Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Überblick für Rhein-Sieg linksrh.Wie die Seniorenheime der Region Weihnachten feiern

Lesezeit 7 Minuten

Im Rheinbacher Haus am Römerkanal gestalten Einrichtungsleiterin Sabine Jacobs (l.) und Pflegedienstleiterin Anja Schmitz die Weihnachtszeit für die Bewohnerinnen in reduzierter Form.

Nach den Lockdown-Beschlüssen gestaltet sich das Weihnachtsfest in diesem Jahr anders als gewohnt. Die neuen Regeln und Maßnahmen sorgen vielerorts für Einschränkungen, betroffen sind davon ebenfalls ältere Menschen in Seniorenheimen. Wie feiern die Bewohner, welche Vorbereitungen treffen die Häuser und wie wird Besuch ermöglicht? 

Seniorenhaus St. Josef

Für den neuen Leiter der Einrichtung der Cellitinnen in der Meckenheimer Altstadt, Clemens Pollmann, ist der Start als Nachfolger von Mathias Junggeburth gleich eine Bewährungsprobe. So gilt es jetzt nicht nur, die am dritten Adventssonntag erlassenen neuen Corona-Regeln zügig umzusetzen. Aufgrund der ersten positiven Covid-19-Testung unter Mitarbeitern mussten nun auch seit langem geplante Abläufe rund um das Weihnachtsfest in dem bis noch vor kurzem virusfreien Haus geändert werden.

Als am dritten Adventswochenende allerdings bekannt wurde, dass es unter den Mitarbeitern positive Fälle von Corona gibt, wurden die sonst üblichen geselligen Veranstaltungen in der Woche vor Weihnachten abgesagt. Auch die schon seit langem geplanten festlichen Abendessen an Heiligabend und am 1. Feiertag müssen nun ohne Angehörige und Impulsvortrag stattfinden. Besucher seien im Haus zwar zugelassen, so Pollmann, aber nicht im Restaurant, sondern ausschließlich in den Zimmern der Bewohner. Dort wird allen Senioren momentan auch das Essen serviert. Gleiches gilt für die Wohngemeinschaften. Besuche sind auf eine Stunde begrenzt, vorher wird kontaktlos die Körpertemperatur gemessen. Da das Haus verpflichtet ist, Besuche zu dokumentieren, ist eine Anmeldung an der Rezeption und das Ausfüllen eines Fragebogens die Regel. Plakate mit den wichtigsten Hygienetipps hängen bereits seit März im Gebäude und an den Eingangstüren. Die Erfahrung habe allerdings gezeigt, dass am 24. Dezember selbst nicht so viel Besuch zu erwarten sei, berichtet Pollmann: „Viele Bewohner werden von den Angehörigen nach Hause geholt.“

Da die neuen Vorgaben in allen Bereichen viel Arbeit bereiten, müssen woanders Angebote zurückgefahren werden, schildert der Hausleiter die augenblickliche Lage. Bewegungsangebote etwa werden in den jeweiligen Wohnbereichen angeboten, der Singkreis fällt aus. Nicht nur der Zimmerservice, auch die verschärften Regelungen für Besucher binden Personal, wie auch die erforderlichen Schnelltests, die an verschiedenen Tagen mehrmals wöchentlich durchgeführt werden: „Die ohnehin angespannte Personalsituation wird dadurch verschärft, denn die Pflege läuft ja weiter.“

In St. Josef wird das spirituelle Leben bereichert von Ordensschwestern der Dominikanerinnen von Bethanien sowie Missionsschwestern von „Maria, Hilfe der Christen“. Besinnliche Gottesdienste und Andachten auch unter der Woche sind dort die Regel. Gottesdienste könnten unter den momentanen Bedingungen zumindest in eingeschränkter Form und unter Hygieneschutz-Bedingungen in der hauseigenen Kapelle stattfinden, informiert der Hausleiter. So ist am Donnerstagvormittag eine vorweihnachtliche Andacht mit Musik geplant, nachmittags soll eine Christmette stattfinden. Schwieriger wird die musikalische Gestaltung, denn Singen ist in Gänze untersagt. Freuen können sich die Bewohner auf eine neue Krippe, die von der Jakob Christian Adam-Stiftung gespendet und vor Weihnachten anstelle der alten in der Kapelle aufgebaut wird.

Noch besteht der Plan, an alten Traditionen festzuhalten und etwa in der Nacht auf den ersten Weihnachtsfeiertag kleine Geschenke in den Zimmern zu verteilen. Dafür müssen jedoch die Ergebnisse der Corona-Testung abgewartet werden. Das Haus sei augenblicklich nicht in Quarantäne, es gebe keine Ordnungsauflagen, sagt Pollmann und fügt hinzu: „Sollte das passieren, wird Weihnachten nicht so ablaufen wie geplant.“

Haus am Römerkanal

Das evangelische Altenzentrum „Haus am Römerkanal“ in Rheinbach ist unter anderem mit seinem offenen Café und dem Mittagstisch, an dem auch die benachbarten Anwohner teilnehmen können, im Stadtteil eine feste Größe und bekannt für seine geselligen Feste und die gute Gemeinschaft. „Wir waren immer eine offene Einrichtung mit Klaviernachmittagen, Hundebesuchen, Basaren und Kaffeerunden“, bekräftigt Einrichtungsleiterin Sabine Jacobs. Darum sei es nun sehr betrüblich und eine große Umgewöhnung, dass coronabedingt Feiern und Veranstaltungen wie etwa der vom Förderverein der Einrichtung ausgerichtete traditionelle Adventsbasar ausfallen mussten: „Das ist überaus traurig.“

Vieles, was die Einrichtung ausmacht, musste wegen der Pandemielage abgesagt werden, anderes wurde jedoch gerettet: „Wir sind kreativ geworden“, sagt Jacobs und beschreibt den erfolgreichen Glühweinnachmittag im Garten, mit Lichterketten, Weihnachtsmusik und Reibekuchen.

