„Solidarische Landwirtschaft Bonn“Das Gemüse selbst anbauen

Eva Gruber, Lisa Schäfer, Miriam Kleiner und Werner Grüsgen (v. l.) ernten den Rucola, den sie selbst gesät haben. Die „SoLaWis“ suchen noch Verstärkung aus dem Rhein-Sieg-Kreis und Bonn.
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Rhein-Sieg-Kreis/Bonn – Behände schneidet Lisa Schäfer den Rucola ab und wirft die grün-braunen Salatblätter in einen Behälter. Der Gemüsegärtnerin steht die Vorfreude auf den Verzehr ins Gesicht geschrieben. Auf dem Hof von Werner Grüsgen an der Grootestraße in Bonn, direkt an der Ortsgrenze zu Alfter, wächst noch mehr, was Schäfer gesät und gepflegt hat. Sie gehört zur Gruppe „Solidarische Landwirtschaft Bonn“ (SoLaWi), die auch auf dem Hof von Biolandwirt Bernd Schmitz in Hennef aktiv ist.
Dort können Interessierte sich mit selbst angebautem Salat und Gemüse versorgen (lassen). Keines der 130 Mitglieder ist angehalten, sich persönlich um seine Parzellen zu kümmern: „Wer Lust hat, kann gern aktiv teilnehmen. Bei uns kann jeder nette Leute kennenlernen“, sagt Miriam Kleiner vom Organisationsteam. Dennoch kommen viele regelmäßig vorbei, um den Rest kümmern sich sieben Hauptamtliche.
Die erste SoLaWi-Truppe stellte ihren Betrieb 2013 vorübergehend ein. Sofort begann die Suche nach einem neuen Hof. Seit 2014 können die Mitglieder bei Grüsgen auf 3,5 Hektar landwirtschaftlichen Anbau betreiben. Der Herr des Hauses und der Felder hilft seinen Gästen gern: „Ich hatte die freien Flächen, die früher ein Bauer konventionell bestellt hat. Den Boden will ich humifizieren und nicht mehr mit Spargel oder Erdbeeren ausbeuten.“ Was wie ein alternatives Projekt klingt, ist auch eins.
Am Sonntag, 1. März, beginnt um 15 Uhr die Gründungsversammlung in der Bonner Ermekeilkaserne. Die Mitglieder notieren auf einem Zettel die gewünschte Anzahl ihrer Abschnitte und einen Betrag zur Finanzierung. Es gilt, einen monatlichen Richtwert für den Anbau zu erreichen, denn kostenfrei funktioniert auch SoLaWi nicht: „Jeder zahlt entsprechend seiner Möglichkeiten“, sagt Kleiner.
Die Motivation der Hobbygärtner ist unterschiedlich. Viele möchten genau wissen, wo ihr Gemüse herkommt, legen Wert auf den ökologischen Aspekt oder wollen die Landwirtschaft erhalten. Der Geschmack lasse sich nicht mit Produkten aus dem Supermarkt vergleichen. Der letzte Radicchio sei zwar extrem bitter gewesen: „Dafür sind unsere Möhren sehr lecker. Die Gekauften schmecken dagegen wie Wasser“, sagt Kleiner.
Dafür lohnt sich die Knochenarbeit auf dem Feld. Wer helfen will, sollte Zeit mitbringen. Angesprochen sind alle Interessierten im Bonner Umland. Unterhalb von drei Stunden lohnt sich die Anreise nicht.
Die Ästhetik leidet allerdings. Die Farben sind nicht so kräftig wie im Handel, dreibeinige Möhren ein ungewohnter Anblick. „Die Marktfähigkeit der Ware ist egal, dafür übertreffen wir unsere Ernteziele regelmäßig“, sagt Grüsgen. Wichtiger ist den Mitgliedern, dass die Produkte nach Bioland-Vorgaben angebaut werden.
An den beiden wöchentlichen Erntetagen transportieren die Helfer die frischen Salate, Zwiebeln, Porree und Bohnen zu den sieben Depots, die sich bis auf zwei Ausnahmen in Hennef und Sankt Augustin über Bonn erstrecken. Dort holen sich die übrigen Mitglieder ihren Anteil ab, „so sparen wir die Verpackungen“, sagt Kleiner. SoLaWi plant, bald Milch und Eier anbieten zu können. Oberstes Ziel ist die Vollversorgung.