Massiver Mangel bei BlutkonservenBonner Klinik muss OPs verschieben – angespannte Lage in der Region

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Blutkonserven im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes für Krankenhäuser in Hagen

Blutkonserven im Zentrallabor des DRK-Blutspendedienstes für Krankenhäuser in Hagen

Nur drei Prozent aller spendentauglicher Menschen spenden auch tatsächlich Blut. Damit ist nun der Mangel so akut, dass sogar OPs verschoben werden müssen. Ein Überblick in die Lage der Region

Wenn ein Krankenhaus Blutkonserven braucht, geht es oft um Leben und Tod. Doch die Lager beim DRK-Blutspendedienst, dem größten Versorger in Nordrhein-Westfalen, sind fast leer. „Bei einigen Blutgruppen erhalten die Kliniken im Moment nur noch die Hälfte dessen, was sie bei uns anfordern“, sagt Stephan David Küpper vom Blutspendedienst West in Ratingen. Noch könnten Ärzte mit ein bisschen Improvisationstalent die Sicherheit der Patienten gewährleisten, sagen Fachleute. Aber ein langfristiger Trend macht ihnen Sorgen: Die Spendebereitschaft in der Bevölkerung sinkt kontinuierlich.

Es gibt Zeiten im Jahr, in denen die Situation traditionell besonders angespannt ist. Im Sommer sind viele Stammspender im Urlaub. Im Winter ist Schnupfenzeit, und wer krank ist, darf kein Blut spenden. Doch in der aktuellen Grippewelle sei es besonders schlimm.

DRK: Eine rote Linie ist erreicht

Der DRK-Blutspendedienst West hat nach eigenen Angaben nur noch so viele Blutkonserven auf Lager, wie die Krankenhäuser innerhalb eines Tages für ihre Patienten verbrauchen - etwa bei Operationen, in der Krebstherapie oder bei Unfallopfern. Mit diesem Lagerbestand sei eine „absolut rote Linie“ erreicht, warnt Küpper. Eigentlich müssten Konserven für fünf Tage auf Lager sein. „Die Krankenwelle sorgt für einen Notstand beim Blutspenden.“

Die großen Kliniken im Westen, die auch eigene Blutspendezentren haben, kämpfen mit den gleichen Problemen. „Der Blutspendermangel war kurz vor dem Jahreswechsel so kritisch, dass elektive Operationen verschoben werden mussten“, sagte Prof. Dr. med. Johannes Oldenburg, Direktor des Instituts für Experimentelle Hämatologie und Transfusionsmedizin am Universitätsklinikum Bonn (UKB), am Montag auf Anfrage der Rundschau. „Aktuell ist die Versorgungslage mit Blut weiterhin sehr angespannt.“ Nicht ganz so dramatisch stellt sich die Situation an den Kölner Universitätskliniken dar. „Wir mussten bisher keine Operationen verschieben“, berichtet Prof. Dr. Birgit Gathof, die Direktorin der Klinik für Transfusionsmedizin. „Nichtsdestotrotz haben wir für manche Blutgruppe weniger Vorrat wie wir gerne hätten. Wir freuen uns daher über jede Blutspende. Vor allem um vor der Hochphase des Karnevals ein Pölsterchen zu haben“, so Dr. Gathof.

Nur drei Prozent der Bevölkerung spenden Blut.

Die Kölner Transfusionsmedizinerin hält etwa zehn Millionen Menschen in Deutschland für blutspendefähig, tatsächlich spenden aber nur drei Prozent Blut. Vor allem nimmt die Spendenbereitschaft der jüngeren Generation ab. An mangelhafter Gelegenheit kann es nicht liegen. In Köln kann außer sonntags an jedem Tag der Woche Blut gespendet werden und vorab über die App doctolib ein Termin gebucht werden, in Bonn immerhin montags bis freitags aber nur nach Terminvereinbarung.

Allgemein werben Blutspendedienste vor allem um junge Spenderinnen und Spender. In den sozialen Netzwerken wird das Thema stärker emotionalisiert - etwa indem die Geschichten von jungen Menschen erzählt werden, denen die Blutspende das Leben gerettet und eine neue Zukunft geschenkt hat.

Das Rote Kreuz mit seinem großen Blutspendedienst setzt auch auf die Unterstützung von Politik und Unternehmen. Wenn Beschäftigte für ihre Blutspende eine Zeitgutschrift vom Chef bekämen, wäre das ein Anreiz, sagt DRK-Sprecher Küpper. „Wir nehmen den Menschen ja nicht nur einen halben Liter Blut ab, sondern vor allem auch etwas Zeit.“ Krankenkassen könnten eine Blutspende im Rahmen ihrer Bonusprogramme honorieren. Und in den Schulen könnte das Thema im Biologieunterricht einen festen Platz bekommen, schlägt er vor. (mit dpa)

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