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Hinweisschilder sollen helfenTotholz droht auf Wege zu fallen

Lesezeit 3 Minuten

Ein potenziell gefährlicher Wegabschnitt: Ranger Rainer Reinertz befestigt eines der Hinweisschilder im Kermeter.

Kreis Euskirchen – Wanderer, die durch den Nationalpark Eifel spazieren, sollten an manchen Stellen ausgesprochen vorsichtig sein. Bäume oder Äste könnten dort unvermittelt auf den Weg fallen. Davor warnt das Nationalpark-Forstamt an mehr als 50 Standorten jetzt offiziell mit Schildern. Es handele sich um „besonders gefährliche Wegabschnitte“. Schuld daran sind Borkenkäfer und Trockenheit, die zum Absterben von Fichten geführt haben. Dieses Totholz droht nun zur Gefahr für die Wanderer zu werden.

Die Situation habe im Nationalpark zu Diskussionen geführt, räumt Michael Lammertz, Fachgebietsleiter Kommunikation und Naturerleben beim Nationalpark-Forstamt, ein. Es sei darum gegangen, ob die toten Bäume entlang der Wanderwege gefällt werden müssen. „Das wäre das Sicherste gewesen, aber das hat dann nichts mehr mit Nationalpark zu tun“, so Lammertz. Denn im Nationalpark Eifel gelte das Motto: „Natur Natur sein lassen.“ Deshalb greifen die Ranger und Förster nur ganz selten ein. Alt- und Tothölzer seien Teil des Ökosystems und wichtig für den Park und seine Bewohner, so Lammertz: „Das ist das Wesen eines Nationalparks, dass die Bäume hier ihr natürliches Lebensende erreichen und in Würde sterben können.“

Das Sicherste, die toten Bäume fällen

Die Entscheidung, die abgestorbenen Bäume stehen zu lassen, haben die Verantwortlichen des Nationalparks laut Lammertz mit Sicherheitsexperten abgesprochen. Betroffen seien insgesamt rund 20 Kilometer Wanderwege. „Das sind nicht mal zehn Prozent unserer Wege“, sagt Lammertz. Dort, wo eine große Gefahr herrsche, werde natürlich eingegriffen. Das sei etwa bei bereits schief stehenden oder toten Bäumen an Rastplätzen der Fall. Auch am Wilden Weg werden demnach die toten Fichten entfernt. Der sei ein absoluter Besucher-Schwerpunkt und Wanderer seien dort explizit eingeladen, innezuhalten und sich hinzusetzen. Zudem würden von Borkenkäfern befallene Bäume zum Schutz der Wirtschaftswälder in einem 500 Meter breiten Korridor entnommen.

Der Natur auf die Sprünge helfen

Rund 50 neue Schilder weisen die Besucher des Nationalparks Eifel genau auf die Gefahren durch die abgestorbenen Fichten hin. Auf ihnen werden auch die Gründe für die Entscheidung erläutert, die toten Bäume stehen zu lassen.

Die Schilder sind im Stil der bereits bestehenden Schilderreihe „Was ist denn hier los?“ gestaltet. „Die Natur sich selbst zu überlassen, funktioniert im Nationalpark Eifel noch nicht überall“, erklärt Michael Lammertz. Und weiter: „Weil der Nationalpark ein Entwicklungsnationalpark ist, dauert das noch ein paar Jahre“.

An manchen Stellen müsse der Mensch eingreifen. Damit sich Wanderer nicht darüber wundern, werden auf den Schildern die Gründe erklärt.

So werden etwa Douglasien im Nationalpark entfernt. Es sind Nadelbäume aus Südamerika, die heimische Pflanzen in ihrer Entwicklung beeinträchtigen. „Wenn eine Douglasie neben einer Eiche steht, macht die Douglasie das Rennen“, so Lammertz weiter. An manchen Stellen müssten sie der Natur eben auf die Sprünge helfen, damit sich im Nationalpark ein komplett heimischer Wald entwickeln könne. (jre)

Da, wo die Bäume stehenbleiben, rät das Nationalpark-Forstamt den Besuchern, die entsprechenden Wegabschnitte „zügig zu durchwandern“. Grundsätzlich gelte: Das Betreten erfolge auf eigene Gefahr. Wie groß diese tatsächlich ist, sei schwer einzuschätzen, meint t Lammertz. Erfahrungswerte gebe es nicht. Die betroffenen Abschnitte seien meist kurz und Wanderer kämen schnell daran vorbei, aber: „Man sollte nicht gerade unter einem toten Baum die Picknickdecke ausbreiten.“

Und wenn doch ein Wanderer von einem Ast getroffen und verletzt wird? „Das müsste dann ein Richter entscheiden, ob wir alles richtig gemacht haben“, sagt Lammertz. Diese Situation im Nationalpark wird voraussichtlich noch länger andauern. Denn der Borkenkäfer ist weiterhin aktiv. Wanderer sollten also vorsichtig bleiben.