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DenkmalpflegeNach Saunabesuch Traumhaus gefunden

Lesezeit 5 Minuten

Der restaurierte Hof in Schönau strahlt dank neuer Fassaden, Fensterläden und Blumentöpfe  Wohnlichkeit aus.

Schönau – Idyllisch liegt der alte Fachwerkhof mitten in Schönau direkt an einem kleinen Bach. Er strahlt mit seinen bunten Blumenkästen und einigen getöpferten Kunstwerken vor dem Hintergrund der schönen Fachwerkfassade Wohnlichkeit aus.

„Der Hof ist eines der ganz alten Häuser in Schönau. Das Kerngebäude wurde vermutlich 1791 erbaut“, sagt Jörg Hannes Kuhn, seit acht Jahren Besitzer des historischen Gebäudes. Das Jahr steht als Inschrift auf einem Stein, den der Musiker und Sänger klassischer Musik bei der Renovierung in der Scheune entdeckt und der jetzt einen schönen Platz im Hof erhalten hat.

Den maroden Hof hatten Jörg Hannes Kuhn und seine Ehefrau Gisela zufällig bei der Anfahrt zur Sauna entdeckt. „Wir haben gesehen, dass am Hof gerade jemand einen Zettel befestigte. Auf dem Rückweg von der Sauna haben wir dort angehalten und gesehen, dass der Hof zum Verkauf steht. Drei Wochen später war der Kauf perfekt“, schildert Kuhn. Überzeugt habe sie vor allem das Fachwerk und die Lage direkt am Bach. Doch was alles in den kommenden Wochen und Jahren auf sie zukommen sollte, hätten sie beim Kauf nicht geahnt, so der Musiker weiter. „Den Hof hatte zuvor ein Landwirt bewohnt, der im Alter von 86 Jahren gestorben ist. Am Haus und an den Nebengebäuden war jahrelang nichts gemacht worden.“

Einige Außenwände waren marode. Die Dachverbindung von Haupthaus und der im rechten Winkel angebauten Scheune war undicht. „Das Scheunendach war so konstruiert, dass Wasser und Schnee gegen die Wand des Haupthauses drückten. Die Wand war dadurch feucht geworden“, erläutert der heutige Besitzer. Das Ehepaar ließ das Dach erneuern.

Die Dächer des Haupthauses, der Scheune und der Ställe waren zum Zeitpunkt des Kaufs mit Wellblech und Blechpfannen gedeckt. „Das ist wohl nach dem Krieg so repariert worden.“ Als das Paar die Dachflächen sanieren wollte, schaltete sich das Amt für Denkmalpflege ein: Sie mussten handgefertigte Eifeler Schüttelpfannen verwenden. „Da mussten wir bei vielen Dachdeckern anfragen, ob sie welche auf Lager hätten“, erinnert sich Kuhn. Zum Glück seien die Eichenholzbalken im Dachstuhl noch in einem guten Zustand gewesen. Sie mussten nicht ausgetauscht werden.

Auch im Innern des Hauses waren die Kuhns aktiv und ausgesprochen kreativ. Durchbrüche wurden geschaffen, Tapeten entfernt und neue Böden verlegt. „Unter den Tapeten waren die Wände schwarz von einer Teerschicht, die wohl zur Isolierung über den Putz gestrichen worden war. Dadurch konnten die Lehmwände des Fachwerks nicht mehr atmen“, so der Schönauer.

Die Fenster im Fachwerkhaus der Kuhns boten  vor acht Jahren keinen schönen Anblick. Die  Original-Holzfenster mit Sprossen waren entfernt und durch Plastikfenster mit Rollladen ersetzt worden. Diese bauliche Sünde mussten  Gisela und Jörg Hannes Kuhn nach dem Kauf des Hofs wieder ausbügeln:  „Wir hatten noch drei Originalfenster, die uns als Muster für die anderen Fenster dienten.

In  allen Fenstern  wurde  sogenanntes Goetheglas eingesetzt, das die charakteristische, unregelmäßige Oberfläche des alten Fensterglases hat. „Da die Lehmwände des Fachwerks sehr gut isolieren, haben wir zu Gunsten des historischen Charakters auf eine Zweifachverglasung verzichtet“, so der Hausbesitzer.

Zur Verschönerung der Fassade ließen die Kuhns zudem neue Fensterläden aus Holz anfertigen, da die ursprünglichen  Läden nicht mehr vorhanden waren. „Die neuen Fensterläden sollten aber nicht einheitlich sein, sondern eine ganz eigene Verbretterung haben“, erläutert Kuhn. Halt so, wie es auch früher der Fall gewesen sei, als es noch keine DIN-Normen gab.

(jko)

Heute ist davon nichts mehr zu sehen, denn der alte Putz ist ab. An vielen Stellen im Haus haben die Kuhns das Fachwerk nicht wieder verputzt. Dort, wo sie Wände entfernt haben, sind die Original-Eichenbalken als offene Raumtrenner erhalten geblieben. So sind großzügige Räume mit gemütlichem Charme entstanden.

Zur Gemütlichkeit tragen auch die Kölner Decken mit ihren restaurierten Holzbalken bei. Obwohl die Deckenhöhe sehr niedrig ist – das ist typisch für alte Fachwerkhäuser – haben die Kuhns durch die Verbindung der Räume und Dachfenster eine helle, luftige Atmosphäre geschaffen.

„Wir sind große Frankreich-Fans und verbringen dort viel Zeit. Von dort bringen wir auch viele alte Möbel mit“, sagt Gisela Kuhn. Und so ist ein harmonischer Mix aus alten Holzmöbeln und modernem Mobiliar entstanden. Dabei war es Gisela und Jörg Hannes Kuhn wichtig, nicht den ursprünglichen Charakter des Hauses zu verändern. Viel Arbeit haben sie auch in die Außenanlage des Hofs gesteckt. Ein Zaun, der vorher die Rasenfläche getrennt hatte, wurde entfernt. Über eine kleine Brücke ist dieser, auf der anderen Seite des Bachs liegende Teil des Gartens jetzt erreichbar.

Den Bachlauf bepflanzten die Eigentümer und ergänzten die Gartengestaltung noch durch einige Kunstobjekte. „Die Gartenseite des Haupthauses war ursprünglich vollständig verputzt und bot keinen schönen Anblick. Wir haben sie mit Holz verkleidet. Das passt sehr gut zur Fachwerkfassade der anderen Wände“, so der Sänger.

Dank eines Durchbruchs in der Wand können die Kuhns ihren Garten jetzt auch direkt von der Küche aus betreten. Außerdem haben sie noch eine überdachte Holzterrasse angebaut. Dieses lauschige Plätzchen lädt zum Verweilen und Genießen ein. Sechs Jahre haben die Renovierungsarbeiten gedauert. Im Dezember 2010 zogen beide in ihr neues Heim. „Ich kann mich noch gut an diesen Tag erinnern. Es waren minus 20 Grad“, so der Hausbesitzer. Bereut hat er den spontanen Kauf nicht: „Rückblickend würde ich es wieder machen – trotz der ganzen Arbeit und Kosten, mit denen wir am Anfang nicht gerechnet haben.“

Jetzt sei eigentlich alles fertig: „Wir wollen nur noch einen Brunnen im Hof bauen und die Mauer zur Straße instand setzten.“ Und damit bleibt dem Paar jetzt auch Zeit, die Füße hochzulegen und ihr Werk zu genießen – es ist ja richtig idyllisch geworden.