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Umspannwerk in BuschdorfStromausfall in Bonn nach Kurzschluss

Lesezeit 4 Minuten

Umspannwerk

Bonn – Ein Kurzschluss im Buschdorfer Umspannwerk der zu den Stadtwerken Bonn gehörenden Bonn-Netz GmbH (SWB) hat gestern ab 9.45 Uhr für flächendeckenden Stromausfall in weiten Teilen des Bonner Nordwestens gesorgt. Erst fünf Stunden später, gegen 15 Uhr, war er nahezu vollständig behoben. Bei dem Unfall erlitt ein 42-jähriger Mitarbeiter der Bonn-Netz, der für eine Routinekontrolle im Umspannwerk war, schwere Verletzungen.

Der Mann musste mit einem Hubschrauber in die auf Brandverletzungen spezialisierte Klinik in Köln-Merheim geflogen werden. Die genaue Unfallursache war bis Redaktionsschluss nicht klar. Mitarbeiter einer Auftragsfirma, die mit dem 42-Jährigen vor Ort waren, beschrieben nach Auskunft von Thomas Adenauer von der Berufsfeuerwehr, dass sie einen „Lichtbogen“ gesehen hätten. Der Techniker habe zu diesem Zeitpunkt auf einer Leiter im Schaltraum gestanden und seine Kleidung habe gebrannt.

Frau des Verletzten vor Ort

Die Kollegen hätten daraufhin die Leiter weggetreten, um den 42-Jährigen ablöschen zu können. Mit 32 Einsatzkräften und zwölf Fahrzeugen waren sowohl Feuerwehr als auch Rettungsdienst vor Ort. Ein Seelsorger sei ebenfalls hinzugekommen, berichtete Adenauer, weil Vater und Frau des Verletzten von dem Unfall erfahren hatten und nach Buschdorf geeilt waren. Wie SWB-Sprecher Werner Schui gegenüber der Rundschau sagte, sei der Techniker seit 20 Jahren in Diensten der Stadtwerke und ein erfahrener Mann.

Die Suche nach der Ursache für den Kurzschluss war auch den Grund für das lange Abschalten des Umspannwerkes. Die Polizei schickte Ermittler, die herausfinden sollten, was den Unfall auslöste. „Erst nach eingehenden Ermittlungen konnten wir den Tatort freigeben“, sagte Polizeisprecher Christoph Schnur am Mittag. Die Polizisten hätten vor Ort „keinen strafrechtlichen Hintergrund“ ausmachen können, erklärte er. Die Ermittlungen seien aber noch nicht vollends abgeschlossen.

Die Bezirksregierung Köln schickte aus dem Amt für Arbeitsschutz einen Gutachter, der den Schaltraum untersuchte. Behördensprecher Oliver Moritz sagte, dass verwertbare Ergebnisse frühestens Anfang der Woche vorlägen. Auch ein Vertreter der Berufsgenossenschaften traf in Buschdorf ein, sagte Werner Schui. Bis 13 Uhr hätten die Analysen gebraucht, erst danach habe die Umspannanlage, die – vereinfacht beschrieben – Starkstrom in haushaltsverwertbare „Portionen“ unterteilt, Schritt für Schritt wieder ans Netz gehen können; zuvor habe Bonn-Netz einige Haushalte über andere Umspannwerke mit Strom versorgen können. „Um 15 Uhr waren alle Stadtteile wieder am Strom“, erläuterte Schui.

Kurz nach dem Unglück waren verschiedene Aufzüge stecken geblieben, meldete die Stadt bereits am Vormittag. Bei der Mehrheit der bei der Feuerwehr gemeldeten etwa zehn Fälle konnten die betroffenen Menschen ohne Hilfe der Einsatzkräfte befreit werden. Fast 30 Ampelanlagen fielen aus.

Insgesamt, so informierten Stadt und Stadtwerke, seien rund 32 000 Bürger betroffen gewesen. Dazu zählten auch Dienst- und Verwaltungsgebäude sowie Schulen und Kindergärten im Nordwesten. Große Unternehmen wie die Solarworld am Bonner Hafen, der Hafen selbst und das Hydro-Aluminiumwerk konnten zumindest teilweise nicht weiterarbeiten.

Hydro-Sprecher Michael Peter Steffen sagte, Walzwerke und Bänder hätten mit einem Mal stillgestanden. Inwieweit bei empfindlichen Geräten wie Mikroskopen und Sonden durch den Stromausfall Schäden entstanden sind, wusste er gestern noch nicht. Die Mitarbeiter wurden jedenfalls nach Hause geschickt. Soweit das möglich war, verrichteten sie ihre Arbeit von daheim.

Die Deutsche Post mit ihrer manuellen Zustellbasis in der Friedrich-Wöhler-Straße hatte laut Sprecher Achim Gahr Glück im Unglück: „Die Zusteller waren alle schon unterwegs, als der Strom ausfiel. Wir gehen davon aus, dass wir am Samstag normal weiterarbeiten können.“

Italiener schmolz die Eiscreme

Das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) besorgte sich kurzerhand ein Notaggregat, um zumindest an einigen Stellen Strom produzieren zu können. Am Standort in der Ernst-Robert-Curtius-Straße gebe es aber keinerlei klinische Untersuchungen, so Sprecherin Andrea Koeb. 30 Grad, Sonne, ideales Wetter: Doch für die Eisdiele Dolomiti im Tannenbuscher Einkaufsmarkt war der gesamte Tag um 10 Uhr schon gelaufen. Sebastiano Pizata musste seine Mitarbeiter nach Hause schicken – und die Eiscreme konnte er nach einer Stunde wegwerfen.