OrgelkonzerteBad Münstereifeler Publikum von Philip Crozier begeistert

Seine enorme Vielseitigkeit stellte Philip Crozier bei der musikalischen Zeitreise in Bad Münstereifel unter Beweis.
Copyright: Carolin Hasselbach
Bad Münstereifel – Philip Crozier ist ein Meister seines Faches. Schon früh entdeckte er seine Liebe zur Orgelmusik und erhielt im Alter von sechs Jahren den ersten Unterricht. Seine Studien führten ihn um die ganze Welt, ließen ihn eine Vielzahl verschiedener Orgeln kennenlernen und eine enorme Vielseitigkeit entwickeln. Eine Kostprobe davon bot der in England geborene Wahl-Kanadier in der Jesuitenkirche. Am 28. August steht dort das nächst Konzert auf dem Programm.
Viele Besucher waren gekommen, um sich von einem abwechslungsreichen, nahbaren und entspannenden Programm verwöhnen zu lassen. Werke von der Renaissance bis zur Moderne setzte Crozier in eine harmonische und gelungene Abfolge.
Sommerlicher Einstieg
Variationen über „Unter den Linden grüne“, SwWV 325, von Jan Pieterszoon Sweelinck bildeten einen fröhlich-sommerlichen Einstieg. Fließend umspielte der Künstler die volkstümlich anmutende Melodie, wählte dafür sanft gedämpfte Klangfarben und einen unangestrengten Ausdruck.
Ein warmer Charakter zeichnete die Sonate Nr. 5 in D, op. 65 Nr.5, von Felix Mendelssohn aus. Der schöne, dichte Eingangssatz stimmte die Zuhörer ein, ein pfiffiges Bass-Motiv im Pedal würzte das Andante con moto, bevor sich in schillernden Registern das Allegro maestoso erhob und Philip Crozier die Stimmen virtuos ineinanderfließen ließ.
Anfangs gewöhnungsbedürftig
Für die Fugue à 5 von Nicolas de Grigny wählte der Organist eine eindringliche, zunächst ein wenig gewöhnungsbedürftige Klangfarbe. Die Fuge zeigte sich kunstvoll verschachtelt. Crozier spielte sie in gemäßigtem Tempo und mit großer Transparenz, die die spannende Konstruktion durchscheinen ließ. Danach brachte er die Pastorale, BWV 590, von Johann Sebastian Bach in den herrlichsten Farben zum Blühen. Leuchtend helle, leichte Töne waren zunächst von packender Präsenz, dann schien sich die Musik vorübergehend ein wenig zurückzuziehen, um dann am Schluss in vollem Glanz zu erstrahlen.
Ein Zeitsprung in die Renaissance versetzte das Publikum in eine andere Klangwelt. Drei Sätze aus der „Tabulature of Jan z Lublina“ zeigten die begrenzten Möglichkeiten der damaligen Zeit auf. Dennoch gelang es Crozier, den schlichten Tonsatz fantasievoll zu füllen. Die Zeitreise führte wieder zum Barock und schließlich ins 20. Jahrhundert. Crozier brachte die Partite des Niederländers Piet Post „De Lofzang van Maria“ zu Gehör. Mittelalter traf auf gemäßigte Moderne, spannend und mit raffinierter Harmonik ausgearbeitet.
Spektakuläres „Pedaalsolo“
Spektakulär war der Satz „Pedaalsolo“. Das hätte man zu gerne gesehen, wie Crozier lediglich mit den Füßen auf den Bass-Pedalen spielte. Aber auch das bloße Hören war eindrucksvoll.
Zwischendurch hörte man viele Registerwechsel. Philip Crozier schöpfte die klangliche Vielfalt der Orgel nach Herzenslust aus und ließ die Konzertbesucher staunen, was das Instrument so alles her gab. Selbst in der Zugabe schlug er nochmals ganz andere Töne an und überraschte mit einem von Joseph Haydns Flötenuhr-Stücken. Wegen seiner Vielseitigkeit ist der Kanadier nicht nur gefragter Orgelsolist, sondern auch Begleiter von Chor- und Instrumentalgruppierungen.
Das könnte Sie auch interessieren:
Der Organist des nächsten Konzertes am 28. August ab 17 Uhr ist ein Bad Münstereifeler Kind. Michel Ehlker stammt aus Eicherscheid und studiert in Köln Kirchenmusik.