Spitzenpersonalie aus KönigswinterWiderstand gegen Wahl von Heike Jüngling zur Beigeordneten

Sozial und Schuldezernentin: Heike Jüngling.
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Königswinter – Königswinter. Wird Schul- und Sozialdezernentin Heike Jüngling die neue Erste Beigeordnete in Königswinter? Wohl keine andere (personal-) politische Frage wird derzeit hinter den Kulissen derart intensiv diskutiert wie die, wer Nachfolger von Ashok Sridharan werden soll, der zum Bonner Oberbürgermeister aufgestiegen ist. Dass die 40-Jährige für den Posten hoch qualifiziert ist, steht in der Drachenfelsstadt außer Frage. Im Wege stehen könnte ihrer Karriere jedoch der Umstand, dass sie mit Bürgermeister Peter Wirtz liiert ist. Die beiden machten ihre Beziehung vor einigen Monaten öffentlich und leben inzwischen zusammen.
Heike Jüngling wurde am 22. Februar 1975 geboren. Sie besuchte das Oelberg-Gymnasium, studierte in Bonn Rechtswissenschaften und machte 2002 die 2. Juristische Staatsprüfung. Im Mai 2003 kam sie zur Stadt Königswinter, zunächst als juristische Sachbearbeiterin in der Rechtsverwaltung. Dann war sie Leiterin der Stabsstelle Vorstandsbüro und Recht und als Pressesprecherin der Stadt tätig, bevor sie 2013 Schul- und Sozialdezernentin wurde. (csc)
„Ich sehe derzeit wenig Aussichten für eine Mehrheit für Frau Jüngling“, sagt FDP-Fraktionschef Dietmar Rüsch auf Anfrage. Auch in seiner FDP gebe es Widerstand, und zwar wegen Jünglings Beziehung zu Peter Wirtz. „Heike Jünglings Kompetenz wird nicht in Frage gestellt.“ Aber einige legten die Gemeindeordnung enger aus als andere.
Dort heißt es, dass Bürgermeister und Beigeordnete „untereinander nicht Angehörige“ sein dürften. Das wären Wirtz und Jüngling, wenn sie verheiratet wären. Nicht jedoch, wenn sie „nur“ zusammen sind. Die Kommunalaufsicht des Kreises hält eine Wahl Jünglings zur Beigeordneten denn auch für möglich.
Als „juristische Spitzfindigkeiten“ bezeichnet CDU-Fraktionschef Josef Griese diese Auslegungsfragen. Seine Fraktion habe sich indes bisher ebenso wenig festgelegt in der Beigeordnetenfrage wie die Jamaika-Koalition aus CDU, Grünen und FDP. Klar sei nur, dass die Beigeordnetenstelle ausgeschrieben werden müsse. Das verlangt Paragraf 71 der NRW-Gemeindeordnung. Heike Jüngling ist übrigens wie Peter Wirtz CDU-Mitglied.
„Die Ausschreibung ist keine Alibiveranstaltung“, betont Jürgen Kusserow (SPD) auf Anfrage. Man müsse mal sehen, wer sich alles bewirbt. Entscheidend wird aber schon, was in der Ausschreibung steht. Wenn die Stadt einen Juristen will, käme das Heike Jüngling entgegen (siehe auch zur Person). Wird auch ein Finanzfachmann oder Stadtentwickler gewünscht, wären ihre Karten deutlich schlechter.
Jürgen Kusserow fordert, die Ausschreibung müsse so formuliert werden, dass die beste Lösung für die Verwaltung herauskomme. Dabei sei der Stadtrat „mit Herr des Verfahrens“. Kusserow macht im Übrigen keinen Hehl daraus, dass er wegen der persönlichen Beziehung Wirtz–Jüngling „Bedenken“ habe. „Wie sieht das mit der Vorgesetztenfunktion aus?“, fragt der Sozialdemokrat.
Ganz anders sehen das die Königswinterer Wählerinitiative (Köwi) und ihr Fraktionschef Lutz Wagner. Die Köwis haben sich klar auf Heike Jüngling festgelegt. „Die Beziehung zwischen den beiden ist entstanden, als sie schon im Verwaltungsvorstand tätig war“, betont Wagner. „Wir gehen davon aus, dass die beiden ihrem Amtseid entsprechend zum Wohle der Stadt agieren. Wir vertrauen ihnen.“ Diejenigen, die daran zweifeln, müssten konsequenterweise Heike Jüngling schon jetzt nahelegen, sich einen anderen Job zu suchen. Wagner fordert, die Stellenausschreibung so zu gestalten, dass Jüngling eine Chance hat sich zu bewerben.
Der Umstand, dass in vielen privaten Unternehmen Familienangehörige oder Eheleute an der Spitze des Betriebs stehen, wird je nach Perspektive in der Politik unterschiedlich bewertet. „Man kann sich die Welt auch schönreden. Es geht hier nicht um eine privatwirtschaftliche Angelegenheit. Rat und Verwaltung sind dem Gemeinwohl verpflichtet“, betont Jürgen Kusserow. Und Josef Griese sagt, dass jeder abhängig beschäftigte Arbeitnehmer bei einer ähnlichen Situation Schwierigkeiten bekommen würde. Lutz Wagner hält dagegen: „Das ist in mittelständischen Unternehmen gang und gäbe. Und diese Unternehmen zeichnen sich durch ein besonders hohes soziales Engagement aus.“
Nicht zuletzt spielt bei den Überlegungen auch das Geld eine Rolle. Je nach Lösungsmodell und Zuschnitt der Dezernate lässt sich eine Dezernentenstelle einsparen. Das sei, so heißt es, angesichts der städtischen Finanzen nicht zu vernachlässigen.
Peter Wirtz äußert sich zu dem Thema neuer Beigeordneter übrigens nicht. Heike Jüngling bleibt bei ihrer Aussage, die sie unmittelbar nach Sridharans Wahl zum OB gegenüber der Rundschau gemacht hat: Ihr liege „viel daran, in Königswinter an entscheidender Stelle zu arbeiten und die weiteren Jahre mitzugestalten“. Die Politik müsse entscheiden, wie es nach Sridharans Wahl weitergehe. Zu Informationen der Rundschau, wonach sie schon Anfragen aus anderen Kommunen habe und selbst die Bonn interessiert sein soll, äußert sich Jüngling nicht: „Kein Kommentar.“