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Die Grenzen erwandenRalf Spilles ist in der Eifel am „Südpol“ von NRW angekommen

Lesezeit 4 Minuten
Ralf Spilles und Landrat Markus Ramers sind an der Erinnerungstafel an den Losheimer Landgraben zu sehen.

Rast an der Höckerlinie: Am „Südpol“ des Landes begrüßte Landrat Markus Ramers (r.) den NRW-Umwanderer Ralf Spilles. Ramers will sich für eine touristische Aufwertung des Ortes einsetzen.

Ralf Spilles hat sein Projekt, NRW zu umwandern, fast geschafft. Landrat Markus Ramers begrüßte ihn am Losheimer Landgraben.

Das Ende ist nahe: Nur noch eine Handvoll Etappen fehlen dem „NRW-Umrunder“ Ralf Spilles aus Kreuzau, dann hat der 65-Jährige sein großes Ziel endlich geschafft. Und das nach dann immerhin rund acht Jahren: Er hat's ziemlich gemächlich angehen lassen, Nordrhein-Westfalens Landesgrenzen komplett zu Fuß abzuwandern. Diese künstlich gezogene Linie in der Landschaft ist immerhin stolze 1662 Kilometer lang. Den Endpunkt in Aachen, wo er 2017 auch gestartet war, will Spilles im Juni erreichen. Den Schlussakkord möchte er am Dreiländerpunkt bei Vaals setzen.

Auf seiner insgesamt 119. Etappe gab es ein ganz spezielles Highlight: Der „Südpol“ war erreicht. Und hier, an dem Grenzpunkt genau zwischen Hellenthal und der rheinland-pfälzischen Gemeinde Ormont, geht es auf der Nahtstelle zwischen dem Kreis Euskirchen und dem Vulkaneifelkreis Daun noch südlicher nicht mehr – bezogen gleichermaßen auf einen „Viererpack“: das Bundesland Nordrhein-Westfalen, den Regierungsbezirk Köln, den Kreis Euskirchen und die Gemeinde Hellenthal. Hier verlief übrigens einst auch die Grenze zwischen Kurtrier und Luxemburg. Kurtrier, auch bekannt als Kurfürstentum Trier, bestand vom Ende der karolingischen Zeit bis 1803.

Seit 1986 weist eine bronzene Tafel auf den „Südpol“ von NRW hin

Der Euskirchener Landrat Markus Ramers (SPD) begrüßte Ralf Spilles an diesem südlichsten Kreispunkt persönlich, nachdem der Kreuzauer schon vor einigen Wochen erstmals die „Außengrenze“ des Kreises Euskirchen erreicht hatte. Ramers, der in Freilingen lebt, kannte übrigens diese Stelle schon aus eigener Anschauung.

Mitten in der grünen Landschaft am „Losheimer Landgraben“, ein gutes Stück von der Wohnbebauung entfernt, weist seit 1986 eine bronzene Tafel auf den „Südpol“ hin. Sie wurde – auf Initiative des damaligen Kölner Regierungspräsidenten Dr. Franz-Josef Antwerpes, der den Punkt bei einer Eifelwanderung „entdeckt“ hatte – ein wenig unscheinbar an einem der moosbewachsenen „Drachenzähne“ der Höckerlinie des einstigen Westwalls geschraubt.

Von der NRW-Seite bei der Hellenthaler Ortschaft Kehr und von Ormont her führen teils staubige Wirtschaftswege an diese Stelle, wo zwei kleine Bäche zusammenfließen.

Zwei Straßenschilder weisen auf den drei Kilometer entfernten Ort Ormont hin und auf den Losheimer Landgraben, den südlichsten Punkt von NRW.

Ein Schild weist in Kehr auf den südlichsten Punkt des Landes hin.

Auch Landrat Ramers machte keinen Hehl daraus, dass man für etwas mehr Attraktivität und Aufenthaltsqualität an diesem geschichtsträchtigen Ort sorgen sollte, der noch stärker zu einer touristischen Adresse werden könnte, für den die Gemeinde Hellenthal auf ihrer Webseite ausdrücklich wirbt.

