Der Zustand des Rathauses der Gemeinde Wachtberg muss von einem Gutachter ermittelt werden. Drei Abweichler aus Reihen des grün-schwarzen Mehrheitsbündnisses verhalfen einem Antrag von „Unser Wachtberg“ zur Mehrheit.
Ratsmehrheit verliert Abstimmung zur RathaussanierungWachtberger CDU beklagt „Hintertuxentum“

Nur eine Treppe führt in die zweite Etage des Rathauses in Berkum. Die Wände sind massiv.
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Zwei Abweichler aus Reihen der CDU, einer von den Grünen - so reimt sich der Wachtberger CDU-Sprecher Jürgen Kleikamp die Ursachen des Abstimmungsdesasters zum Thema Rathaussanierung zusammen. Bevor die Wachtberger Verwaltung nun weiter in Richtung Neubau oder Sanierung strebt, müssen gutachterlich zeitnah sachkundig Bausubstanz sowie Schadstoffbelastung untersucht sowie die Kosten einer Sanierung:
25 Ratsmitglieder befürworteten den Auftrag an einen Gutachter, 23 lehnten - inklusive Bürgermeister - ab. Die CDU hatte 19 Stimmen, die Grünen sieben. Ulrich Feyerabend (Unser Wachtberg) hatte geheime Abstimmung beantragt.
Vor der Sitzung war die CDU voll der Zuversicht, dass die gemeinsamen Erneuerungspläne von Mehrheitsbündnis und Bürgermeister Jörg Schmidt (CDU) durch den Antrag und die intensive Öffentlichkeitsarbeit der Fraktion „Unser Wachtberg“ nicht in Gefahr wäre.
„Wir hatten extra vor der Sitzung in einem Fraktionstreffen abgefragt, ob irgendeiner etwas gegen die Rathauspläne hat. Dabei hat sich niemand gemeldet“, sagt Kleikamp. Er spricht von „Hintertuxentum“, und meint damit, Menschen, die hinterrücks agieren: „Ich habe da wenig Verständnis für.“ Er sehe kein Problem, wenn jemand eine abweichende Meinung habe, aber die müsse er „offen kommunizieren“.
Nun ist die Abstimmung für CDU und Grüne verloren, und die erste Folge daraus, die Kleikamp sieht: „Für die Maßnahme ist kein Geld im Etat drin. Ich schätze die Kosten auf sechsstellig, und vielleicht muss ein solches Gutachten in größerem Rahmen ausgeschrieben werden.“
Auch in der Sache hat Kleikamp wie die meisten seiner CDU-Kollegen kein Verständnis für die Veranlassung eines Gutachtens: „Was bei einer Sanierung im Bestand zu erwarten ist, sieht man doch an der Bonner Beethovenhalle.“

Die Fenster sind einfache Aluminiumfenster mit waagerechter Drehachse. Sie müssen die Heizung regulieren.
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Die Abstimmungsniederlage der Verwaltung ist für Bürgermeister Schmidt besonders bitter. Denn er und der Beigeordnete Swen Christian haben unermüdlich vor den Gefahren einer tiefergehenden Analyse des Bestands gewarnt. Sie sehen finanziell und zeitlich enorme Unwägbarkeiten, wenn ein Gutachter den Bestand so intensiv untersuchen sollte, dass etwa Asbest gefunden würde und eine sofortige Sperrung und Sanierung unumgänglich machen würde. Mit einem Fachbüro an der Seite hat die Verwaltung bislang den langfristigen Raumbedarf, die Mängel des Hauses und die verschiedenen Möglichkeiten untersuchen lassen. Im Vergleich von Sanierung im Bestand, Um- und Anbau mit einem Neubau, war neu bauen als wirtschaftlichste Lösung ermittelt worden. Allerdings müsste dafür ein Grundstück zur Verfügung stehen.
Das Haus hat keinen Aufzug, die alten Aluminiumfenster sind schlecht isoliert und werden derzeit mit waagerechter Kippvorrichtung zum Regeln der Raumtemperatur eingesetzt. Die Wände sind meist massiv-tragend und lassen darum keine flexiblen Raumaufteilungen zu, wie das heute üblich ist. Zudem verstößt der Zuschnitt von Büros bereits bei der aktuellen Personalbesetzung gegen Vorschriften.