens.
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Rhein-Sieg-Kreis – Tagelang 30 Grad im Schatten, da zieht es viele ins nächstgelegene Freibad. Abkühlung, Bräunen in der Sonne, ein kühles Eis oder die Pommes mit Mayo. Das gehört für viele zum Sommer einfach dazu. Wird das Corona-Virus den Badespaß in diesem Sommer verleiden oder sorgen die kürzlich vorgestellten Lockerungsregeln der Landes- und Bundesregierung für die willkommene Abkühlung?
In Bornheim ist das HallenFreizeitBad seit Mitte März geschlossen, die Einnahmeverluste sind enorm: „Wir reden hier von circa 10 000 Euro pro Woche“, berichtet Ulrich Rehbann, Vorstand des Stadtbetriebs Bornheim (SBB). Der SBB als Anstalt des öffentlichen Rechts ist Betreiber des in den 1970er Jahren errichteten Bades, das aus einem Hallen- und Freibadbereich sowie einem separaten Saunagelände besteht. Rehbann ist froh, dass die Bäder wieder öffnen dürfen. Das Hallenbad soll am 20. Mai, das Freibad am 30. Mai wieder Gäste zum Baden einladen. In welcher Form steht jedoch noch nicht fest. Der SBB wartet noch auf die Vorgaben vom Land. Der Sicherheitsabstand zwischen den Besuchern könnte gewährleistet werden, in dem man eine verringerte Anzahl von Umkleiden oder Spinden anbietet und die Besucherzahl entsprechend begrenzt. Dann könnte man auch wieder Schul- und Vereinsschwimmen anbieten.
Empfehlungen
Die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) hat ein Papier erarbeitet, wie das Schwimmen unter den Bedingungen der Pandemie wieder möglich wäre:
Um weitere Ansteckungen mit dem Covid-19-Virus zu vermeiden, könnten die Badbetreiber Markierungen anbringen, damit die vorgeschriebenen Abstände eingehalten werden, weniger Gäste ins Bad gelassen werden, die Hygienemaßnahmen verstärkt werden, etwa durch eine größere Anzahl an Zwischenreinigungen. In möglichst kurzen Intervallen sollen alle Griffflächen, die von Besuchern berührt werden wie Handläufe an Beckenleitern oder Wasserrutschen gereinigt werden.
Im Umkleidebereich könnte man „technische oder bauliche Maßnahmen“ ergreifen, um die Abstandsregeln zu erreichen. Damit die Hygienemaßnahmen eingehalten werden, müsste auch mehr Aufsichtspersonal eingesetzt werden. Allerdings räumt die DGfdB auch ein: „Eine lückenlose Überwachung ist nicht möglich, hier sind der Verkehrssicherheitspflicht des Betreibers Grenzen gesetzt.“
Die DGfdB weist zudem darauf hin, dass man sich „immerhin im Wasser nicht anstecken kann und Bewegung an der frischen Luft und viel Sonne günstige Einflussfaktoren für das Immunsystem sind.“ (fes)
Steht wegen der bisherigen Verluste die Existenz des Schwimmbades an der Rilkestraße auf dem Spiel? „Da wir ein öffentliches Bad haben, entscheiden über solche Fragen immer die politischen Gremien“, erklärt Rehbann. Aktuell machen die Mitarbeiter den Außenbereich fit und alle hoffen, bald in die Freibadsaison einsteigen zu können. Derzeit werden Sanierungsarbeiten vorgezogen, die überwiegend mit eigenen Kräften erfolgen, während des normalen Betriebes aber nicht möglich sind. Entlassen werden musste niemand, auch nicht in Kurzarbeit geschickt. „Sofern in anderen Bereichen des SBB oder bei der Stadt Bornheim Bedarf besteht, würde ein Teil der Mitarbeiter auch dort arbeiten wollen“, sagt Ulrich Rehbann.
Das Meckenheimer Hallenbad ist laut Internetseite „bis zunächst 10. Mai“ noch geschlossen. „Aufgrund der fehlenden Eintrittsgelder führt dies zu einer Belastung des städtischen Haushaltes, die aktuell noch nicht beziffert werden kann“, erklärt der Erste Beigeordnete Holger Jung auf Anfrage der Rundschau: „Der Bestand des Bades ist derzeit aber nicht gefährdet.“ Die Pause wurde für technische Arbeiten und eine Reinigung des Außengeländes genutzt. Die städtischen Mitarbeiter, die sonst für den Badbetrieb tätig sind, verstärken aktuell den Ordnungsaußendienst.
Was hält Holger Jung vom Schwimmbetrieb mit Abstand und Maskenpflicht? „Die geforderten Maßnahmen durchzusetzen ist nur sehr schwer vorstellbar.“ Ein „herber Verlust“ ist die Schließung der Schwimmeinrichtung vor allem für den Schul- und Vereinssport: „In der aktuellen Infektionslage können wir keine Prognosen abgeben, wie das Vereins- und Schulschwimmen sicher organisiert werden können.“
„Viele Fragezeichen“ sieht Jörg Zimmer, der Marketingleiter der monte-mare-Unternehmensgruppe, die das Bad in Rheinbach betreibt. Derzeit sind alle rund hundert Mitarbeiter in Kurzarbeit, die Kosten für den Betrieb laufen weiter, auch wenn die Einnahmen fehlen.

Peer Schwetzler, Badleiter des monte mare, räumt im Restaurantbereich auf.
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Das Wasser für die Becken muss regelmäßig umgewälzt werden, derzeit wird in den trockenen Becken vieles verbessert: „Wir stecken den Kopf nicht in den Sand“, betont Zimmer, der kritisiert, dass es trotz des nun genannten Lockerungstermines bislang keine verbindlichen Vorgaben für die Hygienemaßnahmen gibt, auf die sich die Betreiber stützen können. „Keiner geht mit Atemschutzmasken ins Freibad. Es kann auch nicht sein, dass nur 20 Prozent der Besucher kommen dürfen, wir aber 100 Prozent der Kosten haben.“ Daher fordert er finanzielle Hilfen für die Betreiber, zumal es ja auch nicht nur um den Spaß, sondern auch um Schwimmkurse und die Gesundheitsförderung gehe: „Schwimmen ist wichtig, um das Immunsystem aufzubauen und gerade jetzt, wo viele psychisch belastet und meistens in den eigenen vier Wänden hocken, ein guter Stress-Ausgleich.“