Installationen und Klangperformances der besonderen Art gab es jetzt im Schevener Bahnhof zu sehen – und natürlich auch zu hören.
Kunst-PerformanceNeue Klang-Experimente im Schevener Bahnhofsgebäude

Drei ferngesteuerte Motorboote auf dem Trockendock spielten im Schevener Bahnhof Musik der Komponistinnen Anna-Lea Weiand und Oxana Omelchuk ab.
Copyright: Stephan Everling
Als Ort für inspirierende und außergewöhnliche Konzerte hat sich der Bahnhof Scheven schon seit längerem etabliert. Am Sonntagabend unterstrichen vier Klangkünstler bei dem Konzert „Klangkolchose NRW ...?“ den guten Ruf des Bahnhofes als Ort für zeitgenössische und avantgardistische Kunst.
SCHIN Scheven, so hat der Kölner Künstler Rochus Aust den Bahnhof genannt, den er vor Jahren erworben und umgebaut hat. Das steht natürlich für „Scheven International“ und zeigt, welcher Anspruch an diesem Ort jenseits jeglicher Provinzialität gepflegt wird. Am Sonntag waren es Verena Barié, Levin Eric Zimmermann, Mark Polscher und Aust selber, die klangkünstlerische Kompositionen aufführten und dabei auch Werke von Anna-Lea Weiand und Oxana Omelchuk spielten.
Lautsprecher im Baum aus Bohnenstangen
Ein wichtiger Bestandteil der im Schevener Bahnhof gezeigten Kunst sind die Elemente der Performance und der Installation, die über die musikalische Aufführung hinausreichen. So hatte Zimmermann aus Hanfseilen und Bohnenstangen Bäume gebaut, die mit Lautsprechern versehen waren, über die Sounds abgespielt wurden. Drei ferngesteuerte Modellboote, die bei einem Konzert in Hilden bei einem Werk von Weiand Klänge produziert und aufgenommen hatten, lagen hier auf dem Trockendock und reproduzierten das vorher Aufgenommene.
24 CD-Player hatte Mark Polscher aufgebaut, die mit von ihm produzierten CDs mit elektronischen Klängen bestückt waren. In Acht-Sekunden-Abständen startete er einzeln die Geräte, so dass sich aus den abgespielten Geräuschen immer wieder neue Klangkombinationen und räumliche Reflexionen ergaben.

24 CDs von 24 Abspielgeräten, die nacheinander gestartet werden, präsentierte Mark Polscher im Klangbahnhof in Scheven
Copyright: Stephan Everling
Aust hatte sich derweil der Frage gewidmet, was Menschen in 3000 Jahren, die einen Lautsprecher finden, wohl als dessen Sinn annehmen mögen. Vielleicht als Pflanztopf? Klingend und schwingend enthielten die Lautsprecher in der Installation in der gebäudegroßen Halle des Bahnhofes also Pflanzen, die sie zum Gedeihen bringen wollten.
Mit Barié gemeinsam hatte Aust den einstigen Luftschutzraum mit aufblasbaren Stoßbällen gefüllt, der von einem aufflackernden Video beleuchtet wurde. Dies sei ein Hinweis darauf, wie sehr Plastik, aber auch zum Beispiel Instagram heute unser Leben bestimme, erläuterte Barié.
Klangkunst ist eine leise Kunst, die genaues Hinhören und einen offenen Geist verlangt. Für die zehn Besucher, die sich auf das Konzert und die dargestellte Kunst einließen, eine begeisternde Erfahrung, die sie mit viel Applaus bedachten, einem der Lieblingsklänge von Künstlern.