Ein Forschungsteam des Bonner Universitätsklinikums untersucht die Verbreitung der Schädlinge im Rheinland. Eine Erkenntnis: Es gibt zwar nicht mehr Zecken, aber sie werden bedrohlicher.
Untersuchungen in BonnZecken werden im Rheinland immer gefährlicher

Beim Sammeln von Zecken (v.l.): Sibaram Sadangi (Doktorand), Raphael Räpple (Wissenschaftliche Hilfskraft) und Dr. Timo Falkenberg (Leiter der Nachwuchsgruppe GreenBalance)
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Bei schönem Frühsommerwetter suchen viele Menschen Erholung in öffentlichen Parkanlagen und Wäldern. Was dabei oft unterschätzt wird, ist die Gefahr von Zecken. Die Schädlinge beißen oder stechen und können dabei gefährliche Krankheiten übertragen. Ein Team von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Bonn widmet sich in einem umfangreichen Forschungsprojekt nun der Frage, wie verbreitet die lästigen Tiere in Grünanlagen in Köln und Bonn sind. Sie rufen die Bevölkerung auch auf, gefundene Zecken zu Forschungszwecken einzusenden.
Studienleiter Timo Falkenberg streift mit seinem Team an Nachwuchs-Forschenden deshalb häufig durch die innerstädtische Natur. Mit dabei haben sie ein etwa ein Quadratmeter großes Tuch, Handschuhe, Pinzetten und Probenbehälter. Das Tuch wird auf Wiesen und in Waldstücken in Bonn und Köln über den Boden gezogen. Die Tiere, die sich daran verhaken, werden dann zur Untersuchung in die Labors der Uniklinik transportiert.
Zecken im Rheinland übertragen häufiger Borreliose
Das Projekt wird vom Bundesforschungsministerium gefördert und läuft schon seit dem vergangenen Jahr. Alleine in dieser Zeit hat das Team bereits mehr als 3000 Zecken gesichert. Die ersten wurden bereits untersucht, und es zeichnet sich ein Trend ab: Im Vergleich zu früheren Studien konnte nicht festgestellt werden, dass sich die Zahl der vorhandenen Zecken erhöht habe. Gleichwohl werden die Schädlinge gefährlicher. Die Zahl der Bakterien, die die gefährliche Borreliose auslösen können, ist in den ersten Stichproben angestiegen. Nun wird es von den weiteren Untersuchungen abhängen, ob sich dieser Trend bestätigt.
Wenn man Hautausschlag bekommt, insbesondere eine Wanderröte sieht, sollte man sofort zum Arzt gehen.
Das Projekt der Bonner Wissenschaftler hat durchaus praktische Folgen. An Krankheiten, die durch Zeckenbisse übertragen werden, sterben weltweit jedes Jahr mehr als 700.000 Menschen. Ziel des Projekts ist es nun, die Belastung durch solche Tiere in der Region festzuhalten. So zählen zu den Untersuchungsgebieten unter anderem die Rheinaue und der Kottenforst in Bonn sowie der Stadtwald im inneren und äußeren Grüngürtel in Köln.
Zecken-Gefahr bei der Planung von Grünflächen berücksichtigen
Die Resultate, die zum Abschluss des Projekts Ende 2027 vorliegen sollen, werden in den Rathäusern sicher mit Interesse verfolgt werden. Es gehe auch darum, die Erkenntnisse bei der Planung künftiger Grünflächen zu berücksichtigen, heißt es von den Verantwortlichen.

ILLUSTRATION - Zecken suchen am Körper nach geschützten Stellen, um zuzustechen. So fühlen sie sich unter den Achseln oder hinter dem Ohr wohl. (zu dpa: ´Zeckenzeit: Wie erkenne ich Borreliose?») Foto: Marijan Murat/dpa/dpa-tmn - Honorarfrei nur für Bezieher des dpa-Themendienstes +++ dpa-Themendienst +++
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Um einen möglichst repräsentativen Überblick über die Situation zu gewinnen, ruft das Forscherteam die Bevölkerung weiterhin dazu auf, Zeckenstiche aus den entsprechenden Gebieten zu melden. Auf der Webseite des Bonner Uniklinikums sind die genauen Vorgaben dazu zu finden: Man füllt ein Onlineformular aus, bekommt eine Nummer zugeteilt – und wer möchte, kann zusammen mit dieser Zahl das Tier einsenden. Eingepackt werden sollte es in ein fest verschlossenes Plastiktütchen, zum Beispiel einen Gefrierbeutel. Angst, dass die Untersuchungsgegenstände auf dem Postweg unbrauchbar gemacht werden, hat Timo Falkenberg nicht: „Zecken sind sehr robust und haben einen starken Panzer. Für die Bestimmung unter dem Mikroskop ist es aber auch kein Problem, wenn die Zecken etwas zusammengequetscht sind – dann kann man sie immer noch relativ gut bestimmen.“
Die Schädlinge können neben Borreliose weitere Krankheiten wie FSME auslösen. Nach dem Besuch von Grünflächen sollte man sich deshalb immer absuchen, betont Studienleiter Falkenberg: „Gerade im städtischen Raum ist oftmals dieses Risikobewusstsein nicht da, dass man auch in der Stadt von einer Zecke gestochen werden kann und dass eine schnelle Entfernung wichtig ist.“ Am besten gehe das mit einer Zeckenkarte oder einer Pinzette, mit der bloßen Hand solle man das nicht machen. Und nach einen Stich solle man die Stelle im Auge behalten: „Wenn man Hautausschlag bekommt, insbesondere eine Wanderröte sieht, sollte man sofort zum Arzt gehen.“
Befragt, ob er sich denn selbst an sonnigen Tagen noch mit kurzer Hose auf eine Parkwiese traut, lächelt Falkenberg nickend: „Im Kölner Grüngürtel zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass man auf einer gemähten Wiese von einer Zecke gestochen wird.“ Bei höherem Gras sei das anders. Und beim „öffentlichen Urinieren“. Wer zum „Wildpinkeln“ ins Gebüsch geht, setzt sich klar der Zeckengefahr aus: „Das würde ich auf jeden Fall empfehlen zu vermeiden.“