Auf den „südlichsten Punkt von NRW“ macht an der B265 ein weißes Hinweisschild aufmerksam – das ist es mit der öffentlichen Werbung praktisch auch schon. Ramers kündigte an, das Gespräch mit Hellenthals Bürgermeister Rudolf Westerburg (parteilos) zu suchen, um beispielsweise Tische und Bänke aufstellen zu lassen oder irgendwann einen der „Eifelschleifen“-Wanderwege daran vorbeizuführen, so der Landrat.

Die Begegnungen mit den Menschen haben Ralf Spilles beeindruckt

Neben dem südlichsten Punkt von NRW hat Ralf Spilles natürlich auch längst den westlichsten Zipfel des Landes in der Gemeinde Selfkant, die an die Niederlande grenzt, den nördlichsten zu Niedersachsen und den östlichsten Punkt „abgearbeitet“, bei Höxter im Weserbergland und gleichfalls an der Grenze zu Niedersachsen. Das Kloster Corvey – ein Weltkulturerbe, das zu Höxter gehört – hat Spilles auf seiner NRW-Umrundung bislang mit am meisten beeindruckt, wie er am „Südpol“ schilderte.

Nachhaltig und sehr positiv in Erinnerung geblieben sind auch die zahllosen Zufallsbegegnungen mit Passanten auf seinen Wanderungen. Beispielsweise habe er gelegentlich nur kurz um Unterstützung bitten müssen, wenn etwa der letzte Bus bereits weg war, der ihn zum Ausgangspunkt seiner Tagesetappe zurückbringen sollte. Da wurden auch schon mal 20 Kilometer eigens für ihn gefahren.

Die Wander-Erlebnisse sollen als Bücher veröffentlicht werden

All seine Erlebnisse will Ralf Spilles in einer Serie von Büchern niederschreiben. Der erste Band, „Einmal NRW und zurück – Zu Fuß entlang der Landesgrenze“, ist bereits veröffentlicht worden. Darin beschreibt er seine 17 Etappen von Aachen bis Kleve. Der nächste Band sei in der Korrekturphase und solle noch im Mai erscheinen, sagt Spilles. Er beschreibt seinen Weg von Kleve bis Gronau im Münsterland. Er würde sich freuen, betont er, wenn möglichst viele Menschen zumindest einen Teil seiner „Grenz-Wanderung“ nachgehen würden – der Ein- und Ausstieg sei jederzeit und überall möglich.

Der Kreuzauer, der für Markus Ramers ein Geschenk seines Bürgermeisters Ingo Eßer (CDU) mitgebracht hatte, machte deutlich, dass er die „Ideallinie“ der NRW-Grenze von 1662 Kilometern wohl nicht exakt abgegangen sei, sondern eher großzügig „überschritten“ habe. Denn es dürften sogar bis zu 1800 Kilometer werden, schätzt er, da er meist Wege gewählt habe, die andere Wanderer problemlos finden und nachgehen könnten. Landrat Ramers hatte für Spilles auch ein kleines Geschenk dabei: eine Brotdose, in die er „Proviantstullen“ zur Stärkung auf seinen Wanderungen stecken könne.

Wenn er die NRW-Grenze komplett „abgearbeitet“ hat, will Ralf Spilles keinesfalls ruhen. Neue Herausforderungen warteten noch auf ihn, verriet der 66-Jährige, etwa die beiden durch Nordrhein-Westfalen führenden Jakobswege und eine Wanderung durch die Lüneburger Heide. Und auch den geografischen Mittelpunkt von NRW will er noch zu Fuß erreichen: Er soll in Dortmund-Aplerbeck liegen, sagte Spilles.

Auf seinem NRW-Trip war er anfangs übrigens meist mit seinem Border Collie „Luke“ unterwegs, der aber mittlerweile gestorben ist. Jetzt ist er in der Regel allein oder auch mal mit seiner Frau Inge auf Wanderschaft.