Brunft in Gemünd-MalsbendenZwei Hirsche nach Zweikampf in der Urft verendet
Schleiden-Gemünd – Radfahrer und Wanderer nutzen gerne den Weg von Gemünd-Malsbenden durch den Nationalpark in Richtung Victor-Neels-Brücke, um so richtig urwüchsige Natur zu erleben. Doch mit dem Anblick, der sich ihnen vor einigen Tagen bot, hatte wohl niemand gerechnet. Wenige hundert Meter vor der Brücke lagen zwei kapitale Hirsche in der Urft, deren Geweihe sich ineinander verhakt hatten.
Volker Möller, Leiter des Nationalparkbezirks Hetzingen-Gemünd, sagte, so etwas habe er selbst noch nie erlebt. Bundesweit komme so etwas aber immer wieder mal vor und werde dann auch in der Fachpresse publiziert. Vor Jahren, so erinnerte er sich, habe es wohl einen ähnlichen Fall auf der Dreiborner Hochfläche gegeben.
Eigentlich waren die beiden kapitalen Hirsche zu spät dran, denn die Rotwild-Brunft findet von Mitte September bis Anfang Oktober statt. „Es geschieht aber immer mal wieder, dass weibliche Tiere auch später empfängnisbereit werden. Dann kommt noch einmal eine Art Nachbrunft“, erläuterte der Förster. Genau um dieses Phänomen dürfte es sich seiner Meinung nach gehandelt haben. Die Tiere seien, als sie am Mittwoch entdeckt wurden, höchstens seit vier Tagen tot gewesen.
„Die beiden sind sich wohl gegenseitig ins Gehege gekommen“, vermutet Möller. „Bei den Brunftkämpfen bringen die Hirsche sich normalerweise nicht um. Die wollen ja nur klären, wer der Stärkere ist.“ Dass die Tiere sich so stark ineinander verhakten, sei ihr Pech gewesen. Möller: „Ein schöner Tod war das nicht.“ Vermutlich sei einer der beiden Hirsche ertrunken und der andere vielleicht schon vorher verendet.
Tiere nicht auseinanderbekommen
Die Mitarbeiter des Nationalparks fuhren einen Schlepper mit Seilwinde, der meist für Holzrückarbeiten eingesetzt wird, an die Unglücksstelle. Ein Mitarbeiter zog sich Gummistiefel an, marschierte in die Urft und befestigte das Seil an beiden Hirschen. „Wir haben die Tiere nicht auseinanderbekommen, die beiden Geweihe waren fest ineinander verklemmt“, berichtete Volker Möller. Danach seien die Tierkadaver „der Natur zurückgegeben“ worden, ergänzte er.
Bis auf die Köpfe der Hirsche: „Die haben wir, so wie sie zusammenhingen, gesichert“, sagte Möller. Sie werden nun präpariert und sollen später eventuell in der Nationalpark-Ausstellung in Vogelsang zu sehen sein.
Die Tiere seien offenbar schon älter gewesen, vermutete Möller. So schätzte er den älteren der beiden Hirsche auf knapp zehn Jahre. Im Nationalpark werden nämlich männliche Rothirsche nur bis zum Alter von drei Jahren bejagt. „Ab dem vierten Lebensjahr haben die Hirsche bei uns dauerhaft Schonzeit. Sie können dann 15 bis 20 Jahre alt werden“, erläuterte Möller. Das sei eine Besonderheit des Nationalparks. Außerhalb des Geländes würden die Tiere aufgrund der Bejagung oft nicht so alt.