ForschungSportwelt Schäfer in Bad Münstereifel ist Partner der Sporthochschule Köln

Die zerstörte Sporthalle im St.-Angela-Gymnasium schaute sich Prof. Ingo Froböse (r.) unter anderem mit Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian (3.v.r.) an.
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Bad Münstereifel – Im Sport sind Idole wichtig. Der bekannteste Akteur aus dieser Kategorie im reis Euskirchen dürfte Fußballweltmeister und FC-Double-Gewinner Heinz Flohe gewesen sein. Zumindest für Franz-Peter Schäfer von der Sportwelt Schäfer in Bad Münstereifel, der unter Flohe trainiert hat, war das so. Ein weiteres Idol ist offenbar FC-Trainer Steffen Baumgart. „Da ist doch alles gleich, nur der Trainer wurde gewechselt“, sagt Schäfer. Dadurch kam der bisherige Erfolg der Kölner in der Bundesligasaison.
Auch Prof. Ingo Froböse, Leiter des Zentrums für Gesundheit durch Sport und Bewegung an der Sporthochschule Köln, ist ein solches Idol – zumindest im sportwissenschaftlichen Bereich. Und die Sportwelt Schäfer in Bad Münstereifel ist nun einer der 45 Forschungspartner dieses Zentrums, was für die Qualität der Einrichtung im Goldenen Tal spricht.
Schulsport ist nach der Flut in Bad Münstereifel schwierig
Dabei ist die sportliche Situation in der Kurstadt im Moment alles andere als rosig. Schon vor der Flut sei es in einer Flächenkommune wie Bad Münstereifel schwierig gewesen, genug Ehrenamtler zu finden, die Aufgaben in den Vereinen übernehmen, sagte Bürgermeisterin Sabine Preiser-Marian beim Besuch Froböses in der Sportwelt. Hinzu komme der Malus, dass die Stadt sich in der Haushaltssicherung befinde und dass das Geld fehle, um Sportplätze zu modernisieren. „Seit der Flutkatastrophe sind dann auch die restlichen Sportstätten weg.“ Das hat auch Auswirkungen auf den Schulsport. So müssen die Kinder der Grundschule Arloff momentan nach Houverath, um Sportunterricht abzuhalten. Das ist mit viel Aufwand einmal pro Woche möglich.
Einfacher haben es die Schüler des St.-Angela-Gymnasiums, deren Sporthalle (in der auch die ErftBaskets Bad Münstereifel trainieren und spielen) ebenfalls zerstört wurde. Sie haben übergangsweise bei Franz-Peter Schäfer eine Sportstätte gefunden. „Dass der Schulsport momentan brachliegt – da blutet mir das Herz“, sagt Ingo Froböse.Den geringen pädagogischen Stellenwert des Schulsports sieht Schäfer als einen der Ausgangspunkte für die Misere, die derzeit vorherrsche. Schon die Streichung von Sport als Abiturfach Ende der 90er-Jahre sei eine schlechtes Zeichen gewesen.
Ingo Froböse sieht zu wenig Bewegung bei Jugendlichen
Dabei sind es gerade junge Menschen, die wieder mehr Sport treiben müssten. Laut einer aktuellen Studie bewege sich diese Altersgruppe heute um 1000 Schritte pro Tag weniger als noch vor einigen Jahren. „Kinder und Jugendliche gehen heute 2000 bis 3000 Schritte pro Tag“, weiß Froböse. Viel ist das nicht.
Das liegt zum einen an der großen Konkurrenz, allen voran durch die digitalen Medien. „Die gibt Sicherheit. Ich weiß, mit wem ich spiele, ich beherrsche das Spiel. Draußen beherrsche ich nichts mehr“, sagt Froböse: „Derzeit bilden wir die Kinder und Jugendlichen nicht aus, stattdessen bilden wir die Kranken der Zukunft aus.“ Dabei brauche eine Gesellschaft gesunde Menschen. Die gebe es aber nicht ohne körperliche Aktivität. Aktuell sterben laut Froböse täglich 400 Menschen in Deutschland an den Folgen von Diabetes. Die Gesundheitskosten bis 2030 würden sich nach aktuellen Prognosen verdoppeln. Es gelte deshalb, alles zu tun, um eine spätere Pflegebedürftigkeit zu verhindern.
Sport ist in auch in sozialen Bereichen gesund
Dass der Sport aber nicht nur körperlich gesund ist, sondern auch in anderen Bereichen, spricht Franz-Peter Schäfer an: „Im Teamsport entwickele ich alle Fähigkeiten, die eine Führungskraft in der Wirtschaftsbranche benötigt.“ Man müsse für andere kämpfen, lerne aber auch, mit Niederlagen oder Auswechslungen umzugehen. „Sport ist mehr als nur Sport“, pflichtet ihm Froböse bei.
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Durch die Corona-Pandemie sei der Sport allerdings stigmatisiert worden. Sport galt als hochinfektiös. „Die Menschen zurückzuholen ist enorm schwierig“, sagt Froböse. Er ist aber überzeugt, dass die soziale und die integrative Wirkung des Sports den Ausschlag geben, und kommt zu dem Schluss: „Das schaffen wir.“