In 30 Jahren hat Guido Lanzerath, Jahrgang 1967, seine Tiefbaufirma aufgebaut. Obwohl mit der Gaskrise der Rohrleitungsbau fast zusammenbrach, hat er keinen seiner 60 Mitarbeiter und fünf Auszubildenden entlassen müssen.
Interview mit Guido Lanzerath60-Mann-Betrieb in Swisttal über die Gaskrise gerettet

15. September 2023: Bauunternehmung Lanzerath feiert 30-Jähriges. Chef Guido Lanzerath vor einem Teil seines Fuhrparks
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Wie ist es Ihnen gelungen, die Firma über die Jahrzehnte zu bringen?
Ich habe einfach ein gutes Gespür, ein Händchen, zu wissen, was passiert und wen ich einstellen sollte. Bis zur Energiekrise haben wir vor allem für e-regio gearbeitet. Die Aufträge sind aber zu 95 Prozent eingebrochen, weil keiner mehr Gas will. Aber wir konnten auf den Bau von Glasfaser- und Stromleitungen umsteigen.
Ist Ihnen die Baubranche in die Wiege gelegt worden?
Gar nicht. Mein Vater war Beamter, meine Mutter Hausfrau. Aber der Onkel hatte ein Tiefbauunternehmen, bei dem habe ich im Sommer und in der Freizeit geholfen.
Mit welcher Schulbildung?
Mit dem Fachabi nach Hauptschule und Mittlerer Reife bin ich in die Ausbildung und habe 1993 den „Industriemeister Metall“ gemacht. Eigentlich wollte ich die Firma übernehmen, bei der ich gelernt habe, aber der Unternehmer wollte nicht. Also habe ich mich selbstständig gemacht. Mein sechs Jahre älterer Bruder hat seinen Verwaltungsjob gekündigt, und wir haben einen Lastwagen gekauft.
Wo stand die Firma nach zehn Jahren?
Da hatten wir schon sechs Leute. Den ersten Mitarbeiter habe ich 1997 eingestellt. Zwei Jahre zuvor hatte ich einen schweren Unfall und Zeit für eine Schweißerausbildung an Gasleitungen aus Metall und PE. Ohne den Industriemeister Metall hätte ich das gar nicht machen dürfen. Sie können nicht ohne Qualifikation im Handwerk arbeiten. Als wir 2011 in den Tiefbau stiegen, habe ich auch den Straßenbaumeister gemacht. Ich bin also zum Glück alles. Meine Qualifikationsnachweise füllen einen ganzen Aktenordner, die meiner Mitarbeiter einen zweiten Ordner. Die können Gas-, Wasser-, Strom- und Telekommunikationsleitungen bauen und auch Abwasserkanäle.
Wo kommt die Motivation her?
Das Arbeiten habe ich von meinem Vater. Nach Feierabend hat er noch Fliesen gelegt und unsere 16 Bullen versorgt. Im Wehrdienst habe ich bei den Fallschirmjägern vieles gelernt - auch Panzer fahren, vor allem aber, dann erst richtig loszulegen, wenn andere schon aufhören. So habe ich es vom Tellerwäscher zum Millionär gebracht.
Das Geld stimmt also. Ist das der Erfolgsmesser?
Nein. Ich habe meine Immobilien, einen wertvollen Maschinenpark, 200 Ölgemälde in der Sammlung und die Bilanz ist gut. Wichtiger ist mir aber, dass die Mitarbeiter sagen: „Ich komme jeden Tag gerne zur Arbeit.“ Die Mitarbeiter schenken mir irgendwie Lebenssinn. Sie sind stolz auf das Unternehmen, tragen T-Shirts und fahren Autos mit meinem Namen drauf. Ich habe noch nie jemanden wegen Arbeitsmangel entlassen müssen. Also schaue ich, dass jeder von ihnen jeden Monat seine Familie ernähren kann.
Für die Baubranche sieht es nicht so rosig aus ...
Für den Hochbau sieht es wirklich schlecht aus, weil die Zinsen zu hoch sind und sich niemand mehr ein Haus leisten kann. Aber im Tiefbau - da wird sich einfach die Spreu vom Weizen trennen. Aber wenn alle studieren gehen wollen, wird ein Hausanschluss bald 9000 statt 3000 Euro kosten. Wir können gute Kräfte immer brauchen.
Was gibt ihnen Vertrauen für die Zukunft?
Der Betrieb ist vom Auftragseingang über Leitungspläne, Arbeitseinsatz und Zeiterfassung bis zur Abrechnung voll digitalisiert, jeder Mitarbeiter hat ein Firmenhandy.
Die Kinder übernehmen das alles mal?
Dana (21) hat einen Abschluss in Betriebswirtschaft und sitzt hier im Büro, Tobias (26) ist eigentlich Physiotherapeut, schult aber gerade für den Rohrleitungsbau um und wird im November fertig. Nick (10) kann natürlich schon Bagger fahren und die Maschinen bedienen. Aber die Weiterführung des Betriebs ist damit allein nicht gewährleistet.
Am Samstag, 16. September 2023, feiert die Lanzerath GmbH & Co. KG - Tief- und Rohrleitungsbau ab 14 Uhr auf dem Firmengelände Gewerbepark Odendorf 14 in Swisttal mit allen Freunden des Unternehmens das 30-jährige Bestehen des Unternehmens. 1000 Burger sind bestellt, damit die erwarteten 300 Gäste satt werden.