FlüchtlingeKreis Euskirchen hat zwei Standorte für Unterkünfte ins Auge gefasst
Kreis Euskirchen – Der Kreis Euskirchen und das Deutsche Rote Kreuz sind in Alarmbereitschaft, ein Krisenstab ist gebildet. Man will bestmöglich gerüstet sein, um eine größere Zahl an Flüchtlingen aufzunehmen. Zu Tausenden fliehen die Menschen vor Krieg und Not aus ihrer Heimat, ihr Ziel ist Deutschland – und einige von ihnen sind bereits im Kreis Euskirchen.
Weitere werden kommen. „Wann uns die nächsten Flüchtlinge erreichen, steht noch nicht fest“, sagte Kreis-Pressesprecher Walter Thomaßen am Donnerstag. Jederzeit könne die Meldung eingehen, dass im Kreis Hunderte aufgenommen werden müssen.
DRK ist im Einsatz
DRK-Kreisgeschäftsführer Rolf Klöcker ergänzte: „In der Vergangenheit war dies häufig am Wochenende der Fall.“ Seine Organisation hat in den vergangenen Monaten bereits viel Erfahrung in der Betreuung von Flüchtlingen gesammelt. Etwa am Karnevalswochenende, als Dutzende im Kronenburger Haus für Lehrerfortbildung einzogen. Oder im Juli, als im Schullandheim des Rhein-Sieg-Kreises in Gemünd 200 Flüchtlinge aufgenommen wurden.
Für alle Beteiligten ist es die wichtigste Aufgabe, den Flüchtlingen ein Dach über dem Kopf zu bieten, um Obdachlosigkeit zu verhindern. „Aber wir können keine Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Mindeststandards zur Unterbringung nicht vorliegen“, erklärte Thomaßen. Zeltstädte wie in anderen Kommunen seien nicht geplant.
Zwei Standorte ins Auge gefasst
Zwei Standorte sind zur Einrichtung von Notunterkünften ins Auge gefasst: ein leerstehendes Gebäude auf dem Grundstück von DHL an der Thomas-Eßer-Straße in Euskirchen und Einrichtungen in der Bleiberg-Kaserne in Mechernich. Thomaßen: „Beim DHL-Gebäude handelt es sich um ein Verwaltungsgebäude, in dem es nicht genügend Duschen gibt.“
In beiden Notunterkünften sollen jeweils nach Vorgabe der Bezirksregierung Köln maximal 500 Flüchtlinge untergebracht werden, insgesamt also 1000 Flüchtlinge. Dies ist eine logistische Herausforderung. Laut Thomaßen wird derzeit mit Hochdruck geklärt, wo fehlende Betten, Möbel und vor allem mobile Sanitäranlagen beschafft und kurzfristig bereitgestellt werden können. „Zurzeit werden Inventarlisten zusammengestellt, damit wir eine Übersicht haben.“
Die Bundeswehr hat am Donnerstag mit dem Militärischen Abschirmdienst vor Ort Besichtigungen durchgeführt, bei denen geklärt werden sollte, ob und wie ein Areal für Flüchtlinge so abgegrenzt werden kann, dass sie nicht in militärische Sicherheitsbereiche gelangen. Bereits Anfang der 1990er Jahre nahm die Bundeswehr in Mechernich um die 300 Menschen auf, die vor dem Krieg auf dem Balkan geflohen waren. Ob dies aktuell auch der Fall sein kann, ist noch unklar.
DRK-Kreischef Rolf Klöcker geht davon aus, dass das Rote Kreuz die neuen Flüchtlings-Notunterkünfte im Kreis betreiben und die Schutzsuchenden mit Essen, Kleidung, Hygieneartikeln und vielem mehr versorgen wird. Doch für 1000 Menschen müssen auch erst mal 1000 Betten her. „Es ist zurzeit aufgrund der Flüchtlingslage in Deutschland sehr schwierig, an Betten ranzukommen“, erklärte Klöcker. Auf noch rund 100 Betten kann das DRK sofort zurückgreifen. Laut Thomaßen hat auch die Bundeswehr einige hundert Betten versprochen. „Alles schreit nach Betten“, machte Thomaßen deutlich. DRK-Chef Klöcker: „Wir haben einiges an Material in Gemünd im Einsatz.“
Dort wurde das Schullandheim in eine Unterkunft umfunktioniert, die inzwischen vom früheren Schleidener Bürgermeister Ralf Hergarten, Mitglied im DRK, geleitet wird. „Es handelt sich um eine Rundumbetreuung, die uns bevorsteht“, so Klöcker. Dazu sucht das DRK haupt- und ehrenamtliche Helfer, die mit anpacken. „Der Winter steht vor der Tür. Wir sind auf Geld- und Sachspenden wie Bekleidung weiterhin angewiesen.“
Kreissprecher Thomaßen: „Ich denke schon, dass wir es irgendwie hinkriegen, die Schutzsuchenden bei uns unterzubringen.“
Immer wieder stellt sich auch die Frage, warum nicht ein leerstehendes Gebäude in Vogelsang genutzt wird. Thomaßen erklärt dazu: „Dort ist keine bestehende Infrastruktur für Sanitär- und Heizungsanlagen. Wir gehen jetzt dahin, wo die Infrastruktur halbwegs vorhanden ist.“