Fest der VielfaltUkrainer und Russen einträchtig beim Euskirchener Friedenstag

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Epiphana Uwimana dreht einer in Regenbogenfarben gekleideten Besucherin bunte Fäden in die Haarsträhnen.

Bunte Strähnen zauberte Epiphanie Uwimana, die beim Jugendmigrationsdienst in Euskirchen arbeitet, den Gästen ins Haar.

Hunderte Menschen aus vielen Teilen der Welt feierten beim 7. Euskirchener Friedensfest in der Kreisverwaltung Vielfalt und Toleranz.

Doch, es gibt sie noch, die Orte, an denen Russen und Ukrainer oder Türken und Kurden miteinander reden, essen und sich gegenseitig ihre Kulturen vorstellen. Zu beobachten ist dies beim Friedenstag im Euskirchener Kreishaus am Sonntag.

„Ich habe festgestellt, dass viele Bürger aus dem Kreis, die aus Russland stammen, den Menschen aus der Ukraine zeigen wollen, dass sie genau so sind wie sie – und umgekehrt“, berichtet Nevin Sezgin. Sie hat 2009 den ersten   Friedenstag initiiert. Damals, als Unruhen in Nahost wieder mal die Nachrichten füllten: „Die Menschen wurden nervös. Ich fand es nicht schön, dass nur geredet und nichts getan wurde.“

Ein multikulturelles Programm

Die Krisenherde sind seitdem nicht weniger geworden. Ein Friedensfest, etwa 13 Monate nach dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine – ergibt das Sinn? Die Antwort der Teilnehmenden ist eindeutig. „Sie wollen zeigen, dass die Kriege nicht ihre Kriege sind“, hat Nevin Sezgin bei ihren Kontakten mit Kreisbürgern, die zugewandert sind, erfahren. Die Nachfrage von Teilnehmern und die mehreren Hundert Besucher, die durchs das Foyer spazieren, untermauerten das, sagt sie.

„Ich hoffe, dass wir mit der Zeit hinkommen“, zeigt Nevin Sezgin auf den Programmablauf mit den Namen von Musikern, Sängern und Tänzern, die die Kultur ihrer Herkunftsländer präsentieren.   Da stehen die Tänzer der Nordeifelwerkstätten ebenso drauf wie Sängerin Madalina aus Moldawien, eine Eritrea-Tanzgruppe, die Drehorgelgruppe Simon, Martina und Friends, eine ukrainische Tanzgruppe, ein russischer Konzertpianist oder   das Trio aus Robert Kunze, Ex-Höhner-Mitglied Hannes Schöner und Hermann Heuser.

Und während sie spielen, tanzen oder singen, zeigt Nevin Sezgin   auf den „Weltmensch-Tunnel“, ein kleiner mit Blumen behangener Torbogen, durch den ein roter Teppich führt. „Wenn Sie durchgehen, sind Sie Weltmensch – sonst nichts“, erläutert die Initiatorin. Spätestens dann sei es egal, welcher Nationalität man sei und woran man glaube.

Zu idealistisch? Mag global gesehen so sein, aber nicht hier im Kreishaus. Denn hier präsentieren sich Frauen in ihrer Landestracht aus Eritrea, Epiphanie Uwimana zaubert Besucherinnen bunte Strähnen ins Haar, wie es in Teilen des afrikanischen Kontinents üblich ist, und Kinder, egal welcher Herkunft, bauen mit Klötzchen kleine Gebäude.

Die Speisen zeugen ohnehin von großer Vielfalt. Eine ältere Dame will wissen, wie das Gebäck heißt, das ihr angeboten wird. Dass sie dann an der Aussprache scheitert, quittiert sie mit herzhaftem Lachen. Und das Rezept? „Butter, Zucker und ganz viel Arbeit“   lautet die Antwort. Hauptsache, es schmeckt.

Das gilt auch für die anderen Spezialitäten aus den Küchen der Welt. Und für die Pizza, deren Teig Landrat Markus Ramers mit der Rolle bearbeitet, durch die Luft wirbelt und die seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bunt belegen. Der Erlös all dieser Verkäufe komme Menschen in Indien und im Erdbebengebiet an der türkisch-syrischen Grenze zugute, erklärt Nevin Sezgin – und eilt durchs Foyer. Es gibt viel zu tun.

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