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BaumpflegeWinterlinde neues Leben eingehaucht

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„Wurzelbehandlung“ in Oberdrees: Fachleute begleiten die Sanierung der ortsprägenden Winterlinde. (Foto: Böschemeyer)

Rheinbach-Oberdrees – Es rumpelte mächtig, als die Steine im Erdreich um die alte Winterlinde im großen Rohr des Saugbaggers verschwanden. Seit mehr als 80 Jahren steht der inzwischen 15 Meter hohe und der Heiligen Maria gewidmete Baum in einem Rondell neben der katholischen Pfarrkirche St. Ägidius in Oberdrees. Unter ihm trifft sich die Jugend, er ist Mittelpunkt des Dorfes und für viele Sinnbild für die Dorfgemeinschaft.

Bei einer seiner regulären Kontrollen hatte Jörg Cremer, Baumsachverständiger des Rhein-Sieg-Kreises, jedoch festgestellt, dass die Vitalität des Baum-Naturdenkmals nachgelassen hat. Darum wurde gestern das Fußbett des sommergrünen Laubbaums saniert, um der Winterlinde „neues Leben einzuhauchen“. „Seit über zehn Jahren ist uns bekannt, dass der Baum keinen guten Standort hat. In den vergangenen Jahren fing er jedoch an zu schwächeln und zeigte unter anderem durch kleinere Blätter, dass es ihm nicht so gut geht“, so Cremer. Dem Forstwirt war außerdem aufgefallen, dass das sonst kräftige Schiefergrün der Blätter blasser geworden war und der Baum im Frühjahr nicht mehr so viele junge Triebe ausbildete. Auch ist er von Stammfäule befallen. Durch die Standortsanierung soll mehr Sauerstoff ins Erdreich gebracht werden. Damit der Baum in Zukunft besser über seine Wurzeln atmen kann, wurde in einem ersten Schritt das ihn umgebende Basaltpflaster, unter dem noch zusätzlich Beton lag, aufgebrochen.

Erdsauger entfernte Kiessand und Boden

Das darunterliegende Gemisch aus Kiessand und Boden wurde mit Spaten gelockert und schließlich vorsichtig mit dem Erdsauger entfernt, um das Wurzelwerk nicht zu beschädigen. In die entstehende Öffnung schaufelten Ulrich Reitemeier und Tobias Schäfer von der zuständigen Landschaftsbaufirma viereinhalb Kubikmeter Baumsubstrat. Das grobporige Lavagemisch ist formstabil, das heißt, es wird nicht so fest wie der Boden, der vorher da war. Abschließend wurde alles mit der Rüttelplatte eingeebnet, die angrenzenden Platten des Gehwegs wurden mit einer schmalen Betonstütze unterfüttert. Der Wert der großen Winterlinde liegt zwischen 50 000 und 80 000 Euro. Die Kosten der vom Rhein-Sieg-Keis in Auftrag gegebenen Sanierung belaufen sich auf circa 3300 Euro und werden aus Naturschutz-Fördermitteln der Bezirksregierung Köln anteilig bezuschusst.

Die Maßnahmen wurden zudem mit den Vertretern der Kirchengemeinde St. Martin Rheinbach als Eigentümerin des Baumes und des Baumgrundes abgestimmt. Berücksichtigt wurden dabei sowohl Verkehrssicherheit und Oberflächenentwässerung sowie gestalterische Aspekte des denkmalgeschützten Ensembles von Baum und Kirche.

Linden können bis zu 1000 Jahre alt werden. Über das mögliche Alter der Oberdreeser Linde wollte jedoch niemand genaue Prognosen abgeben: „Wie alt der Baum letztendlich werden wird, weiß kein Mensch. Unser Bestreben ist, seinen Standort entsprechend der Gegebenheiten so zu optimieren, dass er noch möglichst lange auf dem Dorfplatz stehen wird“, sagte Hans-Gerd Steinheuer vom Amt für Natur- und Landschaftsschutz.