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Basar auf dem VellerhofZum Weihnachtsfest wird fast jeder Wunsch erfüllt

Lesezeit 3 Minuten

Thilo Zecher wünschte sich einen Gutschein.

Blankenheim-Vellerhof – Nicht jeder Eifeler kann sich an Heiligabend über einen Stapel Geschenke freuen, die unter dem Weihnachtsbaum liegen. Manche Mitmenschen müssen sich mit wesentlich weniger begnügen. Dazu gehören zum Beispiel viele Bewohner des Clemens-Josef-Hauses in Blankenheim. Etliche der Wohnungslosen haben keine Angehörigen, oder die Kontakte zu früheren Freunden sind längst abgerissen.

„Jeder Bewohner bekommt nach der gemeinsamen Weihnachtsfeier ein kleines Geschenk von der Einrichtung“, berichtet Diplom-Pädagoge Michael Fasen, Bereichsleiter Soziale Dienste auf dem Vellerhof. Damit der Gabentisch etwas reichlicher gedeckt ist, kam man vor drei Jahren auf die Idee, im Rahmen des Weihnachtsbasars einen Wunschbaum aufzustellen. Die gut 200 Bewohner dürfen einen kleinen Weihnachtswunsch, der höchstens zehn Euro kosten darf, auf einen nummerierten Zettel notieren und in den Baum hängen. Alkohol und Zigaretten sind tabu. Die Besucher des Basars, der immer Mitte November ausgerichtet wird, können sich einen Zettel mitnehmen, um den entsprechenden Wunsch zu erfüllen.

„Die Wunschzettel sind im Nu weg, wir hängen sie extra nach und nach in den Baum, damit am zweiten Tag des Basars auch noch welche da sind“, so Fasen. Rund 1000 Besucher wurden in den vergangenen Jahren regelmäßig auf dem Basar gezählt. Sie alle kommen an dem Wunschbaum vorbei, der im Eingangsbereich aufgestellt wird.

Offenbar haben die Besucher des Basars ein großes Herz, denn bislang wurden stets alle Wünsche der Bewohner erfüllt. In den Tagen vor Weihnachten trudeln große und kleine Päckchen nach und nach auf dem Vellerhof ein.

„Manche Menschen bringen die Geschenke persönlich vorbei, andere geben sie bei Mitarbeitern ab, etliche Pakete werden auch von der Post geliefert“, berichtet der 43-jährige Diplom-Pädagoge. Die Pakete werden in einem Raum gesammelt, sortiert und nach der Weihnachtsfeier in kleiner Runde an die Empfänger überreicht. Dem Besucher fällt auf, dass viele Geschenke mit großem Aufwand verpackt wurden, an manchen hängt auch eine Karte.

„Ich habe mir Rasierwasser gewünscht“, berichtet Erwin Sommer dem Reporter. Der 60-Jährige ist gelernter Metzger und lebt seit diesem Jahr auf dem Vellerhof. „Hier gibt es zwar kaum Frauen, ich möchte aber trotzdem gut riechen“, begründet er seinen Wunsch. Der 54-jährige Thilo Zecher lebt schon fast vier Jahre auf dem Vellerhof. Im Vorjahr stand auf seinem Wunschzettel eine CD von Pink Floyd, die er sich aber erst am ersten Weihnachtsfeiertag auf seinem Zimmer anhörte. „So etwas passt ja nicht unbedingt zu Heiligabend“, meint der ehemalige Fahrdienstleiter der Bahn. In diesem Jahr hat sich der Leverkusener einen Gutschein eines Blankenheimer Geschäfts gewünscht. Für was er diesen einlöst, das weiß er noch nicht genau. Zecher: „Vielleicht lege ich noch fünf Euro drauf und kaufe mir eine neue Prepaidkarte für mein Handy.“ Rüdiger Köhler fotografiert gerne. Deshalb weiß er ganz genau, was er sich wünscht. „Ich brauche einen Speicherstick, damit ich die Fotos weitergeben kann“, sagt der 64-jährige Rentner. Er ist im Vergleich zu anderen Bewohnern des Vellerhofs relativ privilegiert. Den Fotoapparat besitzt er noch von früher. Außerdem ist er stolzer Besitzer eines kleinen Kastenwagens, mit dem er sich nützlich macht, wo immer es geht.

„Ich fahre schon mal alte Leute zum Einkaufen oder mit Flüchtlingen zur Tafel nach Kall“, berichtet Köhler. Auch bei Umzügen ist seine Hilfe begehrt. Den Wagen kann er nur aufgrund öffentlicher und privater Unterstützung halten. Doch der ehemalige Industriekaufmann ist eine Ausnahme, denn die meisten anderen Bewohner des Vellerhofs sind wesentlich schlechter gestellt.

„Auf den Wunschzetteln stehen oft Süßigkeiten“, weiß Diplom-Pädagoge Michael Fasen. Aber auch Kleidungsstücke wie Socken, T-Shirts oder Pullis. Zwar werden auch in diesem Jahr wieder alle diese Wünsche erfüllt. Doch trotz dieser Geschenke sind nicht alle Bewohner während der Weihnachtstage wirklich glücklich. Thilo Zecher: „Wenn man alleine hierbleibt, kann man schon dat arme Dier kriegen.“