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DebatteLandesjugendring verteidigt neue Spielplatz-Schilder in Köln

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So sehen viele Kölner Spielplatz-Schilder bislang aus - ihre Stunden sind womöglich gezählt. (Archiv)

So sehen viele Kölner Spielplatz-Schilder bislang aus - ihre Stunden sind womöglich gezählt. (Archiv)

Wegen einer geplanten Umbenennung von Spielplätzen in «Spiel- und Aktionsflächen» in Köln kochen die Emotionen hoch. Eine Interessenvertretung junger Menschen kritisiert nun die Debatte.

In der hitzigen Debatte um die mögliche Umbenennung von Spielplätzen in Köln zu „Spiel- und Aktionsflächen“ hat der Landesjugendring in Nordrhein-Westfalen den neuen Sprachgebrauch verteidigt. „Mein Eindruck ist, dass in dieser Debatte viele Erwachsene meinen, es besser zu wissen. Das ist ganz typisch, wenn es um die Belange junger Menschen geht“, sagte die Vorsitzende Maja Tölke der Deutschen Presse-Agentur. Erwachsene seien in dieser Sache aber eigentlich gar nicht gefragt. „Es geht nicht um ihre Flächen, sondern um Flächen, die vor allem von jungen Menschen genutzt werden.“

Wenn sie sich das geplante neue Schild mit der Aufschrift „Spiel- und Aktionsfläche“ anschaue, dann halte sie es für passend und angemessen. Es gebe nach ihrem Eindruck die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen wieder. 

„Das Wort „Spiel“ kommt noch vor. „Aktionsfläche“ deutet dann eher auf Bewegung hin - das ist dann auch das Anliegen von Jugendlichen“, sagte Tölke. Es sei wichtig, dass die Formulierung so offen sei. „Damit nicht ganz eng vorgegeben wird, was dort zu tun ist. Das ist baulich sowieso schon viel zu oft der Fall.“ Junge Menschen bräuchten Freiheiten, das sei wichtig für die Entwicklung.

Schilder-Design entstand mit Beteiligung von Jugendlichen

Überdies sei das neue Schild-Design in einem ordentlichen Beteiligungsverfahren entstanden, so Tölke. „Junge Menschen wurden an dem Prozess beteiligt.“ Das sei auch genau richtig so. „Kinder und Jugendliche haben ein Recht darauf, dass ihre Belange berücksichtigt werden.“

Der Landesjugendring sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, die Interessen junger Menschen und der Jugendverbände in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Die Diskussion um die mögliche Abschaffung des Begriffs „Spielplatz“ auf den Schildern wird seit einigen Tagen mit einer gewissen Aufregung geführt. Der Komiker Guido Cantz etwa nahm die Umbenennungspläne zum Anlass, die Stadt zur „Hauptstadt der Bekloppten“ zu deklarieren.

Komiker Guido Cantz findet die Abschaffung des Begriffs «Spielplatz» kurios - er nennt Köln «Hauptstadt der Bekloppten». (Archiv)

Komiker Guido Cantz findet die Abschaffung des Begriffs „Spielplatz“ kurios - er nennt Köln „Hauptstadt der Bekloppten“. (Archiv)

Hintergrund ist, dass die Kölner Verwaltung jüngst ein neues Design für die Schilder an den mehr als 700 Spielplätzen der Stadt präsentiert hatte. Auf das Wort „Spielplatz“ wurde dabei bewusst verzichtet - man wolle „dem erweiterten Inklusionsgedanken“ Rechnung tragen, hieß es zur Begründung. Bei „Spielplatz“ handle es sich um einen „eingrenzenden Begriff“. Die neuen Schilder sollten daher mit „Spiel- und Aktionsfläche“ überschrieben sein.

So sollte das neue Spielplatz-Schild eigentlich aussehen. (Handout)

So sollte das neue Spielplatz-Schild eigentlich aussehen. (Handout)

Der Ursprung des Vorhabens liegt allerdings weiter zurück. Vor fast zwei Jahren hatte der Kölner Jugendhilfeausschuss die städtische Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit Kindern und Jugendlichen ein neues Spielplatzschild zu entwickeln. Zur Begründung hieß es dort, dass Spielplätze für Kinder, aber auch für Jugendliche da seien. Die veralteten Kölner Schilder suggerierten aber, dass Jugendliche sie nicht nutzen dürften.

Reker distanziert sich – Entscheidung liegt beim Rat

Mittlerweile ist fraglich, ob die geplante Umbenennung wirklich kommt. Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) ging auf Distanz zu dem Vorhaben und will den Kölner Stadtrat entscheiden lassen - ob dort grünes Licht gegeben wird, ist fraglich. Zudem äußerte Reker als Rathauschefin ein gewisses Unverständnis für das Vorgehen der städtischen Verwaltung. Sie persönlich finde die Bezeichnung „Spielplatz“ klar und verständlich.

Landesjugendring-Vorsitzende Tölke sieht nun wiederum das Vorgehen der Oberbürgermeisterin kritisch. „Wenn Frau Reker mich fragen würde, würde ich ihr davon abraten, diese Entscheidung dem Rat vorzulegen“, sagte sie. Reker sei eine erfahrene Verwaltungsfrau. „Daher wird sie auch wissen, dass der Jugendhilfeausschuss, in dem dieser Prozess angestoßen wurde, eine besondere Bedeutung hat“, sagte Tölke. 

Landesjugendring sieht Kurs der Oberbürgermeisterin kritisch

„Im Jugendhilfeausschuss sitzt auch die Zivilgesellschaft, also Interessenvertreter von jungen Menschen. Man ist dort verpflichtet, zum Wohle junger Menschen zu arbeiten“, erklärte Tölke. Und das scheine von außen betrachtet in dieser Situation ganz gut gelungen zu sein. „Nun zu sagen, dass einem die Entscheidung nicht gefällt und dass nun der Rat darüber entscheiden soll – davon würde ich abraten.“ (dpa)