Die Feier, zu der die Bewohner mit Mundschutz jeweils in kleinen Gruppen kamen, sei auch deswegen so stimmungsvoll gewesen, weil sie draußen abgehalten wurde: „Glühwein kann man nicht drinnen trinken. Für Glühwein muss es kalt sein.“ An den Adventswochenenden gab es bisher in jedem Wohnbereich eine Feier mit Keksen, leckeren Getränken und künstlichem Kerzenlicht. Das Haus bleibt auch über Weihnachten für Angehörige geöffnet, die allerdings nicht durch das ganze Gebäude spazieren und überall ein Schwätzchen abhalten sollten, sondern nur auf direkten Weg in die Bewohnerzimmer gehen dürfen. „Die Bewohner sind nicht isoliert, sie partizipieren an Einzel- und Gruppenangeboten in den Wohnbereichen und genießen dort eine gut funktionierende Gemeinschaft“.

Umsetzung der neuen Verordnung ist ein Kraftakt

Bislang gab es in der Einrichtung nur einen Fall von Corona: Eine Mitarbeiterin war im Oktober im Rahmen der Reihentestung positiv getestet worden, zeigte aber keine Symptome und kam gemeinsam mit Kollegen in Quarantäne. Momentan ist das Haus frei von Covid. Die neuen Schutzverordnungen sowie deren Umsetzung werden von Sabine Jacobs als „Kraftakt“ bezeichnet. Den Besuchern werde nun ein Schnelltest angeboten.

Auch sämtliche der 123 Bewohner sowie die rund 170 Mitarbeiter sollen nun regelmäßig getestet werden. Und da ein solcher PoC-Test von hauseigenen Fachleuten durchgeführt werden muss, fehlen mindestens acht Stunden pro Woche wertvolle Kräfte. „Das sind unsere Pflegekräfte, die wollen pflegen und betreuen. Nun stehen sie verhüllt da und müssen Leute testen – und dass eine Woche vor Heiligabend“, ergänzt Pflegedienstleiterin Anja Schmitz.

Einige Bewohner verbringen Heiligabend oder die Feiertage auch bei der Familie oder bekommen Besuch, der allerdings nur auf den jeweiligen Zimmern gestattet ist, um die Gefahr einer Ansteckung möglichst gering zu halten. Aus diesem Grund sind die Aktivitäten an Heiligabend sowie an den Weihnachtsfeiertagen auf den jeweiligen Wohnbereich bezogen. Das Drei-Gänge-Menü im schön dekorierten Restaurant muss ausfallen, kleine ökumenische Andachten und gemütliche Zusammenkünfte in festlichem Rahmen sind jedoch in jedem Wohnbereich geplant. Eine große Freude bereiten Mitglieder der evangelischen Gemeinde, Schul- und Kindergartenkinder den älteren Menschen, indem sie Briefe und Weihnachtsgeschenke schicken. Insgesamt sei das Jahr für alle sehr anstrengend gewesen und habe seine Spuren hinterlassen, resümiert Jacobs. Trotzdem dürfe der Humor nicht fehlen: „Wir arbeiten seit geraumer Zeit mit einer sehr angespannten und konzentrierten Ruhe, doch Humorlosigkeit und Hektik machen die Sache nicht besser.“

Marienheim in Rheinbach

Auch im Rheinbacher Marienheim wurde das Weihnachtsfest für die Bewohner stets schön gestaltet, mit einer Feier in Kleingruppen in den Wohnbereichen. Dazu gehörte ein besonderes Abendessen mit Gedichten, Musik und dem Besuch von Verwandten. In diesem Jahr ist nun alles anders, wie Patrick Pöhler, Pressesprecher der Malteser, erläutert. Denn die Rahmenbedingungen haben sich seit Donnerstag noch einmal verändert. Es gab zwar einige wenige Fälle von Corona, weswegen auch schon eine Besuchersperre verhängt und einige Bewohner verlegt worden waren. Nun verzeichnet das Haus jedoch einige Fälle zugleich, dadurch müssen die Kräfte noch mehr gebündelt werden: Sechs Bewohner wurden positiv getestet, neun Mitarbeiter fielen wegen positiver Testergebnisse von einem Tag auf den anderen aus. Insgesamt befinden sich zehn in häuslicher Quarantäne.

Am Donnerstag wurden darum Koffer gepackt, da die verbliebenen 27 gesunden Senioren in benachbarte Heime verlegt wurden. Die sechs erkrankten Menschen, die nur geringe bis gar keine Symptome zeigen, wurden einen Tag später ebenfalls in andere Einrichtungen und dort in Quarantänezimmer gebracht. Da es beim Personal so viele Ausfälle gab, habe man umdisponieren müssen, um weiterhin die Gesundheit und Versorgung der Menschen gewährleisten zu können, beschrieb Pöhler die Ausnahmesituation: „Zu Weihnachten ist das Haus leer.“

Das sei „kein schöner Schritt für die Bewohner, die nun aus ihren vier Wänden gerissen werden, das erschwert es auch für die Angehörigen“. Die kurzfristige Verlegung ist für zehn bis 14 Tage geplant. „Wir hoffen, dass im Neuen Jahr die Pflegekräfte wieder genesen sind.“