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Altertümchen in bester Gesellschaft„Bönnsche Bimmel“ im BaseCamp eröffnet

Lesezeit 3 Minuten

Jahrzehnte auf Bonner Straßen unterwegs, jetzt im „Ruhestand“: die „Bönnsche Bimmel“ im Dottendorfer BaseCamp.

Bonn – Ein echtes Bonner Original ist zurück: Die „Bönnsche Bimmel“ hat ihren Betrieb wieder aufgenommen. Auf dem Gelände des BaseCamp-Hostels in Dottendorf wurde der historische Straßenbahnwagen wiedereröffnet. Ab sofort steht er für kleine Veranstaltungen, Trauungen und Fotoshootings bereit.

Mehr als hundert Jahre lang war der Wagen mit der Nummer 14 bei Wind und Wetter auf den Straßen der Bundesstadt im Einsatz, zunächst als Trieb- und Beiwagen, später als Partybahn oder rollendes Standesamt. 2017 wurde die Bahn stillgelegt. Ihre letzte Reise trat sie im Oktober an: Vom Betriebshof der Stadtwerke in Beuel ging es per Schwertransport nach Dottendorf. „Wir wollten den Wagen für die Öffentlichkeit zugänglich machen“, erklärt BaseCamp-Betreiber Michael Schlößer. Zu schade wäre es gewesen, ihn in einer Fahrzeughalle verstauben zu lassen. Im BaseCamp ist die Bahn in bester Gesellschaft: Mehrere historische Fahrzeuge dienen dort als Schlafunterkünfte, Konferenzräume oder Trauzimmer.

Stichwort

1911 wurde die „Bönnsche Bimmel“ gebaut und noch im selben Jahr als Beiwagen auf der Strecke zwischen Bonn und Bad Godesberg in Betrieb genommen. Ab 1949 fuhr sie nach dem Umbau zum Triebwagen jahrzehntelang zwischen Mehlem und Bonn. Nach ihrer Ausmusterung bauten Mitarbeiter der Stadtwerke die Bimmel zur Partybahn um. Ab 1989 war der Oldtimer fast 30 Jahre lang bei bis zu 80 Veranstaltungen im Jahr im Einsatz, bis 2017 aufgrund der hohen Modernisierungskosten endgültig die Bremse gezogen wurde. (mo)

Übernachtet werden kann in der „Bimmel“ zwar nicht, dafür konferiert oder geheiratet – allerdings nur im kleinen Kreis: Der Wagen verfügt über gerade einmal 19 Sitzplätze. Gemütlich sitzt es sich dort aber allemal: Holztische, rot gepolsterte Sitze, Tischleuchten und Vorhänge – am Zustand der ausrangierten Bahn hat sich seit ihrem Umzug ins BaseCamp nicht viel verändert. Ein Umbau sei auch in Zukunft nicht geplant, so Schlößer. Mindestens acht eigene Events plant das BaseCamp dieses Jahr in dem Stadtwerke-Fahrzeug: Ab nächster Woche soll dort einmal im Monat diniert werden. Angedacht seien Überraschungsmenüs, Weinproben oder Themenevents, zum Beispiel unter dem Motto „vegan“, so Schlößer.

Die Stadtbahn selbst wird wohl nie wieder auf Bonns Straßen unterwegs sein – dafür vielleicht aber bald ihre Fahrgäste mit Virtual-Reality-Brillen: Geplant ist laut Schlößer eine virtuelle Fahrt durch das historische Bonn nach dem Vorbild des „TimeRide“ in Köln. Ob und wann genau die Zeitreise startet, ist noch unklar. „Bezüglich alten Filmmaterials stehen wir in Kontakt mit dem Stadtarchiv“, verrät der Hostel-Chef.

Gemütliche Runde mit Michael Schlößer (Betreiber des BaseCamps) und Anja Wenmakers (SWB Bus und Bahn).

Ab sofort kann der alte Bahnwagen für Veranstaltungen gebucht werden. Feste Preise gibt es nicht. Die ersten Anfragen seien schon eingegangen, berichtet Schlößer: So habe ein Ehepaar, das vor Jahren in der Kultbahn geheiratet hat, seinen Besuch angemeldet – auf ein Gläschen Sekt in der Bönnschen Bimmel.