Paul Bachem vom „Margarethenkreuz“„Dort war früher ein Schweinestall“

Paul Bachem mit dem Ausgabenbuch von Carl Josef Bachem, der das heutige Restaurant-Café Margarethenkreuz am 12. Februar 1844 unter dem Namen „Gut Margarethenkreuzhof“ gegründet hat.
Copyright: Ralf Klodt
Bonn – Herr Bachem, Ihr Lebenslauf liest sich alles andere als gewöhnlich: Erst eine Ausbildung zum Koch, dann ein Medizinstudium und der Arztberuf. Schließlich die Rückkehr in die Gastronomie. Woher der Sinneswandel?
Als Jugendlicher habe ich oft im Restaurant meiner Eltern ausgeholfen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich den Laden nicht zusammen mit ihnen führen kann. Unsere Ansichten waren einfach zu verschieden. Zum Beispiel bin ich oft in die Küche gelaufen und habe das Essen selbst garniert, weil ich mit der Anrichtung nicht einverstanden war (lacht). Also habe ich Medizin studiert, um mir ein zweites Standbein aufzubauen.
Nach dem Tod Ihrer Mutter 1998 haben Sie sich dazu entschlossen, den Arztkittel gegen die Kochschürze einzutauschen. Haben Sie diese Entscheidung jemals bereut?
Nein. Das war eine Bauchentscheidung, ich wollte die Familientradition weiterführen. Ich muss zugeben, dass ich den Laden damals etwas blauäugig übernommen habe. Ich hatte einen schlechten Start, musste viel in die Renovierung investieren. Heute kann ich sagen: Es hat sich gelohnt. Natürlich hat man als Gastwirt wenig Freizeit. Aber der Nachtdienst im Krankenhaus ist auch nicht immer angenehm.

Das Restaurant-Café an der Königswinterer Straße.
Copyright: Ralf Klodt
Vor 175 Jahren kaufte ihr Ururgroßvater Carl Josef Bachem das damalige „Gut Margarethenkreuzhof“. Was hat sich seitdem verändert?
So einiges. Ursprünglich war das Gasthaus eine Station für Pferdekutschen. Auf dem Gutsgelände gab es eine Meierei mit Hühnern, Schafen, Gänsen und Schweinen. Dort, wo heute das Restaurant steht, war früher zum Beispiel ein Schweinestall.
Sie sind jetzt seit mehr als 20 Jahren im Geschäft. Was hat sich in der Ära Paul Bachem getan?
Früher hatten wir nur Mittagsgeschäft. Heute hat das Restaurant auch abends auf, dazu am Wochenende den ganzen Tag. Auch die Einrichtung ist anders, wir haben auf einen rustikalen Landhausstil mit rot-weiß-karierten Tischdecken umgerüstet. Außerdem sind ein paar neue Gerichte auf der Karte. Ich habe das Schnitzelbuffet eingeführt und mit 64 Jahren noch gelernt, Burger zu machen – und die sind sogar wirklich gut.
Und das ist alles auf ihrem Mist gewachsen?
Nein. Ich stehe fast jeden Tag allein in der Küche, da bleibt nicht viel Zeit, um kreativ zu werden. Deshalb habe ich seit drei Jahren einen Koch-Coach, der Ideen von außen einbringt.
Die lange Familientradition hat demnächst ein Ende: Das „Margarethenkreuz“ steht zum Verkauf. Wie kam es zu der Entscheidung?
Ich werde im April 65, da kann man schon mal an den Ruhestand denken. Meine Kinder wollen das Lokal nicht weiterführen. Natürlich ist mir die Entscheidung nicht leicht gefallen und belastet mich heute noch. Allerdings ist noch nichts konkret. Bis ich zum Notar gehe, vergeht wohl noch mindestens ein Jahr.
Gibt es denn schon Interessenten?
Ja, einige. Ich werde aber nicht um jeden Preis verkaufen. Wenn sich niemand findet, der bereit ist, die Summe zu zahlen, die ich mir vorstelle, mache ich noch ein paar Jahre weiter.
Mal angenommen, es findet sich ein Abnehmer: Wird das Siebengebirge dann um eine weitere Gaststätte ärmer?
Nein. Hier bleibt auf jeden Fall Gastronomie drin, dafür setze ich mich ein.
Haben Sie schon Pläne für den Ruhestand?
Erstmal muss ich mir eine neue Wohnung suchen – momentan wohne ich ja im Gasthaus. Danach möchte ich mir ein Wohnmobil zulegen und die Welt erkunden. In über 20 Jahren als Gastwirt bin ich ganze zweimal in den Urlaub geflogen.
Wie feiert das „Margarethenkreuz“ seinen 175. Geburtstag?
Geplant ist derzeit ein richtig schönes Sommerfest, eventuell mit prominenten Gästen. Bier und andere Getränke gibt’s dann, passend zum Jubiläum, für 175 Cent.