Ökumenischer ArbeitskreisWachtberger helfen 300 Geflüchteten

Lernen Deutsch mit geliehenen Computern: ein Ehepaar aus dem Irak
Copyright: Gemeinde Wachtberg
Wachtberg – Das Dach, das Haus, der Keller – Akili (Name geändert) büffelt Deutsch, damit sie sich in Wachtberg verständigen kann. Die alleinerziehende Mutter stammt aus Angola und versucht hier Fuß zu fassen. „Sprache ist die Tür zum Ankommen“, sagt Katja Ackermann, die von ihrem Büro im Köllenhof in Ließem aus das ehrenamtliche Engagement für Geflüchtete und deren Fortschritte koordiniert. Das wichtigste Gremium dazu, der „Arbeitskreis zur Betreuung von Flüchtlingen und Asylsuchenden“, ist Teil der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft Wachtberg, die von den beiden großen Kirchen getragen wird. In dem Arbeitskreis allerdings sind auch Verwaltung und Politik vertreten, und so gab es wegen der Kommunalwahl im Herbst und der Neubildung aller Gremien seit Oktober erst jüngst wieder die erste Sitzung.
Aus demselben Grund sowie wegen der Erschwernisse durch die Schutzmaßnahmen gegen Corona gibt es derzeit auch lediglich zwei Sprachkurse. Volkshochschule, Katholisches Bildungswerk, das Integrationszentrum des Kreises sind mit im Boot. Die fachliche Anleitung ist also sichergestellt. „Erst die Erwachsenen, dann die Kinder, denn die lernen am leichtesten die Sprache und auch schon in der Schule“, beschreibt Ackermann die Prioritäten.
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Eine ehrenamtlich tätige Frau mit entsprechender Qualifikation habe in der Übergangszeit schon mit einigen der in Wachtberg untergebrachten Flüchtlinge Deutsch gelernt. Und während das Deutsch so langsam besser wird, gehen die Helfer auch das zweite Problem an: die Unterbringung in eigener Regie. Wohnraum ist dafür genauso schwer zu bekommen wie für jeden anderen Wachtberger. Manchmal hilft aber der Zufall. So fand jüngst eine Familie mit vier Kindern in Adendorf ein Zuhause. Die katholische Kirche vermietet die Wohnung. „Das war der Sechser im Lotto“, freut sich Ackermann.

Eine alleinerziehende Mutter aus Angola.
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In der ersten Arbeitskreissitzung gab es laut Ackermann einen Rückblick auf das bisher geschaffte, sowie einen Einblick in die Arbeitsatmosphäre. „Welche Bedarfe haben wir, welche Fachleute brauchen wir?“, lauteten die Fragen. Anschließend sind drei Gruppen eingeteilt worden, von denen sich eine ganz konkret um Neuankömmlinge kümmert. Fachsprache für den Beruf und Hilfe beim Verstehen von Bürokratiesprache sind Aufgabe der beiden anderen Gruppen.
Integration
98 Geflüchtete bringt die Gemeinde Wachtberg derzeit unter, dazu unterhält sie eigene Gemeinschaftsunterkünfte (in Berkum, Fritzdorf und Adendorf), aber auch angemietete Objekte. In Wachtberg gibt es keine Wohncontainer oder Ähnliches. Alle Unterkünfte sind Häuser oder Wohnungen. Bis zu 25 Personen leben maximal in einem Objekt.
Seit 2015 sind der Gemeinde Wachtberg 620 Flüchtlinge zugewiesen worden. Etwa 300 leben noch in der Gemeinde und werden von den beiden Wachtberger Sozialarbeiterinnen sowie von ehrenamtlichen Kräften unterstützt. Das Sachgebiet Asyl der Gemeinde ist mit vier Personen besetzt, die mit der Unterbringung und Betreuung in den Unterkünften beschäftigt sind. Etwa die Hälfte der Geflüchteten in Wachtberg beziehen Leistungen von der Gemeinde. Etliche anerkannte Flüchtlinge haben außerhalb von Wachtberg eine Wohnung gefunden. Laut Gemeinde wurden aber auch einige abgelehnt und zur Ausreise aufgefordert. Abschiebungen seien zum größten Teil durch freiwillige Ausreise vermieden worden.
Sprachkurse sind die wichtigste Grundlage für die Integration. Derzeit gibt es – auch coronabedingt – lediglich zwei Kurse für 13 Teilnehmer. Dabei geht es um Alphabetisierung und einfachstes Deutsch mit einem Abschluss nach Level A1.
Die Kosten der Gemeinde werden von Land und Bund pauschal erstattet. Die Gemeinde erhält für jede zugewiesene Person, die sich noch im Asylverfahren befindet und Leistungen der Gemeinde erhält, 866 Euro. Für Geduldete überweist das Land nur noch drei Monate nach der Entscheidung über den Asylantrag Geld. (mfr)
Die Sprachförderung befasst sich gerade vor allem mit Menschen, die aus Afrika stammen und hier kaum als Flüchtlinge anerkannt werden können. „Die Verfahren ziehen sich sehr, sehr lange hin“, weiß Ackermann aus Erfahrung. Am Ende einer ablehnenden Entscheidung über den Asylwunsch steht dann oft aber die Duldung, etwa wenn es der Person gelungen ist, sich zu integrieren, Kinder hier zur Schule gehen, oder ein Arbeitsvertrag besteht.
Akili aus Angola ist nun auf dem Weg, die Sprache zu lernen. Dazu musste zuerst die Tagesbetreuung für ihr Kind organisiert werden. Das ist etwas, an dem ehrenamtliche Kräfte mitwirken können. Die technische Hürde war schon vorher ausgeräumt. Die Gemeinde hat den Flüchtlingen für die Sprachkurse und die Suche nach Arbeit Laptops geliehen, die mit Geld aus der Landesförderung angeschafft worden waren. „Man muss kreativ sein“, beschreibt Ackermann das Arbeiten in dem Ehrenamtsgremium: „Bildung, Wohnen, Arbeit und Freizeit sind die Säulen unserer Arbeit.“
Bei der Integration durch einen Beruf gibt es immer wieder Erfolge. Ein Mann aus Tadschikistan erhielt beispielsweise die Chance, bei Werner Luhmer in Niederbachem eine Ausbildung zu absolvieren. Der abgelehnte Asylbewerber mit Ausbildungsduldung schickt sich an, Metallbauer zu werden, und zwar in der Fachrichtung Konstruktionstechnik. „Das ist unser Vorzeige-Auszubildender“, sagt Ackermann. „Er erhält dort eine gute Qualifikation. Der Betrieb kümmert sich, und er bemüht sich.“
Ehrenamtliche Kräfte können in Wachtberg auch Patenschaften für Familien oder einzelne Personen übernehmen, um ihre Paten dann etwa zu Behörden und Bildungseinrichtungen zu begleiten und zu unterstützen. Ehrenamtler vermitteln auch Kindern oder Erwachsenen Deutsch als Fremdsprache. Hausaufgabenbetreuung für die Kinder von Geflüchteten ist eine weitere Aufgabe. Der Arbeitskreis vermittelt auch Sach- und Geldspenden sowie privaten Wohnraum. Am Samstag versucht er sich in einem digitalen Treffen, an dem auch ein Dutzend der etwa 40 Ehrenamtler beteiligt sein werden.
Ehrenamtskoordinatorin Katja Ackermann ist zu erreichen unter Ruf (0228) 35 02 62 37 oder per Mail: katja.ackermann@wachtberg.de