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Youth Olympic FestivalDen Anruf vom Bundestrainer hat Mika Lohmar aus Flamersheim ignoriert

5 min
Mika Lohmar fährt auf einem weißen Rennrad an einer Absperrung vorbei.

Mit seinen guten Leistungen hat der Flamersheimer Mika Lohmar, der mittlerweile für den VfR Büttgen startet, in der U17 auf sich aufmerksam gemacht.

Mika Lohmar aus Flamersheim schnuppert in Skopje Olympia-Luft: Beim European Youth Olympic Festival tritt er in Zeitfahren und Straßenrennen an.

Die Straßen rund um Flamersheim kennt Mika Lohmar wie seine Westentasche. Wobei das etwas weiter gefasst werden muss, denn als Radsportler kommt man schließlich gut rum. Unter 60 Kilometern macht es der 15-Jährige nicht. Mindestens zwei Stunden dauert ein Training unter der Woche, schließlich ist er vormittags in der Schule.

An wettkampffreien Wochenenden sind es auch gerne schon mal 3,5 bis vier Stunden. Seine Lieblingsstrecke führt ihn über Schuld in Richtung Todenfeld, denn dort kann er nicht nur das Bergfahren trainieren, sondern auch Intervalle. Nur: Die Augen sind auf die Straße gerichtet, an Sightseeing ist da nicht zu denken.

Die „fremde Nummer“ war der Bundestrainer

Demnächst wird Lohmar eine andere Gegend und andere Straßen kennenlernen: Vom 20. bis 26. Juli nimmt der Rennradfahrer, der für den VfR Büttgen fährt, am European Youth Olympic Festival (EYOF) in der nordmazedonischen Hauptstadt Skopje teil. Vor etwa einem Monat hat er davon erfahren, dass er Teil des Junioren-Radsporttrios ist. Allerdings auf Umwegen. Eine fremde Nummer hatte versucht, ihn auf dem Handy zu erreichen. „Da bin ich nicht dran gegangen“, erzählt Mika Lohmar.

Am anderen Ende wäre der U17-Bundestrainer gewesen. Doch dank moderner Kommunikation meldete der sich per WhatsApp beim Flamersheimer. Und so geht das Abenteuer EYOF bald los. Ausgerüstet ist Lohmar bereits: Er hat Trikot, Hose, Schuhe, Socken, Kappen, eine Reisetasche, Regenjacke, Sweatshirt und mehr vom „Team D“.

Rennradfahrer Mika Lohmar aus Flamersheim startet für Deutschland bei der Jugendolympiade in Skopje.

Die deutschen Farben stehen ihm gut: Mika Lohmar im Dress von Team Deutschland.

Komplettiert wird das Jungstrio von Jasper Carls von der HSG Universität Greifswald und Felix Jerzyna vom SSV Gera. Die drei kennen sich von den Wettkämpfen und aus dem Talentteam German Cycling. „Beim Sprint ist Felix besser, am Berg und beim Zeitfahren bin ich es“, vergleicht Mika Lohmar sich und einen Teamkollegen.

Doch mit Jasper Carls können sich beide nicht messen. „Das ist ein Wunderkind“, meint Tobias Lohmar, Mikas Vater, anerkennend. Auffallend sei, dass sich die drei Jungs gut miteinander verständen, auch wenn sie während der Rennen Konkurrenten seien. „Vorher redet man kaum miteinander, erst danach wird gesprochen“, hat Tobias Lohmar beobachtet.

Mika Lohmar ist einer der besten Nachwuchsfahrer in Deutschland

Mikas Teilnahme am deutschen Kader ist aufgrund der Leistungen berechtigt. In der Bundessichtungstabelle rangiert der Flamersheimer nach etwa drei Viertel der Rennen auf Rang drei von 62 Fahrern. In der U17-Tabelle ist er Vierter von 270 Radsportlern.

In Deutschland gehört der 15-Jährige dementsprechend zu den besten seiner Altersklasse. In Skopje wird er aber auf die besten Nachwuchs-Radsportler Europas treffen. „Da fahren alle Guten mit“, weiß Mika Lohmar, der deshalb keine Prognose wagen möchte. Vielmehr ist er stolz darauf, dass er Teil des Deutschlandkaders sein darf. 148 junge Sportlerinnen und Sportler gehören zum Team D.

