Vor knapp 30 Jahren wird in Bochum ein Familienvater erstochen. Jetzt steht der mutmaßliche Täter doch noch vor Gericht – und schweigt.
„Cold Case“Mordfall aus dem Jahr 1996: Angeklagter schweigt

Der Mann war in Großbritannien festgenommen worden.
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Knapp 30 Jahre nach dem gewaltsamen Tod eines Bochumer Familienvaters steht der mutmaßliche Täter vor Gericht. Der Angeklagte soll das Opfer in der Nacht auf den 2. März 1996 auf offener Straße erstochen haben. Zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Bochum hat der 59 Jahre alte Pole zu den Vorwürfen geschwiegen. Die Anklage lautet auf Mord.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich der Angeklagte im Bochumer Stadtteil Wattenscheid an den 55 Jahre alten Familienvater herangeschlichen und dann immer wieder auf ihn eingestochen hat – erst von hinten in die Schulter, dann in die Brust und ins Gesicht. Ein Stich traf das Herz. Das Opfer ist verblutet.
Opfer laut Anklage „wahllos ausgesucht“
Die Hintergründe der Tat sind unklar. Einen Grund, den Bochumer zu töten gab es laut Staatsanwaltschaft nicht. Offenbar ist auch keinerlei Verbindung zwischen den beiden Männern bekannt. In der Anklage heißt es dazu: „Der Angeklagte hat sich sein Opfer wahllos ausgesucht, um einen Menschen zu töten.“
Ein Polizeibeamter, der damals als einer der Ersten am Tatort war, erinnerte sich bei seiner Zeugenvernehmung am Bochumer Landgericht so: „Die Person blutete aus dem Mund und aus der Nase. Die Augen waren geöffnet und starr. Ein fühlbarer Puls war nicht mehr vorhanden.“
Festnahme in Großbritannien
Die Ermittler hatten damals unter anderem die Tatwaffe gefunden, an der sich Spuren des Angeklagten befunden haben sollen. Nach einem europaweiten DNA-Abgleich war der 59-Jährige im Sommer 2022 in Großbritannien festgenommen und im Januar 2025 nach Deutschland ausgeliefert worden.
„Das DNA-Bild ist sehr schwierig zu bewerten“, sagte Verteidiger Stephan Schultz am Rande des Prozesses. Es handele sich vielfach um Mischspuren. Ziel der Verteidigung sei deshalb ein Freispruch.
Der Angeklagte soll in Bochum zur Tatzeit einen Kiosk betrieben haben. Die Richter haben für den Prozess Verhandlungstage bis Ende August angesetzt. (dpa)