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Coronavirus in Bonn18 Bewohner des Seniorenheims Josefshöhe genesen

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Im Garten des Seniorenheims Josefshöhe geht es Axel Unverricht gut. Dennoch hofft er, dass der „Shit bald vorbei ist“.

Bonn – Es wirkt schon fast wieder ganz normal. Im Garten des Innenhofs gehen die Senioren spazieren, gerade gab es Mittagessen. Nur die Mundschutze verraten, dass die Situation nicht so idyllisch ist, wie sie scheint. In den vergangenen zwei Wochen war das Seniorenheim Josefshöhe im Stadtteil Auerberg im Krisenmodus. 18 Bewohner hatten sich mit dem Coronavirus infiziert, 14 Mitarbeiter ebenfalls, die dann in der Pflege fehlten. „Das hat uns viel abverlangt, wir haben aber auch viel Unterstützung erfahren“, sagt Einrichtungsleiter Jürgen Zens. Jetzt sind alle erkrankten Bewohner wieder genesen. Die Situation bleibt trotzdem schwierig.

Die Nachricht, dass das Seniorenheim vom Coronavirus betroffen ist, erreichte Zens Ende März. Eine Bewohnerin musste wegen einer anderen Erkrankung in eine Klinik, wo bei routinemäßigen Untersuchungen die Infektion festgestellt wurde. „Am nächsten Tag kam das Rote Kreuz vorbei und testete alle 86 Mitarbeiter und 80 Bewohner“, erzählt Zens. Wiederum einen Tag später stand das Ergebnis fest, das viele Ängste schürte. „Zum einen, weil wir uns um unsere Bewohner sorgten, zum anderen, weil auf einen Schlag so viele Pfleger in Quarantäne mussten. Und wir wussten, nie, wann das aufhört.“

Aber es kam Hilfe, „schnell und unbürokratisch“, wie Zens sagt. So schickte der Medizinische Dienst der Krankenkassen, der sonst nur für Überprüfungen in den Einrichtungen zuständig ist, unentgeltlich Pfleger. Alle Mitarbeiter schoben länger Dienst und übernahmen ohne Murren Doppelschichten. Das Gesundheitsamt beriet genauso wie die Heimaufsicht. „Zudem orderten wir schnell Zeitarbeiter. Dadurch hatten wir nie einen Mangel und konnten die vielen neuen Aufgaben gut auffangen“, erklärt Zens.

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Doch wo sonst immer ein enger Kontakt herrschte, musste plötzlich Abstand gehalten werden. Das Lächeln verschwand hinter dem Mundschutz, Umarmungen waren nicht mehr möglich. „Wir stoppten den Besucherverkehr, auch Angehörige durften nicht mehr herein“, sagt Zens. Gruppenveranstaltungen, Spaziergänge nach draußen und das gemeinsame Essen fielen aus. Damit der Kontakt zu den Liebsten nicht komplett abbrach, setzte man aufs „Fenstern“ und Telefonieren. Wer an Covid 19 erkrankt war, wurde auf seinem Zimmer isoliert. Die Infizierten auf einer eigenen Etage zu versorgen, „hätte Umzüge bedeutet, die wir unseren Bewohnern nicht zumuten können.“

Mehrere Kontrollen am Tag

Mehrmals am Tag kontrollierten die Pfleger Werte wie Puls und Blutdruck. „Damit niemand körperlich abbaut, gab es Eis und Malzbier. Alles, was ältere Menschen gerne mögen“, erzählt Zens. Atemübungen beugten Pneumonien vor. Zwischendurch gab es auch erneute Corona-Tests. Schließlich kam der erlösende Anruf des Gesundheitsamtes: „Wir konnten gar nicht glauben, dass alle Bewohner wieder gesund waren und die Krankheit so gut überstanden hatten“, sagt Zens. Tränen seien geflossen, Angehörige, Pfleger und die Senioren selbst waren erleichtert und glücklich.

Wachsamkeit bleibt

Was nun bleibt? Wachsamkeit und Vorsicht. Das Besuchsverbot gilt weiter, der Mundschutz ist Pflicht. Ein Isolierbereich wurde eingerichtet, falls ein erneuter Corona-Fall auftritt. Die Senioren selbst sehnen sich nach mehr Freiheiten. Oder, wie es der 74-jährige Axel Unverricht sagt: „Hoffentlich ist der Shit bald vorbei.“ Auch Maria Thomas (95) fällt es schwer, sich an die Regeln zu halten. „Aber ich habe sehr viel Telefonkontakt mit der Familie, man kann das alles überbrücken.“ Und sie appelliert an „die Gesunden da draußen“, die sich über Kleinigkeiten aufregen: „Sie müssten mal hier vorbeikommen und die kranken Leute sehen.“