Schwertransporter fährt selbstRotoren für Dahlemer Windpark nachts auf der Straße

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Am Forstwalder Hof erfolgt die Umlagerung der 21 Tonnen schweren Rotorblätter vom Aufleger auf die Selbstfahrermodule.

Am Forstwalder Hof erfolgt die Umlagerung der 21 Tonnen schweren Rotorblätter vom Aufleger auf die Selbstfahrermodule.

Dahlem/Blankenheim – Da kommt zu nachtschlafender Zeit etwas auf die Anwohner zwischen dem Forstwalder Hof bei Blankenheim und Schmidtheim zu. Sechs 65 Meter lange und jeweils 21 Tonnen schwere Rotorblätter werden in den kommenden 14 Tagen nach und nach nachts zu den Betontürmen der Windkraftanlagen 18 und 19 des Windparks Dahlem IV im Schmidtheimer Wald gefahren.

Premiere im Kreis Euskirchen

Für René Stein ist das, was für die Polizei im Kreis ein Ausnahmefall auf den Straßen zwischen Forstwalder Hof und dem Schmidtheimer Wald ist, eher der Normalfall. „Das machen wir fast jeden dritten Tag“, so der Mitarbeiter eines Spezialkrananbieters aus Trier. Stein meint damit die rund 130 Transporte dieser tonnenschweren Rotorblätter für Windkraftanlagen, die das Unternehmen in Deutschland pro Jahr durchführt. Für den Kreis Euskirchen ist es jedoch eine Premiere, als die erste Tour der neuen Rotoren für den Dahlemer Windpark in der Nacht zum Donnerstag geplant wird.

Am Mittwochvormittag steht Stein noch auf dem Parkplatz am Forstwalder Hof und greift sich eine große Fernsteuerung. Er hängt sich den Stützgurt über die Schulter. Was er in der Hand hält, ist keine kleine Fernsteuerung, wie sie Kinder für ihre bunten Flitzer lieben oder Fans des Modellflugzeugbaus nutzen. Die hier wirkt robuster und ist voll gepackt mit kleinen Anzeigen, Kipphebeln, Knöpfen und einem Joystick. Das ist die Steuerung, mit der Steins Chef und Teamleiter Daniel Schulz gegen 22 Uhr ein Monstrum in Bewegung setzen kann – wenn die Bedingungen stimmen und beispielsweise der Wind nicht zu stark ist.

Doch zuvor sind im Laufe des Mittwochnachmittags die ersten drei von sechs Rotorblättern am Lagerplatz beim Forstwälder Hof mit zwei Großkränen vom Schwertransportaufleger auf die Ladefläche des selbstfahrenden Schwertransportmoduls (SPMT) umzuladen.

Verkehrszeichen zeitweise abmontiert

Wo nötig, sind in den vergangenen Tagen bereits entlang der 21 Kilometer langen Route, die die Straßenverkehrsbehörde für die Schleichfahrt genehmigt hat, in „Lichtraumhöhe“ des Flügels überhängende Äste über den Straßen abgeschnitten worden. Auch das eine oder andere Verkehrszeichen ist zwischenzeitlich aus dem Standort ausgehoben und am Straßenrand geparkt worden.

Gesteuert per Fernbedienung und mit vier bis fünf Kilometern pro Stunde, also im Schritttempo, ist der mehrachsige Selbstfahrer unterwegs. Die Route führt zuerst über die B51, dann die L204 in Richtung des Kreisverkehrs oberhalb von Schmidtheim. Am Ortseingang geht es um eine scharfe Rechtskurve – ein Engpass – auf die Reifferscheider Straße und hoch in den Wald bis zur Abzweigung nach Kreuzberg.

Nachtfahrerlaubnis endet um 6 Uhr

Dort muss der Riesenflügel auf seinem rollenden Untersatz die öffentlichen Straßen spätestens um 6 Uhr morgens verlassen haben, denn dann endet die Nachtfahrerlaubnis für den Sondertransport. Für die Strecke bis zum Waldrand kalkuliere er, so René Stein, um die acht Stunden ein. Ja, jeder Wanderer ist schneller unterwegs.

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Das Abladen und der Rücktransport des leeren, dann von einer Zugmaschine gezogenen Selbstfahrers ist für Donnerstagvormittag vorgesehen. In rund zwei Wochen will man so alle sechs Blätter zu den beiden Windkrafttürmen gefahren haben, in sieben Kilometern Tiefe im Schmidtheimer Wald. Dort erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr die Montage an die beiden Naben.

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