„CiuCiu“-ManufakturDie Bonbon-Macher mussten schließen

Nichts erinnert im Schaufenster des Ladenlokals in der Wertherstraße mehr daran, dass das „CiuCiu“ hier Bonbon, Zuckerstangen und Lutscher verkaufen wollte. (Foto: Röder)
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Bad Münstereifel – Nicht ein Bonbon erinnert mehr an die bunte Warenauslage, die das Schaufenster in der Wertherstraße noch vor wenigen Wochen zierte. Für die Kunden der „CiuCiu“-Bonbonmanufaktur in der Kurstadt hat es sich „ausgelutscht“. Die Tür des im Sommer eröffneten Ladens, für den das zuckersüße Naschwerk nach jahrhundertealter handwerklicher Tradition hergestellt wurde, bleibt geschlossen.
Das Bauamt in Euskirchen hatte die Schließung Ende November angeordnet. Doch schon vor der Eröffnung war es es zu Unstimmigkeiten zwischen dem Vermieter Marcel Heinen und dem Mieter Florian Belgard, dem Inhaber von „CiuCiu“, gekommen.
Der Vermieter habe das Ladenlokal bis zur Eröffnung ausgebaut und fertiggestellt haben wollen, sagte Belgard. Zum 1. Juli, spätestens aber zum 1. August sollten die ersten Bonbons über die Warentheke wandern. Die Bonbonmacher wollten nahezu zeitgleich mit dem City-Outlet eröffnen. Doch es sei alles anders gekommen.
„Bis Ende Juli gab es weder ein Bauteam noch einen Antrag auf Nutzungsänderung“, berichtet Belgard. Um die Baustelle voranzubringen und dem Vermieter entgegenzukommen, halfen die „CiuCiu“-Leute mit. Sie übernahmen Elektroarbeiten und verlegten Bodenbeläge. Der Vermieter habe sie immer wieder damit vertröstet, dass die Abstimmung mit dem Brandschutzbeauftragten Zeit brauche, so der Bonbonmacher.
Ladenlokal provisorisch hergerichtet
Eine solches Projekt benötige tatsächlich Zeit, erläuterte Heinen gegenüber dieser Zeitung: „Erst dann, wenn eine Genehmigung von der obersten Behörde vorliegt, kann man starten.“
„Um den Umsatzverlust zu minimieren, entschlossen wir uns, das Ladenlokal provisorisch herzurichten“, so Belgard: „Hierfür zeigte der Vermieter keinerlei Verständnis und präsentierte uns ein von ihm aufgesetztes Schreiben, in dem wir mit unserer Unterschrift jegliche Haftung für die Baustelle übernehmen oder aber das Ladenlokal sofort schließen sollten. Wir konnten nicht anders als zu unterschreiben, das Ladenlokal war geöffnet, Termine etwa mit dem Kinderschutzbund Bad Münstereifel gemacht. Und da wir zwischenzeitlich viel Geld investiert hatten, war der Umsatz auch benötigt.“
Ende Oktober erteilte das Bauamt dann die Genehmigung. „Der Antrag auf ein Ladenlokal mit Verkaufsfläche ist vom Vermieter sauber beantragt worden“, so Walter Thomassen, Pressesprecher des Kreises. Allerdings sei die Genehmigung mit baulichen Auflagen verbunden gewesen, die vor Eröffnung des Ladens hätten umgesetzt sein müssen: Thomassen: „Der Vermieter hat jedoch nach der Genehmigung nichts gemacht. Er hat damit gegen das geltende Baurecht verstoßen. Das Bauamt musste daher den Laden zwangsläufig schließen.“
Hoffnung, dass in der Wertherstraße doch noch Bonbons verkauft werden, dürften sich zerschlagen haben. Zwischenzeitlich kündigte der Vermieter fristlos den Mietvertrag. „Es gab Differenzen, weil Absprachen nicht eingehalten wurden“, begründete Heinen diesen Schritt.
Traurige Kinder
„Wir wären gerne in der Stadt geblieben“, macht der Bonbonmacher deutlich: „Wir haben hier schon Kinder vor der geschlossenen Ladentür gehabt, die traurig waren, weil sie so gerne Bonbons und Lutscher gekauft hätten.“ Er selbst habe mit dem Engagement in Bad Münstereifel viel Geld in den Sand gesetzt. Doch der Ausfall des Verkaufs, insbesondere des Weihnachtsgeschäftes, sei es nicht allein. Neben dem Geschäftsführer Franz Weber seien drei Mitarbeiter eingestellt worden, die nun entlassen werden mussten.
Bad Münstereifel sollte nach den Plänen Belgards zum Schulungszentrum des Unternehmens werden, das eine weitere Produktions- und Verkaufsstätte in Köln betreibt. Er habe zudem schon Weichen gestellt, um die Weltmeisterschaft der Bonbon-Macher 2016 in Bad Münstereifel stattfinden zu lassen, deren Jurymitglied er ist.
Das Gebäude, in dem der Bonbonladen beheimatet war, liegt unmittelbar am Beginn der Fußgängerzone, direkt hinter dem Werther Tor, in einer sogenannten „1a-Lage“. Belgard vermutet daher, dass der Vermieter in der Zwischenzeit vielleicht ein lukrativeres Angebot vom City Outlet erhalten haben könnte.
Belgard schließt eine Schadensersatzklage gegen den Vermieter nicht aus. Ganz hat er der Kurstadt aber noch nicht den Rücken gekehrt. „Wir suchen weiter nach möglichen Standorten, weiten aber die Suche auf die Region aus.“