Dass Tiergruppen zu groß für die Gehege werden, beschäftigt auch Zoos in Nordrhein-Westfalen. Dort werden unterschiedliche Maßnahmen ergriffen.
Debatte um Affen-TötungenNRW-Zoos: Pavian-Tötung in Nürnberg nachvollziehbar

Die Zoos in Köln, Wuppertal und Krefeld haben nach eigenen Angaben bisher noch keine gesunden Affen getötet. (Archivbild)
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Die Tötung gesunder Affen wie in Nürnberg ist in den Zoos in Köln, Krefeld und Wuppertal nach eigenen Angaben bisher nicht vorgekommen. Eine solche Situation stelle sich derzeit nicht, teilte der Zoo Krefeld mit. „Bisher stand dies bei uns nicht zur Entscheidung“, sagte auch der Direktor des Kölner Zoos, Theo Pagel, auf dpa-Anfrage.
Der Nürnberger Tiergarten hatte am Dienstag trotz massiver Kritik von Tierschutzorganisationen zwölf gesunde Paviane getötet, weil die Gruppe zu groß für das Gehege geworden war. „Im Zuge der Gesamtsituation und als Ultima Ratio ist dies auch für uns nachvollziehbar“, meinte Pagel. Der Tiergarten habe andere Handlungsoptionen zuvor intensiv geprüft.
Direktor des Wuppertaler Zoos findet die Debatte wichtig
Der Direktor des Wuppertaler Zoos, Arne Lawrenz, hält die öffentliche Debatte über das Thema für wichtig. „Wenn wir Arten retten wollen, müssen wir akzeptieren, dass dafür auch Tiere getötet werden müssen. Das ist unumgänglich, die Natur und wir können Tiere nicht auf Bedarf züchten“, sagte er der dpa.
„Wir halten Tiere in menschlicher Obhut, wir können nicht den kompletten Lebensraum bieten“, erläuterte der Direktor des Zoos Wuppertal. Bei besonders bedrohten Arten könne aber eine Reservepopulation erhalten werden, um Zeit zu gewinnen, bis ein Lebensraum wieder vorhanden ist.
Lawrenz hält es für vorteilhaft, Zootieren die Sexualität, die Trächtigkeit, die Geburt, die Jungtieraufzucht und damit auch ein umfangreiches Sozialverhalten zu ermöglichen. Überzählige Tiere, die nicht abgegeben werden können, müssten in der Konsequenz aber getötet werden.
Lawrenz: „Was die Kollegen in Nürnberg machen, ist absolut richtig“
„Was die Kollegen in Nürnberg machen, ist absolut richtig. Wir werden da hinkommen müssen, dass wir auch Menschenaffen töten müssen, wenn wir diese Tiere nachhaltig schützen und zugleich artgerecht halten wollen“, verdeutlichte er.
Im Wuppertaler Zoo bekämen die Primaten, die nicht sterilisiert sind, Verhütungsmittel. Deshalb seien bislang keine Primaten getötet worden, um sie zu verfüttern. Für die Tötung sei in Deutschland ein triftiger Grund wie das Verfüttern erforderlich.
Eine gelegentliche Ganzkörper-Verfütterung beispielsweise von Ziegen aus dem eigenen Bestand sei für Raubtiere wegen der verschiedenen Bestandteile zudem besser als das ausschließliche Verfüttern von Fleischteilen. Im Wuppertaler Zoo seien beispielsweise auch schon Pinguine verfüttert worden.
Der Krefelder Zoo teilte mit, die Nürnberger Kollegen hätten ihre Vorgehensweise transparent dargelegt. Im Krefelder Zoo leben nach Angaben einer Sprecherin zwei Mantelpaviane, die bereits vor Jahren sterilisiert worden seien. Dies sei aber nicht zwangsläufig auf andere Pavianarten und Zoos übertragbar.
Überzählige Huftiere an Raubtiere verfüttert
In Köln würden Tiere zur Begrenzung der Population an andere Zoos vermittelt, zum Teil würden auch Verhütungsmethoden angewandt, erläuterte Pagel. „Als letztes Mittel, nach Einzelindikation, und falls alle andere Optionen nicht möglich sind, kommt die Tötung infrage.“ 2024 seien deswegen ein Wildrind, eine Antilope und 13 Ziegen an Raubtiere verfüttert worden.
Der stellvertretende Direktor des Naturzoos Rheine, Michael Rolfs, hatte am Dienstag dem WDR gesagt, eine Tötung überzähliger Tieren sei bei Huftieren weitgehend akzeptiert. „Aber es wird auch zukünftig so sein, dass man das auch bei Primaten und allen Tieren machen muss, egal ob bedroht oder nicht.“ Dies sei wichtig, um eine gesunde Zoo-Population erhalten zu können. (dpa)