Flut-Spenden nur für Gläubige?Heimerzheims Pfarrverweser wehrt sich gegen Vorwurf

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Swisttal – Etwa 100.000 Euro sind auf dem Spendenkonto des katholischen Seelsorgebereichs Swisttal für die Opfer der Flutkatastrophe angekommen. Pfarrverweser Marek Madej hat, wie er der Rundschau erklärte, rund 40.000 Euro davon bereits zu Menschen gebracht, die das Geld dringend brauchten.
Aber muss man, um Geld zu bekommen, Mitglied in der Kirche sein? Diese Behauptung wurde in einem anonymen Schreiben an unsere Zeitung erhoben. „Nein. Das spielt keine Rolle“, versichert der Geistliche: „Jede Religion, jede Konfession, jeder, der mir vermittelt wird, kann Geld bekommen. Ich frage auch niemanden, ob er in der Kirche ist oder war.“
Dennoch war eine Rentnerin – „mit nicht viel Geld zum Leben“ – aus Heimerzheim, die sich als alleinstehend und gesundheitlich eingeschränkt beschreibt, nicht zufrieden. Sie habe die Spendenaufrufe im Schaukasten der Kirchengemeinde gesehen und „natürlich in den vergangenen Wochen versucht, überall Spenden zu beantragen. Da gibt es viele Möglichkeiten, es wird aber nicht reichen, alle Kosten zu decken. Aber besser als nichts.“
Spendengelder wurden angeblich in bar ausgeteilt
Wie die Briefeschreiberin berichtet, hat sie, weil sie auf der Internetseite der Swisttaler Gemeinde kein Antragsformular fand, beim Bistum angerufen, sei dort mehrfach hin und her verbunden worden, bis sie aufgefordert wurde, direkt in Swisttal anzurufen. Letztlich glaubte sie, was Nachbarn sagten: Der „Herr Kardinal Woelki“ habe in Swisttal „Leute rumgeschickt, die Spendengelder bar übergeben“. Einer sei der Pastor. Eine Nachbarin habe gesagt, „dass nur die Leute Geld bekommen, die in der Kirche sind. Deshalb kann man auch keinen Antrag stellen“. Die Heimerzheimerin glaubt nun, dass der Erzbischof allein über die Spendengelder bestimmt, dabei hat das Bistum damit nichts zu tun. Für den Spendenaufruf haben Swisttaler Gemeindemitglieder bei Freunden und Bekannten so viel Werbung gemacht, dass aus ganz Deutschland Geld zusammenkam. Über die Verteilung habe eine Spendenkommission bestimmt, erklärte der Pfarrverweser. Ein Mitglied des Kirchenvorstands und eines aus dem Pfarrgemeinderat gehörten dazu. „Die Kriterien sind ganz einfach. Jeder, der sich meldet, bekommt etwas. Ich besuche die Menschen selbst und schaue auch nach, wie stark die Betroffenheit ist“, berichtete Madej der Rundschau. Dazu seien drei verschieden hohe Summen festgelegt worden. „Ob jemand versichert ist, ob eine Seniorin mit kleiner Rente oder eine Familie mit vielen Kindern betroffen ist – so etwas spielt dabei eine Rolle.“
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„Die Spende versteht sich als Soforthilfe“, erklärt Madej, „sie ist für das Nötigste vorgesehen. Oft für die Waschmaschine, aber auch für die Kinder. Manche legen sich das Geld zur Seite für eine neue Küche, wenn der Raum hergerichtet ist. Und damit nicht wieder jemand etwas anderes behauptet: Es kann mich jeder anrufen und mitteilen, wenn er bedürftig ist“, sagt der Pfarrverweser. Er ist unter Ruf (0177) 866 12 27 erreichbar. „Viele schämen sich, um Geld zu bitten, aber wer auf mich zukommt, bei dem melde ich mich.“ Eine gewisse Vorauswahl sei aber notwendig.