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Alarm für Cobra 11Motorrad traf Stuntfrau am Kopf

Lesezeit 3 Minuten

Sie war das Opfer des spektakulären Stunt-Unfalls bei den Dreharbeiten zu „Cobra 11“ im September 2009 auf den Feldern bei Weiler am Berge. Diana Pakroppa  lag zwei Monate im Koma, trat gestern vor der Zivilkammer des Bonner  Landgerichts als Zeugin auf.

Bonn/Euskirchen – Morgennebel zieht über die bereits abgemähten Kornfelder bei Weiler am Berge zwischen Mechernich und Bad Münstereifel. Aus dem dunklen Wald erscheint im Galopp eine wilde Reiterin mit wehendem Haar auf einem Schimmel. Plötzlich ein Motorrad am Himmel, das von links über eine Hecke schießt, Pferd und Reiterin überfliegt und im Feld landet.

Diese atemberaubende Szene, die gestern in einem Schadensersatzprozess im Bonner Landgericht wiederholt gezeigt wurde, gehört zu den TV-Dreharbeiten, die ein Produktionsteam für die RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“ aufgezeichnet hatte.

Plötzlich brach das Pferd aus

An jenem 16. September 2009, als fast alles schon im Kasten war, passierte der schreckliche Unfall: Das Pferd, auf dem die Schauspielerin saß, brach aus, kreuzte genau die Landelinie des Motorrads.

Die schwere Maschine traf die damals 36-jährige Stuntfrau Diana Pakroppa, die den Schimmel „Bagdad“ am Zügel führte, am Kopf und krachte auch gegen das Pferd.

Im ersten Moment hätten alle am Set gedacht, dass Stuntfrau und Pferd tot seien, so eine Zeugin. Aber beide überlebten diesen schweren Stunt-Unfall, wenn auch mit schwersten Verletzungen. Mit einem Hubschrauber wurde Diana Pakroppa, einst eine international gefragte Pferde-Stuntfrau, in die Bonner Uni-Klinik geflogen. Zwei Monate lag sie im Koma.

Ein schweres Schädelhirntrauma hatte ihr Sprachzentrum verletzt. Darüber hinaus hatte sie mehrere Wirbelbrüche und einen Lungenriss erlitten. Jetzt, vier Jahre später, hat die Berufsgenossenschaft der heute 39-Jährigen das Filmteam vor der 1. Zivilkammer des Bonner Landgerichts auf Schadensersatz verklagt: darunter den Regisseur und seine Produktionsfirma, den Set-Aufnahmeleiter, den Stunt-Koordinator, den Horsemaster (für Pferde bei Aufnahmen von gefährlichen Filmszenen zuständig) sowie den Motorrad-Stuntman und die 26-jährige reitunerfahrene Schauspielerin, die sonst gedoubelt wurde, aber in dieser Unglücksszene nur für „zwei, drei Bilder“ auf dem Pferd saß. Die Behandlungskosten für die Genesung der Stuntfrau hätten sich allein bis Juli 2012 auf 228 000 Euro summiert. Und das sei erst der Anfang.

Wie es zu dem Unfall kommen konnte, darüber gab es gestern widersprüchliche Versionen. So wurde unter anderem angeführt, dass das Pferd nervös gewesen sei. Diana Pakroppa, die als Zeugin gehört wurde, kann sich zwar ab dem Zeitpunkt des Unfalls an nichts erinnern, aber sie war sich gestern sicher, dass „wir die Aufnahmen nicht gemacht hätten, wenn das Pferd unruhig gewesen wäre“. Die einst renommierte Pferde-Stuntfrau vermutete, dass die Schauspielerin „sich verkrampft und dem Pferd mit den Schenkeln Druck gemacht“ habe.

War Schimmel „Bagdad“ nervös?

Ob es einen Plan B gegeben habe, wollten die Bonner Richter wissen, falls das Pferd, immerhin ein Fluchttier, ausbreche. Ob es da Vorkehrungen gab? Der Stunt-Koordinator im Prozess: „Dass das Pferd sich so weit aufs Feld bewegt, war für niemanden vorhersehbar.“ Zwanzigmal habe das Filmteam an dem Morgen diese spektakuläre Szene in den Feldern geprobt.

Dazu gehöre auch, dass „Bagdad“ getestet worden sei, wie er auf das fliegende Motorrad reagiert. Das Pferd habe, so der Horsemaster, daneben gestanden und einfach weitergegrast. Im Verlauf des Prozesses soll nun eine Pferdegutachterin gehört werden.