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Eugebau plant 90 WohneinheitenFurcht vor sozialem Brennpunkt

Lesezeit 3 Minuten

Neun Baukörper, zwei Querriegel (in Weiß) und ein Neubau (vorne) direkt an der Frauenberger Straße zeigt das Modell.

Euskirchen – „Mein Puls war 20 Minuten lang so hoch, dass ich keine Worte fand“, sagt Hans-Gerd Hilger, der Sohn von Stadtoriginal „Hilgers Männ“. Als Anlieger der Malmedyer Straße hat er viele Jahre mit dem leerstehenden Gehöft an der Frauenberger Straße hinter seinem Garten gelebt. „Ich habe immer damit gerechnet, dass da mal was Anständiges gebaut wird, aber die jetzigen Pläne beunruhigen mich.“ Hilger kann sich ebenso wenig wie sein Nachbar Robert Scholz vorstellen, dass die Euskirchener gemeinnützige Baugesellschaft (Eugebau) gemeinsam mit der Kölner IPG fast 100 Wohneinheiten sozialverträglich anlegen und verkehrlich ohne neue Probleme an die schon viel belastete Frauenberger Straße anbinden kann.

Eugebau will auch Wohnungen verkaufen

Doch genau dies versucht die Eugebau, wie deren Architekt Sven Möller sagt. Es sei noch gar nicht entschieden, ob und wie viele Wohnungen später verkauft oder vermietet würden. „Wir müssen nicht zwingend Sozialen Wohnungsbau betreiben, zumal gerade die Zinslage sehr günstig ist.“ Darum solle qualitativ hochwertig gebaut werden – und zwar so, dass unterschiedliche Wohnungsgrößen das Zusammenleben von jungen Paaren mit Singles und Senioren unter einem Dach fördern.

Die Anlieger stören sich vor allem an den Gebäudehöhen. Vier Geschosse werden faktisch entstehen. „Tatsächlich sind es drei mit einem Staffelgeschoss, das aber niemand wahrnehmen wird“, sagt Möller und zählt Beispiele aus der Umgebung auf, die ebenfalls drei Geschosse haben. Hilger wohnt jedoch in einem zweigeschossigen Haus. Das Nachbarhaus hat nur ein Geschoss. 7,50 Meter von seiner Grundstücksgrenze entfernt will die Eugebau bauen. „Nach Landesbauordnung dürfte man bei einem neun Meter hohen Haus sogar in einem Abstand von 3,60 Metern bauen“, sagt Möller. „Heute ist es absolut notwendig, dass man innerstädtisch nachverdichtet und höher baut“, erklärt der Architekt. „Das Streben zum Stadtrand ist Landraub, und die Innenstädte veröden“, sagt Möller.

Gerade die Natur ist es, die Hilger, Scholz und ihre Nachbarn entlang der Malmedyer und an der Danziger Straße jahrelang genossen haben. Scholz berichtet von einer Eule, die er oft in der Dämmerung beobachte: „Sie lebt in dem leeren Gehöft.“ Die Eugebau plant jedoch für andere Bewohner. Sie will möglichst schon dieses Jahr mit einem Gebäude an der Frauenberger Straße beginnen. „Dafür haben wir bereits Baurecht und die Leitungen liegen. Für das Gesamtprojekt könnten wir Ende des Jahres den Bebauungsplan haben und dann nach und nach – je nach Bedarf – bauen“, sagte Möller. Vier der neun Baukörper sollen nicht alleine stehen bleiben, sondern durch den Bau von zwei Riegeln jeweils mit einem Nachbarn verbunden werden. Die Eugebau verweist auf die Schandflecke, die dort vorher standen. Möller: „Wir betreiben auch Stadtreparatur.“