Sie treten in den Sportarten Badminton, Basketball (3x3 und Halle), Geräteturnen, Handball, Judo, Kanu-Slalom, Leichtathletik, Radsport (Mountainbike und Straße), Schießsport, Schwimmen, Taekwondo und Volleyball an. In Skopje werden insgesamt mehr als 4000 Athleten aus 49 Ländern dabei sein. „Das ist das Größte, was man als junger Radsportler erreichen kann“, sagt Mika Lohmar.

Bei den Rennen in Skopje wird es voraussichtlich sehr warm

Untergebracht sind die deutschen Athleten etwa 40 Kilometer von der nordmazedonischen Hauptstadt entfernt. Apropos 40: Wenn man den Wettervorhersagen glauben darf, wird an Lohmars beiden Wettkampftagen die 40-Grad-Marke geknackt. An diesem Samstag kommt er bei „kühlen“ 33 Grad in Skopje an, die Eröffnungsfeier am Sonntag bestreitet er dann bei 37 Grad,   beim Zeitfahren am Dienstag sollen es 41 Grad heiß sein, beim Straßenrennen am Donnerstag 40. Am Samstag geht es dann laut Vorhersage bei 42 Grad wieder zurück nach Hause, wo es 16 Grad kühler sein soll. Doch der Flamersheimer nimmt das alles gelassen: „Ich kann gut bei hohen Temperaturen fahren“, sagt er.

Ich mag halt nicht die Enge beim Sprint. Deshalb bin ich von Anfang an schnell.
Mika Lohmar

Immerhin wird Mika Lohmar wegen der Sommerferien keine ganze Woche an seiner Schule, dem St.-Angela-Gymnasium in Bad Münstereifel, fehlen. Allerdings zeigt sich das „Angela“ ohnehin sehr großzügig. Denn auch während der Saison kommt es öfter vor, dass Lohmar freitags oder montags fehlt, weil am Wochenende Wettkämpfe anstehen. „Die Schule unterstützt uns echt gut“, lobt Tobias Lohmar.

Und nach dem EYOF ist vor den nächsten Rennen. Nach Frankreich geht es im Sommer noch und dann nach Österreich, wo er für Deutschland bei der Oststeiermark-Tour antritt. Zuletzt hatte der 15-Jährige als Vorbereitung auf das EYOF die Trainingstouren etwas verlängert. Aber beim Treffen zwei Wochen vor Skopje wirkte er noch sehr entspannt. Wegen der Bahnmeisterschaften und der Schule stand das EYOF noch nicht so im Fokus.

Im nächsten Jahr winkt die U19-Nationalmannschaft

Und wie geht es dann nächstes Jahr weiter? Weil er im Oktober Geburtstag hat und deshalb im Jahr 2026 17 wird, muss er nächstes Jahr in der U19 starten. Für die Familie bringt das eine Entlastung, denn dann sind nicht mehr die Eltern, sondern die Teams für die Wettkämpfe verantwortlich. „Stand jetzt dürfte Mika in der Nationalmannschaft sein“, sagt sein Vater. Die Rennen werden dafür länger. Aktuell haben sie eine Maximaldistanz von 80 Kilometern, in der U19 dürfen sie bis zu 120 Kilometer lang sein.

An seinem Stil will der Gymnasiast aber nichts ändern. Ein aggressiver Fahrer sei er. „Er ist einer der aggressivsten, die ich kenne“, sagt Tobias Lohmar. Aber auch dafür hat sein Sohn eine rationale Erklärung: „Ich mag halt nicht die Enge beim Sprint. Deshalb bin ich von Anfang an schnell.“ Einen weiteren Vorteil bringe es mit, wenn man weit vorne fährt: „Dann muss ich mich auf der Zielgeraden nicht mit den Sprintern messen.“

Ob sein künftiger Trainer das auch so sieht oder ihn taktisch schulen wird, wird sich zeigen. Klar ist aber, dass er nächstes Jahr nicht mehr für den VfR Büttgen fahren wird. Angebote von Teams gibt es, entschieden ist aber noch nichts. Sein großes Ziel wird Mika Lohmar ohnehin weiter verfolgen: Er will Profi werden.